Neue Zeiten, neue Konzepte: Die Fürsten als Königs- und Kaiserwähler
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am 4. März läßt es fast ausgeschlossen erscheinen, daß die Fürsten sich erst nach
Konrads Ableben in einer so wichtigen Angelegenheit berieten und dennoch so
schnell zu einem Ergebnis kamen. Vielleicht ist die Übergabe der Reichsinsignien
an Friedrich von Schwaben, von der neben Otto von Freising auch andere Quellen
berichten^, damit zu erklären, daß Konrad bereits von Absprachen erfahren hatte
und deshalb die Aussichten seines noch minderjährigen Sohnes auf das Königsamt
als zu gering einschätzte, als daß er ihn den Fürsten als Nachfolger hätte empfeh-
len mögen. Andererseits aber muß die Übergabe nicht unbedingt den Verzicht auf
die Thronfolge seines Sohnes dokumentiert haben, sondern könnte, wie im Fall
Heinrichs des Stolzen beim Tod Lothars von Süpplingenburg, lediglich als Bitte
um Verwahrung bis zur Wahl eines neuen Königs zu interpretieren sehr A Eine re-
gelrechte Designation seines Neffen Friedrich war damit jedenfalls gewiß nicht
verbunden*^.
Das Verhältnis Konrads III. zu dem gleichnamigen Sohn seines Bruders Fried-
rich II. von Schwaben war nicht immer spannungsfrei. 1138, unmittelbar nach der
Wahl Konrads, scheint der damals sechzehnjährige Friedrich von seinem Vater am
Hof des Königs eingeführt worden zu sein, an dem er in den folgenden Jahren im-
mer wieder neben seinem Vater in Erscheinung traFA Doch zu 1143 berichtet die
Kölner Königschronik, daß er sich an der Verwüstung königlicher Güter in Schwa-
ben durch seinen Onkel Welf VI. beteiligt habüA Selbst wenn das Zerwürfnis nicht
lange dauerte und Friedrich später sogar als Mediator zwischen Welf VI. und Kon-
rad III. fungierte^, macht diese Episode doch deutlich, daß eine Geschlossenheit
des >staufischen Hauses< keineswegs selbstverständlich war, daß die beiden Zweige
der Familie sich bereits zu diesem Zeitpunkt voneinander abgesetzt hatten und
selbständig - und vornehmlich im eigenen Interesse - handelten^'.
223 Otto von Freising, Gesta Frederici I, c. 7t, S. 278/280: ... uüam JmMl, mgah'a Aci EreArico cum
MKico SMO item EreArico commenAns. Erat em'm fam^aam uir praAns A/Ao suo aArnc parurA, ne in
regem subiimaretnr, ^nasi Asperafas ... Die übrigen Quellen sind zusammengestellt bei BÖHME,
Die deutsche Königserhebung 2, Nr. 80, 83, 85, S. 32-34. Vgl. dazu SCHMIDT, Königswahl,
S.123-134.
224 Zur Kontroverse in der Forschungsliteratur vgl. SCHMIDT, ebd., S. 125-127.
225 Vgl. ebd., S. 130-134; OpLL, Friedrich Barbarossa, S. 33: »Konrad hatte seine Ansicht, seine Wün-
sche kundgetan, das Element der freien Wahl, die letztliche Entscheidung der wahlberechtigten
Reichsfürsten, war damit aber weder beseitigt noch in irgendeiner Weise rechtlich präjudiziert.«
226 Vgl. RI IV/2.1, Nr. 3, 5-8, S. 3.
227 Chronica regia Coloniensis, ad a. 1143, S. 79: ... cam SM&ifo Ax Baioan'ae Welp, consociafo siH ccm-
soAino SMoQ'h'o sciticet Acis En And, Saeutam ingressas, ^aae^Mg regis erant cowcremanA, AnpieaA
acn'ter Apopaiafas est. Vgl. dazu FELDMANN, Herzog Welf VI. und sein Sohn, S. 18f. mit Anm. 50;
HECHBERGER, Staufer und Welfen, S. 32-35, 216f. Zu Friedrichs Kontakten zu den Welfen vgl.
auch OPLL, Friedrich Barbarossa, S. 30-32.
228 Nach der Schlacht von Flochberg handelte Friedrich, inzwischen selbst Herzog von Schwaben,
einen für den unterlegenen Welf sehr günstigen Frieden mit dem König aus: Historia Welforum,
c. 28, S. 56.
