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Schlick, Jutta; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
König, Fürsten und Reich: (1056 - 1159) ; Herrschaftsverständnis im Wandel — Mittelalter-Forschungen, Band 7: Stuttgart, 2001

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https://doi.org/10.11588/diglit.34721#0147
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Mofas rerara featporah'aa; -
Aufbruch in eine neue Zeit (1138-1159)
Ideen im Wandel: Die Wahl von 1138

Der Tod Lothars III. am 4. Dezember 1137 stürzte das Reich erneut in eine Krise.
Wohl aufgrund der schwierigen Umstände und der Vakanz der beiden Erzbistümer
Köln und Mainz wurde erst auf Pfingsten 1138 ein Fürstentag nach Mainz einberu-
fen, wo man zur Neuwahl schreiten wollte! Doch dazu kam es nicht mehr: Schon
im März versammelten sich einige - vornehmlich lothringische - Fürsten" in Ko-
blenz und erhoben den Staufer Konrad zum König!
Noch kurz vor seinem Tod hatte der verstorbene Herrscher die Reichsinsignien
seinem Schwiegersohn, dem Welfen Heinrich dem Stolzen, übergeben; doch selbst
wenn man dies als eine Wahlempfehlung verstehen wilP, bindend war sie für die
Fürsten jedenfalls nicht, und es ist daher immer noch rätselhaft, weshalb Heinrich
der Stolze in der Zeit der Thronvakanz offenbar keinerlei Anstrengungen unter-
nahm, die Wähler für sich zu gewinnen. Die nach wie vor einleuchtendste Erklä-
rung lautet, daß der Welfe sich als der mächtigste Reichsfürst - er hatte immerhin
die beiden Herzogtümer Sachsen und Bayern in seiner Hand vereinigt und besaß
zudem in Italien mit den Mathildischen Gütern eine solide Machtgrundlage - sei-
ner Wahl recht sicher war. Doch genau diese Machtballung in einer Hand wurde
ihm wohl zum Verhängnis, denn nicht wenige Fürsten hegten deswegen Bedenken,
wenn man Otto von Freising, dem wichtigsten, wenn auch sicher nicht ganz un-
parteiischen Gewährsmann für die Zeit Konrads III. Glauben schenken darf.

1 Otto von Freising, Chronik VII, c. 22, S. 343: Anno a& ;'wcarwaf;'oae Domin; MCXXXVIR cfefancfo ;'n
aafampao sine f:7;';'s imperafore LoEian'o coaueafas generalis pr;'ac;'paar Moganü'ae in proxiaio peafeco-
sfea coa^;'c;'far. Leider gibt Otto keinen Hinweis auf die Initiatoren der Einladung. Da der Erzstuhl
von Mainz seit dem Tod Adalberts I. am 23. funi 1137 jedoch vakant war, kann der Mainzer Me-
tropolit diesmal nicht federführend gewesen sein. - Daß der Freisinger Bischof im Zusammen-
hang mit dem Tod Lothars und den Vorbereitungen für eine Neuwahl ausdrücklich betont, Lo-
thar sei ohne Söhne gestorben, kann man wohl wiederum als einen Hinweis darauf werten, daß
Wahlrecht und dynastisches Prinzip einander keineswegs ausschlossen; vgl. schon oben S. 121
mit Anm. 239.
2 Vgl. ENGELS, Die Staufer, S. 30f.; DERS., Der Erzbischof von Trier, S. 168-170; und vor allem die
Beobachtungen von VoNES-LiBBBNSTEiN, Neue Aspekte.
3 Vgl. zu den Vorgängen ausführlich ScHEiBELREiTER, Der Regierungsantritt, S. 43-53; REULiNG,
Die Kur, S. 175-177; SCHMIDT, Königswahl, S. 81-85.
4 Vgl. dazu jedoch oben S. 117, Anm. 206.
5 Otto von Freising, Chronik VII, c. 22, S. 343: QaHam aafen; ex pr;'ac;'p;Fas h'nieafes, ne forte ;'n gene-
ral; can'a He;'ar;'cas dax, ^a; faac precipn; et nona'nis et d;'ga;'faf;'s ;'n regao fa;'f, per pofeafiam preoaie-
ref... Vgl. SCHMIDT, Königswahl, S. 79. Zu Otto von Freising vgl. GoETZ, Das Geschichtsbild, hier
insbes. S. 25-38.
 
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