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Schlick, Jutta; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]
König, Fürsten und Reich: (1056 - 1159) ; Herrschaftsverständnis im Wandel — Mittelalter-Forschungen, Band 7: Stuttgart, 2001

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https://doi.org/10.11588/diglit.34721#0179
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Herrschaft zwischen Idee und Wirklichkeit

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»daß zu einer Bischofsabsetzung das königliche Einverständnis vonnöten« seü^,
halte ich für fraglich. Eher scheint mir aus seiner Argumentation die Sorge um das
Reich deutlich zu werden, das bei der Absetzung eines seiner bedeutendsten Me-
tropoliten Schaden hätte nehmen können, wobei die Abwesenheit des Königs le-
diglich erschwerend hinzukam. Diese Interpretation legt des weiteren das Empfeh-
lungsschreiben des Königs für Erzbischof Arnold I. an Papst Eugen III. nahe, in dem
er auf den Schaden hinweist, der dem Reich durch die Abwesenheit Arnolds hätte
entstehen können^. - Jedenfalls unternahm der Papst gegen Arnold I. keine weite-
ren Schritte, gewährte ihm allerdings auch keine Restitution, was vielleicht nicht
zuletzt auf die eher vagen Vermittlungsversuche des Königs, beziehungsweise auf
Intrigen am Hof gegen den Kölner zurückzuführen ist. Denn die königlichen Schrei-
ben an den Papst wurden von Wibald von Stablo verfaßt, der seinerseits vom Kanz-
ler des Königs, Arnold von Wied - der wenig später die Nachfolge Arnolds I. an-
treten sollte -, gebeten worden war, eine Intervention des Staufers zugunsten
Erzbischof Arnolds zu verhindern^'. Inwieweit Konrad III. selbst Einblick in die
Lage hatte, läßt sich nur schwer abschätzen, doch hielt sich sein Interesse am Köl-
ner Metropoliten offensichtlich in Grenzen; einerseits mochte er vielleicht die Be-
ziehungen zur Kurie in der sich allmählich anspannenden Situation nicht zusätzlich
durch einen Konflikt um Arnold I. belasten, andererseits war nicht zu erwarten, daß
sich ein solcher Einsatz angesichts des schon länger abnehmenden Durchsetzungs-
vermögens des Kölners in seinem Sprengel auszahlen würde* A Doch fallenlassen
wollte der König seinen Anhänger der ersten Stunde wohl auch nicht ganz; so ge-
riet ihm seine Fürsprache zu einem halbherzigen Lavieren zwischen den verschie-
denen Befindlichkeiten, die letztlich zu keinem Ergebnis führen konnte.
Es war anscheinend Konrads Dilemma, daß er sich angesichts der vielen Pro-
bleme seiner Regierungszeit zu keiner konsequenten Linie durchringen konnte.
Aufgrund seiner relativ schwachen eigenen Position war er auf Unterstützung an-
gewiesen, derer er sich bisweilen durch Gefälligkeiten zu versichern suchte, die
nicht unbedingt der Gesamtsituation förderlich waren - wie etwa seine Entschei-
dung, Albrecht den Bären ohne Rücksprache mit den betroffenen Sachsen ihr
Herzogtum zu übertragen. Um niemanden zu brüskieren, auf dessen Hilfe er viel-
leicht noch einmal angewiesen sein könnte, neigte Konrad zudem wie im Fall Erz-
bischof Arnolds von Köln dazu, sich möglichst nicht für eine Seite vereinnahmen zu
lassen. Daß sich mit dieser hinhaltenden, möglichst nicht Partei ergreifenden Stra-
tegie keine Lösungen erzielen ließen, mußte der Staufer unter anderem in den Aus-
einandersetzungen mit Heinrich dem Löwen erfahren, dessen Ansprüche auf Bay-
ern seine Herrschaft bis zum Ende überschatteten. Zwar kann man Konrad III.
einige administrative Initiativen zugute halten*'^, ebenso ein gutes, ausgeglichenes
Verhältnis zum Papsttum und zukunftsweisende Impulse für die staufische Herr-

215 So MEYER-GEBEr, Bischofsabsetzungen, S. 196.
216 DK III. 216: ... preserh'w cnm per aHenham eias non paro; motas et inplacaMes d;'sconh'$ oiwn'n po-
faennt, <?ne et person$ nostre inportanos laiwes et re^no nostro non moehcas iMcommo<ütates innerere
ualerent.
217 Vgl. dazu ausführlich bei MEYER-GEBEL, Bischofsabsetzungen, S. 197-199.
218 Vgl. dazu GREBE, Erzbischof Arnold I., Teil 1, S. 17f.
219 Vgl. dazu oben S. 146.
 
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