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Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]; Hehl, Ernst-Dieter [Oth.]
Das Papsttum in der Welt des 12. Jahrhunderts — Mittelalter-Forschungen, Band 6: Stuttgart, 2002

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Herbers, Klaus: Das Papsttum und die iberische Halbinsel im 12. Jahrhundert
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https://doi.org/10.11588/diglit.34720#0039

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Das Papsttum und die Iberische Halbinsel

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us II. durch zwei über Frankreich nach Jerusalem ziehende Compostellaner Kanoni-
ker an, ob Bragas Erzbistumswürde nach Compostela übertragen werden könne40.
Gelasius bat Diego unter anderem um Unterstützung der römischen Kirche41. Diego
verstand schnell und schickte Boten mit 120 Goldunzen zum Papst42. Die Quelle
spricht nicht wie die Toledaner Satire von wertvollen Reliquien, sondern benutzt ei-
nen anderen schönen Ausdruck: Benediktionen. Die Gesandtschaft - obwohl die
Boten als Pilger gekleidet waren - konnte das Gebiet der verfeindeten Aragonesen
nicht durchqueren, erst eine noch vorsichtiger operierende zweite Botenschar mit
100 Goldunzen erreichte den Papst in Südfrankreich43. Aber es war zu spät, um Bra-
gas Rechte durch einen päpstlichen Spruch zu ergattern. Der plötzliche Tod Gelasi-
us' II. und die Wahl Calixts II. 1119 in Cluny schufen neue Voraussetzungen44. Denn
nun stand ein Mann an der Spitze der westlichen Kirche, der durch verwandtschaft-
liche und weitere Beziehungen Galicien und Compostela persönlich verbunden
war45.
Mönche aus Carrion de los Condes sollten wiederum eine neue Gesandtschaft
mit unterstützen, damit sich die Compostellaner Boten besser heimlich durch das
verfeindete Aragon hindurchschlagen konnten. Eine goldene Truhe, 211 Poiteviner
Schillinge, sechzig Mailänder Münzen und 20 Tolosaner Schillinge gehörten unter
anderem zu den Gaben, die auf abenteuerliche Weise nach Südfrankreich gelangten;
angeblich hatte aber inzwischen auch König Alfons einen unter Zwang verfaßten
Brief zugunsten Toledos an den Papst gerichtet, der diesen vier Tage zu unzähligen

Beiträge zur Geschichte von Kirche, Recht und Staat im Mittelalter. Festschrift für Franz-Josef
Schmale zu seinem 65. Geburtstag, hg. von Dieter Berg, Hans-Werner Goetz, Bochum 1989,
S. 151-202. Die Zeiträume von Mauritius' Abwesenheit aus Spanien sind nicht bis ins letzte ge-
klärt.
40 Historia Compostellana, ed. Falque Rey (wie Anm. 24), II3, S. 225.
41 ..., ut ... debita caritate subuenias, JL 6645, Historia Compostellana, ed. Falque Rey (wie
Anm. 24), II 3, S. 226. Zu den Geldzahlungen zur Rangerhöhung Compostelas unter anderem
Feige, Anfänge des portugiesischen Königtums (wie Anm. 16), S. 155f.; Vones, Historia Compo-
stellana (wie Anm. 8), S. 289-395; Richard A. Fletcher, Saint James's Catapult (wie Anm. 10),
S. 192-222, besonders S. 205f.; Klaus Herbers, Santiago de Compostela zur Zeit von Bischof
und Erzbischof Diego Gelmirez (1098/99-1140), in: Zeitschrift für Kirchengeschichte 98, 1987,
S. 89-102, hier S. 97f. Unter dem Stichwort »Bestechlichkeit« bei Gerhard Säbekow, Die päpst-
lichen Legationen nach Spanien und Portugal bis zum Ausgang des XII. Jahrhunderts, Diss.
Berlin 1931, S. 74f. Aus Sicht der »Einnahmen«: Karl Jordan, Zur päpstlichen Finanzgeschich-
te im 11. und 12. Jahrhundert, in: Quellen und Forschungen aus italienischen Archiven und
Bibliotheken 15, 1933-1934, S. 61-104, hier S. 83-88; Mary Stroll, The Jewish Pope: Ideology
and Politics in the Papal Schism of 1130 (Brills Studies in Intellectual History 8), Leiden u. a.
1987, S. 111-120, die auch analysiert, warum dieses System nach 1124 nur noch eingeschränkt
funktionierte. Vgl. zur Spätzeit Calixts II. Johannes Laudage, Rom und das Papsttum im
frühen 12. Jahrhundert, in: Europa an der Wende vom 11. zum 12. Jahrhundert. Beiträge zu Eh-
ren von Werner Goez, hg. von Klaus Herbers, Stuttgart 2001, S. 23-53, hier S. 49-51 mit
Anm. 152-166, auch unter Verwendung des Compostellaner Beispiels.
42 Historia Compostellana, ed. Falque Rey (wie Anm. 24), II4, S. 226-228 (vgl. II15-20, S. 251ff.).
43 Historia Compostellana, ed. Falque Rey (wie Anm. 24), II 6, S. 229-232.
44 Zu dessen Pontifikat vgl. nun die umfassende Studie von Beate Schilling, Guido von Vienne -
Papst Calixt II. (MGH Schriften 45), Hannover 1998. Außerdem hatte Gelasius II. schon zuvor
die Neubesetzung Bragas angeordnet: JL 6639, ed. Mansilla, Documentaciön (wie Anm. 28),
S. 72 Nr. 53.
45 Dies hebt auch die Historia Compostellana hervor, ed. Falque Rey (wie Anm. 24), II 9, S. 237,
vgl. zusammenfassend Schilling, Guido (wie Anm. 44), S. 450.
 
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