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Schlick, Jutta; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
König, Fürsten und Reich: (1056 - 1159) ; Herrschaftsverständnis im Wandel — Mittelalter-Forschungen, Band 7: Stuttgart, 2001

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https://doi.org/10.11588/diglit.34721#0113
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Die neue Eintracht von Fürsten und Herrscher

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Dieses Urteil setzte bereits eine Differenzierung zwischen dem Hausgut eines Kö-
nigs, über das er persönlich verfügen konnte, und dem Reichsgut, das an das König-
tum als Institution gebunden war, voraus, und es besteht kein Zweifel, daß der Anlaß
dieses Weistums die Usurpation des Reichsguts durch Friedrich von Schwaben
waW. Doch auch vom König selbst verlangte der Fürstenspruch nun die unbedingte
Trennung von Reichs- und HausguW; eine Verschmelzung der beiden Gütermassen
wie zu Zeiten der salischen Dynastie sollte es nicht wieder geben. Erneut zeigt sich
hierin die Emanzipierung des Reichs vom König, die durch die Fürsten forciert
wurde. In Straßburg wurde dann aufgrund eines erneuten Fürstengerichts über den
Schwabenherzog die Acht verhängt^ und kurz darauf in Goslar ein Feldzug gegen
ihn beschlossen^. Das Verhalten des Staufers schädigte das Reich und schwächte das
Königtum; zum Schutz des Reichs standen daher Herrscher und Große gegen ihn zu-
sammen.
Dennoch blieb Schwaben dem König verschlossen: Der Hoftag, den Lothar im
Rahmen seines Königsumritts in Straßburg - also nur an der Peripherie des Her-
zogtums - hielt, zeigt, daß er nicht über den nötigen Rückhalt verfügte, um in die
Kernlandschaften Schwabens vorzudringen und die Huldigung der dortigen
Großen zu empfangen^. Von hier aus setzte Friedrich von Staufen seine feindseli-
gen Aktivitäten fort; und Ende 1127 ließ sich Konrad, der Bruder Friedrichs, nach-
dem er von einer Fahrt ins Heilige Land zurückgekehrt war, gar zum Gegenkönig
erheben'L Erneut stellten sich die Reichsfürsten jedoch hinter ihren König: Die
Nachricht von der Erhebung Konrads erreichte den Hof in Würzburg, wo Lothar III.
mit vielen Getreuen das Weihnachtsfest beging. Sogleich wurde ein Fürstenrat ge-
halten, und die anwesenden Bischöfe, allen voran die Erzbischöfe von Mainz, Salz-
burg und Magdeburg, exkommunizierten den StauferU
Trotz dieser Demonstration der Einigkeit zogen sich die Auseinandersetzungen
fast durch die gesamte Regierungszeit Lothars bis 1135 hin, als sich Friedrich und
sein Bruder Konrad endlich unterwarfen. Lange Zeit hat die Forschung in diesem
Konflikt die Anfänge des »staufisch-welfischen Gegensatzes« im Kampf um die

73 Vgl. RI IV/1.1, Nr. 101, S. 66; WADLE, Reichsgut, S. 107.
74 Vgl. SCHUBERT, Geschichte Niedersachsens, S. 361.
75 Annalista Saxo, ad a. 1126, S. 763: Rex Dü&rus nafate Domini aput Zrgentmam ceieHaoif, ei Fnüe-
ricus dux Zisatie noua ^uedam contra regem moiiiMS, prmcipum irUicio dampnaiMr.
76 Ebd.: Fre^ueus princi^Mm cowoeutus Gosiarie presente rege/ii, ei expeciicio post pentecosten contra ctu-
cem Eridericnm a& ommhus coiiaMciatnr.
77 Vgl. ScHEiBELREiTER, Der Regierungsantritt, S. 39f.
78 Vgl. dazu SoMERViLLE, Pope Honorius II.; GiESE, Das Gegenkönigtum; NiEDERKORN, Konrad III.
als Gegenkönig; LuBicH, Beobachtungen, S. 312-314. Über den Kreis, der den Widerstand Kon-
rads und Friedrichs von Staufen unterstützte, lassen sich kaum nähere Angaben machen; daß
Konrad als Gegenkönig nach Oberitalien ausweichen mußte, zeigt jedoch, daß sein Rückhalt in
Deutschland begrenzt war, auch wenn er möglicherweise mehr Parteigänger binden konnte als
sein älterer Bruder, wie LuBicH, ebd., S. 313f., vermutet.
79 Annales Patherbrunnenses, ad a. 1128, S. 151: Rex uata/em Domini Wirc;ÜMrg cetebraf; i&i sinistro ru-
more percetüfur; CMonnUum sciiicet,/fairem Fn'fFen'ci ctucis Zisatiae, regtum uomeu usurpasse. Hac &
causa Magefireburgensis et Magoutiuus et Saiceimrgeusis arcln'episcopi simuityue piures aiii, ^ui tune
a&raut, episcopi eumfem Cuonractum excommurucaoerurü... Die Exkommunikation wurde auch
von Papst Honorius II. bestätigt; vgl. seinen Brief an Erzbischof Adalbert von Mainz, SoMBR-
viLLE, Pope Honorius II., S. 346.
 
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