229 Vgl. auch HECHBERGER, Staufer und Welfen, S. 216: »Pointiert gesagt hat hier nicht ein Staufer
einen Welfen im Kampf gegen einen anderen Staufer unterstützt, sondern ein Fürst einem an-
deren Fürsten - seinem Oheim - in einer Fehde gegen den König Beistand geleistet.« LuBiCH,
Beobachtungen, S. 336: »Wenn nicht alle Staufer in gleicher oder zumindest ähnlicher Weise die
besondere Eignung und die Königswürdigkeit des Geschlechts vertreten, so kann es ein ge-
schlossenes Haus der Staufer zumindest nicht in dem Sinne gegeben haben, daß sich jeder An-
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am 4. März läßt es fast ausgeschlossen erscheinen, daß die Fürsten sich erst nach
Konrads Ableben in einer so wichtigen Angelegenheit berieten und dennoch so
schnell zu einem Ergebnis kamen. Vielleicht ist die Übergabe der Reichsinsignien
an Friedrich von Schwaben, von der neben Otto von Freising auch andere Quellen
berichten^, damit zu erklären, daß Konrad bereits von Absprachen erfahren hatte
und deshalb die Aussichten seines noch minderjährigen Sohnes auf das Königsamt
als zu gering einschätzte, als daß er ihn den Fürsten als Nachfolger hätte empfeh-
len mögen. Andererseits aber muß die Übergabe nicht unbedingt den Verzicht auf
die Thronfolge seines Sohnes dokumentiert haben, sondern könnte, wie im Fall
Heinrichs des Stolzen beim Tod Lothars von Süpplingenburg, lediglich als Bitte
um Verwahrung bis zur Wahl eines neuen Königs zu interpretieren sehr A Eine re-
gelrechte Designation seines Neffen Friedrich war damit jedenfalls gewiß nicht
verbunden*^.
Das Verhältnis Konrads III. zu dem gleichnamigen Sohn seines Bruders Fried-
rich II. von Schwaben war nicht immer spannungsfrei. 1138, unmittelbar nach der
Wahl Konrads, scheint der damals sechzehnjährige Friedrich von seinem Vater am
Hof des Königs eingeführt worden zu sein, an dem er in den folgenden Jahren im-
mer wieder neben seinem Vater in Erscheinung traFA Doch zu 1143 berichtet die
Kölner Königschronik, daß er sich an der Verwüstung königlicher Güter in Schwa-
ben durch seinen Onkel Welf VI. beteiligt habüA Selbst wenn das Zerwürfnis nicht
lange dauerte und Friedrich später sogar als Mediator zwischen Welf VI. und Kon-
rad III. fungierte^, macht diese Episode doch deutlich, daß eine Geschlossenheit
des >staufischen Hauses< keineswegs selbstverständlich war, daß die beiden Zweige
der Familie sich bereits zu diesem Zeitpunkt voneinander abgesetzt hatten und
selbständig - und vornehmlich im eigenen Interesse - handelten^'.
223 Otto von Freising, Gesta Frederici I, c. 7t, S. 278/280: ... uüam JmMl, mgah'a Aci EreArico cum
MKico SMO item EreArico commenAns. Erat em'm fam^aam uir praAns A/Ao suo aArnc parurA, ne in
regem subiimaretnr, ^nasi Asperafas ... Die übrigen Quellen sind zusammengestellt bei BÖHME,
Die deutsche Königserhebung 2, Nr. 80, 83, 85, S. 32-34. Vgl. dazu SCHMIDT, Königswahl,
S.123-134.
224 Zur Kontroverse in der Forschungsliteratur vgl. SCHMIDT, ebd., S. 125-127.
225 Vgl. ebd., S. 130-134; OpLL, Friedrich Barbarossa, S. 33: »Konrad hatte seine Ansicht, seine Wün-
sche kundgetan, das Element der freien Wahl, die letztliche Entscheidung der wahlberechtigten
Reichsfürsten, war damit aber weder beseitigt noch in irgendeiner Weise rechtlich präjudiziert.«
226 Vgl. RI IV/2.1, Nr. 3, 5-8, S. 3.
227 Chronica regia Coloniensis, ad a. 1143, S. 79: ... cam SM&ifo Ax Baioan'ae Welp, consociafo siH ccm-
soAino SMoQ'h'o sciticet Acis En And, Saeutam ingressas, ^aae^Mg regis erant cowcremanA, AnpieaA
acn'ter Apopaiafas est. Vgl. dazu FELDMANN, Herzog Welf VI. und sein Sohn, S. 18f. mit Anm. 50;
HECHBERGER, Staufer und Welfen, S. 32-35, 216f. Zu Friedrichs Kontakten zu den Welfen vgl.
auch OPLL, Friedrich Barbarossa, S. 30-32.
228 Nach der Schlacht von Flochberg handelte Friedrich, inzwischen selbst Herzog von Schwaben,
einen für den unterlegenen Welf sehr günstigen Frieden mit dem König aus: Historia Welforum,
c. 28, S. 56.
229 Vgl. auch HECHBERGER, Staufer und Welfen, S. 216: »Pointiert gesagt hat hier nicht ein Staufer
einen Welfen im Kampf gegen einen anderen Staufer unterstützt, sondern ein Fürst einem an-
deren Fürsten - seinem Oheim - in einer Fehde gegen den König Beistand geleistet.« LuBiCH,
Beobachtungen, S. 336: »Wenn nicht alle Staufer in gleicher oder zumindest ähnlicher Weise die
besondere Eignung und die Königswürdigkeit des Geschlechts vertreten, so kann es ein ge-
schlossenes Haus der Staufer zumindest nicht in dem Sinne gegeben haben, daß sich jeder An-