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Schlick, Jutta; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
König, Fürsten und Reich: (1056 - 1159) ; Herrschaftsverständnis im Wandel — Mittelalter-Forschungen, Band 7: Stuttgart, 2001

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https://doi.org/10.11588/diglit.34721#0060
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D;'at:'aa rega: ^;'scor4M - Das entzweite Reich (1077-1125)

meiW°; er warf ihnen also ein gegen die allgemeinen Interessen des Reichs und der
Kirche gerichtetes Verhalten vor. In Krisenzeiten zeigte er sich hingegen durchaus
bereit, ihr Wirken für Kirche und Reich anzuerkennen, wenn er etwa 1100 den Abt
von Tegernsee zu einem allgemeinen Hoftag lud, wo nach dem gemeinsamen Rat
der Großen die Einheit der Kirche wiederhergestellt werden sollte'^'; oder wenn er
1106, auf dem Höhepunkt der Auseinandersetzungen mit seinem Sohn, die Fürsten
aufrief, sich um der Ehre des Reichs willen seiner Sache anzunehmen, sein Schick-
sal gar in ihre Hände legte''**. Daß er dabei indirekt noch immer seine eigene Ehre
mit der des Reichs verknüpfte'^, wiegt indes nicht so schwer wie die zunehmende
Bedeutung, die das Reich in seiner Argumentation gegenüber den Großen gewann.
Allein in seinem Klageschreiben gegen Heinrich V. fand die Würde des Reichs (7?o-
7ior rggnz) fünfmal Erwähnung'^. Spät, zu spät war auch bei Heinrich IV. die Er-
kenntnis gereift: Der Prozeß der politischen Emanzipierung der Fürsten''^ ließ sich
nicht mehr aufhalten, er mußte für die königliche Herrschaft nutzbar gemacht wer-
den. In diesem Sinn handelte der Salier, wenn er die Fürsten als Vermittler zwischen
ihm und seinem Sohn anrief. Doch trotz dieser zaghaften Versuche gelang es Hein-
rich nicht mehr, den Anschluß an die Entwicklung zu finden, die er so lange igno-
riert hatte.

Die junge Generation: Heinrich V. und der >Reformadel<
Da sich weder Rudolf von Rheinfelden noch Heinrich IV. dauerhaft durchzusetzen
vermochten, suchten sie die Entscheidung schließlich in der kriegerischen Ausein-
andersetzung. Auch auf der Ebene der Herzogtümer versank das Reich in bürger-
kriegsähnlichen Zuständen, wobei vor allem die süddeutschen Gebiete betroffen
waren. Denn hier hatte der Salier durch die Absetzung Welfs, Bertholds und Rudolfs

190 CASPAR, Register III, 5, S. 251: Nooen't oestra saach'fas, pater, ^aoatam, Jam ogo peae omaes pn'ac:'-
pes wie: rega; de aostra magis dz'scordz'a ^aam de mataa pace gaadere percz'pto, ad cos ;'stos aaatios la-
tenter dz'n'go...
191 MGH Const. I, Nr. 73, S. 124f.: Comperto aaper apad aos doma; apostoh'c; C. oH'ta, pn'acz'pes ^a; ao-
H'scam erarzt coasalaeraat, at aa;'oers;'s pn'acz'pdms can'ani generalem :'a aatal; Domin;' apad Mogaa-
tiam indiceremas, ^aatenas eoram commani consüio Romana sedes ordinetar et re/onaaade anitatis
ecclesiastz'ce, pae longo z'am tempore mz'seraMiter scissa est, ratio capiatar. Ein weiterer Brief Hein-
richs IV. an Bischof Rupert von Bamberg (überliefert im Codex Udalrici Nr. 105), in dem er ihn
auffordert, zu einem angesagten Hoftag zu kommen, weil er mit ihm und den anderen gela-
denen Fürsten über die Ehre des Reichs (tionore nostri rega;') beraten wolle, ist wahrscheinlich ge-
oder zumindest verfälscht. Vgl. SCHMALE, Quellen zur Geschichte Kaiser Heinrichs IV., Einlei-
tung S. 10f.; siehe aber dagegen CLASSEN, Heinrichs IV. Briefe, S. 115-129.
192 MGH Const. I, Nr. 78, S. 130: Et pa;'a (...) /;'dac;'a/;'fer et desideraater Magoatiam ;'a preseattam legal:
Romaa; et pr;'ac;pa;a teaderemas, at eoraa: d;'spos;'t;'oae ageremas tarn de stata eccleste et tzoaore rega;
zyaaai de salate aaz'me aostre...
193 Vgl. KELLER, Schwäbische Herzoge, S. 151: »Schon Heinrich IV., dem es schwerfiel, seine >Ehre<
von der des Reiches zu scheiden, hat an die Fürsten appelliert, daß es auch um ihren Eoaor ging,
wo der des Reiches in Frage gestellt wurde.«
194 Vgl. dazu auch KocH, Sacrum Imperium, S. 142.
195 Paul von Bernried, Vita Gregorii VII., c. 95, S. 530: Haec ;g;tar pr;ac;pes rega; d;7;geat;ss;me per-
scratat;', so ^az'dem a regis Hearic; potestate peattas, at praedictaa: est, e;aaac;patos...
 
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