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Schlick, Jutta; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
König, Fürsten und Reich: (1056 - 1159) ; Herrschaftsverständnis im Wandel — Mittelalter-Forschungen, Band 7: Stuttgart, 2001

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https://doi.org/10.11588/diglit.34721#0099
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Concordm ucdFsmF üf -
Die wiedergefundene Eintracht (1125-1137)
Die Fürsten als Garanten der Reichsordnung:
Die Wahl Lothars III.

Als Heinrich V. im Mai 1125 in Utrecht kinderlos verstarb, eröffnete sich den Reichs-
fürsten eine völlig neue Situation und zugleich die Chance, mit einem geeigneteren
Herrscher als dem letzten Salier die Reichsordnung und die Eintracht von Kirche
und Reich wiederherzustellen. Zwar war diese conconü'% mit dem Wormser Kon-
kordat formal noch unter dem letzten Salier erreicht worden, doch das Mißtrauen
gegen Heinrich saß nach all den Wirren der vergangenen Jahre zu tief, als daß eine
wirkliche Umsetzung des Friedens noch hätte erfolgen können. Das Miteinander
von König und Fürsten blieb auch nach dem Abschluß des Konkordats gestört.
Vor diesem Hintergrund muß man wohl das Einladungsschreiben der Fürsten
zur Wahl nach Mainz lesen, das sie noch während der Beerdigungsfeierlichkeiten
Heinrichs in Speyer verfaßten. Dieses ungewöhnliche Quellenzeugnis gewährt uns
erstmals Einblicke in die Rolle der Großen während eines Interregnums. In dem Ex-
emplar, das in der Bamberger Briefsammlung überliefert ist, wird Bischof Otto von
Bamberg eindringlich ermahnt: »Wir wünschen vielmehr. Eure Klugheit möge es
ganz besonders beherzigen, daß Ihr, eingedenk der Bedrückung, unter der die Kir-
che zusammen mit dem ganzen Reich bis heute gelitten hat, die Vorsehung göttli-
chen Waltens anruft, sie möge bei der Berufung eines neuen Mannes so für ihre Kir-
che und das Reich Vorsorge treffen, daß diese künftig frei ist von dem so schweren
Joch der Knechtschaft und nach ihren eigenen Gesetzen leben darf, und daß wir alle
mit dem uns untergebenen Volk Frieden haben in unseren Tagen.D
Die Fürsten, die sich am Grab Heinrichs V. versammelt hatten und in deren Na-
men das Einladungsschreiben verfaßt wurdet waren keineswegs nur Gegner des
letzten Saliers gewesen. Neben den Erzbischöfen Adalbert von Mainz und Friedrich
von Köln als ausgesprochenen Widersachern unterschrieben mit den Herzogen
Friedrich von Schwaben und Heinrich von Bayern zwei herausragende Helfer des

1 Udalrici Babenbergensis Codex, Nr. 225, S. 396f.: Qtän pocrns discreb'oni oesfrae Ac adpn'me inb'ma-
Am esse CMpimas, ^Mabnus, memor oppressiom's ^aa ecdesia cam aniuerso regao as^ae modo Ia&oraoh,
disposib'om's dkäwae prou;'denb'a?w ümoceb's.' af iw sa&shYad'one a?fen'as persoaae sic ecdesiae saae ei reguo
prooideaf, <?wod iaaio serm'iah's iagc awiodo careai; ei sais legibus ab h'ceai; aos^ae omnes cam saia'ecia
ydebe iemporab perJrMamar iraa^adh'iaie.
2 Der Verfasser des Schreibens ist unbekannt - vgl. RI IV/t.l, Nr. 88, S. 50 wenngleich SCHMIDT,
Königswahl, S. 45, ihn im Mainzer Erzbischof Adalbert erkennen will. Er stützt sich dabei auf die
Aussage Ottos von Freising in seinen Gesta Frederici I, c. 17, S. 156, daß Adalbert die Fürsten des
Reichs nach altem Recht zur Wahlversammlung nach Mainz berufen habe. Allerdings ist der Frei-
singer Bischof in dieser Frage nicht unbedingt zuverlässig, da der gesamte Tenor seines Berichts
dahin geht, dem Mainzer Erzbischof die >Verantwortung< für die Wahl Lothars III. zuzuschrei-
ben, den er selbst nicht gerade favorisierte (vgl. auch RI IV/1.1, Nr. 92, S. 60). Daher übergeht Otto
 
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