Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Schlick, Jutta; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]
König, Fürsten und Reich: (1056 - 1159) ; Herrschaftsverständnis im Wandel — Mittelalter-Forschungen, Band 7: Stuttgart, 2001

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.34721#0191
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Neue Zeiten, neue Konzepte: Die Fürsten als Königs- und Kaiserwähler

175

suchte sich der Herrscher durch einen Fürstenspruch abzusicherrrV Die Reichs-
bischöfe band Friedrich F sowohl durch seine Einflußnahme auf die Wahlen, wo
sich ihm diese Möglichkeit bot^, als auch durch die konsequente Durchsetzung der
Regalieninvestitur vor der Bischofsweihe an das Königtum*^: »Nicht mehr die Ein-
heit von Kirche und Reich, die innere Verflechtung von königlicher und bischöfli-
cher Amtswaltung begründeten die Leistungen der Hochstifte für Kaiser und Reich,
sondern die Belehnung mit den Regalien, welche die Bischöfe unter Leistung der
Lehnshuldigung mittels des Zepters vom Herrscher erhielten.«^
Aber Barbarossa beließ es nicht bei dieser praktischen Einbindung, sondern be-
zog die Großen darüber hinaus in seine Herrschaftskonzeption und -legitimation
mit ein. Hatte er schon in seiner Wahlanzeige an Eugen III. die legitimatorische Be-
deutung der Fürstenwahl hervorgehoben*^ und sie als Vollstrecker eines göttlichen
Mandats anerkannt^", so ging er 1157 sogar noch einen Schritt weiter: Auf dem Hof-
tag in Besanqon erschienen zwei Legaten des Papstes - einer davon der päpstliche
Kanzler Roland Bandinelli, der spätere Papst Alexander III. -, grüßten den Kaiser
im Namen des Papstes und der Kardinäle, »jener als Vater, diese als Brüder«^, und
übergaben ihm ein Schreiben Hadrians IV., in dem dieser betonte, Friedrich I. habe
die Kaiserkrone als ein aus der Hand des Papstes erhalten^*. Rainald von
Dassel, der Kanzler und wohl engste Vertraute Friedrich Barbarossas*^, übersetzte
bekanntlich als >Lehen< und löste damit eine allgemeine Empörung un-
ter den Anwesenden aus, die durch die Frage eines der Legaten noch gesteigert
wurde: Von wem Barbarossa das Kaisertum denn habe, wenn nicht vom Papst?^

285 Vgl. TÖPFER, Friedrich I. und der deutsche Reichsepiskopat, S. 394: »Der Staufer ist bestrebt,
seine Entscheidungen stets durch eine möglichst große Zahl von Fürsten mittragen zu lassen.«
286 Vgl. ebd., S. 390-416. Während Friedrichs Interesse an der Besetzung der Erzbistümer deutli-
chen Niederschlag in seiner Einflußnahme fand, nutzte er seine Möglichkeiten bei den Suffra-
ganbistümern nur in geringem Maß.
287 Ebd., S. 417: »Wenn der Staufer dennoch eine weitgehende Kontrolle über die Reichsbistümer
erreicht hat, dann resultiert dies in hohem Grade aus der strikten Durchsetzung der Regalien-
investitur vor der Bischofsweihe, also aus der konsequenten Nutzung der lehnrechtlichen Bin-
dung der Bischöfe an den Herrscher.«
288 KELLER, Zwischen regionaler Begrenzung..., S. 361.
289 Vgl. oben S. 171 mit Anm. 257.
290 Vgl. KocH, Sacrum imperium, S. 161,192f.
291 Rahewin, Gesta Frederici III, c. 10, S. 410: >Sa?Mtat uos t^afissimus pater wosfer papa ALtanas et ant-
uersitas car&'naÜMM sancte Romane ecdesie, ttte at pater, iiii atfratres.<
292 Ebd., c, 11, S. 412: Debes em'm, gioriosissime/iii, ante ocatos mentts rectacere, tynam gratanter et paam
iocarHe aiio anno mater taa sacrosancta Romana ecctesta te snscepen't, ^aanta conü's affectame tracta-
uen't, (yaantam fi&i digaifatis pteattadtaem coafatenf et tioaon's, et ^aah'ter tmpertatts tastgae coroae ii-
bentissime coafereas beatgatsstmo gremio sao tae saMtmtfafts apicem stadaen't confouere, atta't prorsas
efficieas, <yaod regte ootaatatt net in minimo cognosceret otwiare. Ne^ae tarnen penitet nos &si&ria tae
ootaatatts in omaiFas tmptentsse, seF, st matora Naeficia gxcetteatta taa & mana nostra sasceptsset...
293 Vgl. zu Rainald HERKENRATH, Reinald von Dassel; KLUGER, Friedrich Barbarossa und sein Rat-
geber, S. 67-86.
294 Rahewin, Gesta Frederici 111, c. 12, S. 416. Vgl. zu den Ereignissen auf dem Hoftag RI IV/2.1, Nr.
491, S. 154f.; HEINEMEYER, Beneficium, S. 161-183; LAUDAGE, Alexander III. und Friedrich Bar-
barossa, S. 88-93. SCHMIDT, A quo ergo habet, S. 61-88, untersucht auch die Vorläufer der Vor-
stellung einer auf die Königswahl zurückgehenden Kaiserwürde unter Lothar III. und Kon-
rad III. und die weitere Entwicklung bis hin zur Doppel wähl von 1198; zu den Vorgängen von
Besanqon vgl. insbes. S. 78-82.
 
Annotationen