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Schlick, Jutta; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
König, Fürsten und Reich: (1056 - 1159) ; Herrschaftsverständnis im Wandel — Mittelalter-Forschungen, Band 7: Stuttgart, 2001

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https://doi.org/10.11588/diglit.34721#0161
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Herrschaft zwischen Idee und Wirklichkeit

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hatte aber andererseits selbst als der oberste Repräsentant des Reichs teil an dessen
Sakralität^. In gewissem Sinn handelte es sich bei diesem Konzept um den theore-
tischen Überbam, die Sinngebung der praktischen, lehnrechtlichen Einbindung der
Fürsten.

Herrschaft zwischen Idee und Wirklichkeit
Die Bewertung der Herrschaftszeit Konrads III. fällt bei Zeitgenossen wie Histori-
kern gewöhnlich eher negativ aus. »Die Zeiten dieses Königs waren sehr traurig.
Denn ungünstige Witterung, Armut und anhaltende Hungersnöte, vielfältige
Kriege herrschten unter ihm. Dennoch war er ein tapferer Mann mit militärischer
Tugend und, wie es einem König gebührt, äußerst mutig; aber das Reich begann
unter ihm von einem gewissen Unglück heimgesucht zu werden«, heißt es in der
Kölner Königschronik zusammenfassend zum Jahr seines TodesV Und selbst sein
Stiefbruder Otto von Freising bemerkt im Rückblick auf die »Stürme der Vergan-
genheit«^ und die »trüben Zeitläufte«^: »die Wirrnisse der trüben Zeit« vor Fried-
rich I. hätten seine Seele so verbittert, daß fast jedes Kapitel seines Werks - gemeint
ist die Chronik - im Jammer geendet serV
Die Forschung sah das lange Zeit nicht viel anders. Gemessen an seinem >großen<
Nachfolger auf dem Thron, Friedrich I. Barbarossa, fiel das Urteil über den ersten
Staufer denkbar ungnädig aus: »So blieb seine Regierung ohne allen Aufbau, jeder Er-
folg erstickte in dem Mißverhältnis zwischen Wollen und Können; am Ende stand
Konrad fast genau da, wo er begonnen hatte. Aber eine Flut von Unheil war über das
Reich dahingebraust, das königliche Ansehen war tief gesunken...«, schrieb Karl
Hampe noch zu Beginn unseres Jahrhunderts^. Erst seit den Untersuchungen Ferdi-
nand Geldners und Friedrich Hausmanns begann man, das Bild Konrads III. nicht zu-
letzt aufgrund des nun erschlossenen Urkundenbestands zu seinen Gunsten zu revi-

delte, wie der Herrscher sie interpretierte! Vgl. auch KocH, ebd., S. 251: »Sie [sc. die Fürsten]
als Gesamtheit (aaiuersilas) hatten sich gleichsam zu einer transpersonal-abstrakten Größe ent-
wickelt; auf ihnen als Körperschaft, als den >Säulen und Gliedern des Reiches< basierte eine
Staatsvorstellung, in der die Person des Herrschers nicht mehr unbedingt als Schlüsselfigur exi-
stent war. Der Zweck, der mit der Verbreitung dieser für die Zentralgewalt nicht ungefährlichen
Theorie erreicht werden sollte, war ein politischer: man wollte den priacipes begreiflich machen,
daß die imperiale Politik angeblich mit ihren ureigensten Interessen identisch sei.«
86 Vgl. dazu noch ausführlicher unten S. 177f.
87 Chronica regia Coloniensis, ad a. 1152, S. 88: Hains regis fearpora admodaai frisiia /Herauf. Nam ia-
e^aaiilas aen's, /amis ei inedie perseueraaiia, Ndoram uarias famaifas sa& eo uigeNai. Erat tarnen oir
na'iiiari oiriaie sireaaas ei, (?aod regem decaii, oaide animosas; sed paodnm in/oriaaio res paMica sa&
eo (a&e/aciari ceperai. Vgl. zur Tendenz der Königschronik GROTEN, Klösterliche Geschichts-
schreibung, S. 50-78.
88 Otto von Freising, Gesta Frederici, Prolog, S. 114: ... post farhaientiam preferiioram ...
89 Otto von Freising, Chronik, S. 1: ... aaMosa iempora ...
90 Ebd., S. 2f.: Linde aoMifas oesfra cogaoscai nos Eaac Eisioriaar aaLiiosi iearporis, paod aale cos /all,
iar^aieafia iadacios ex aararifadiae aairai scripsisse ac oi? Eoc aoa tarn rerara gesiarara seriear paaar
earaadeai aüseriam ia modam fragediae iexaisse ef sic aaaar^aampae (iLroraa! disfiaclioaea! (...) in
a!iseria ferraiaasse.
91 HAMPE, Deutsche Kaisergeschichte, S. 128.
 
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