Die Formierung der fürstlichen Opposition gegen Heinrich IV.
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vorzugung des allseits ungeliebten Erzbischofs Adalbert^, so daß gegen ihn der
Vorwurf der Ungerechtigkeit erhoben wurde^; und andererseits war auch das Ver-
hältnis der Fürsten untereinander vom Konkurrenzkampf bestimmt, weshalb sich
ein gemeinsames, auf Konsens beruhendes Handeln nicht abzeichnete. Es sollte sich
zudem schon bald zeigen, daß Heinrich IV. nicht die geeignete Persönlichkeit war,
um das Mißtrauen zu beschwichtigen, die Gegensätze auszugleichen und das Reich
zu einer neuen Stabilität zu führen.
Im Gegenteil, er belastete das ohnehin gespannte Verhältnis zu den Reichsfür-
sterH zusätzlich, indem er bevorzugt Ministeriale in seine engere Umgebung zog und
sie zu seinen Vertrauten und Ratgebern machte. Die Großen mußten sich durch die-
ses Verhalten in ihrem ^onor verletzt fühlen. Zudem trug der König selbst durch sein
häufig als ungebührlich empfundenes Verhalten zu einem Prestigeverlust des könig-
lichen Amtes bei . Den schwersten Unmut zog sich der König in Sachsen zu, wo er
mit forciertem Burgenbau die militärische Präsenz und königliche Autorität verstärkt
zur Geltung zu bringen versuchte und sich dabei der - überdies noch landesfremden
- Ministerialität bediente^. Darüber hinaus machten Ausschreitungen der Besatzun-
gen gegen die Bevölkerung die Lage in den Augen der Sachsen unerträglich^'. Der
Grundstein für einen langwierigen Konflikt war damit gelegt, bei dem es um nicht
34 Daß die Beziehung Heinrichs IV. zu Adalbert auch Auswirkungen auf das Verhältnis zwischen
dem Herrscher und den Sachsen hatte, ist von der Forschung immer wieder betont worden; vgl.
etwa GiESE, Adel in Ostsachsen, S. 282f., 287.
35 Brunos Buch vom Sachsenkrieg c. 1, S. 13f., c. 5-15, S. 16-22. Dazu SucHAN, Königsherrschaft,
S. 38-40.
36 Erwähnt sei hier nur das Anliegen Heinrichs, von seiner Gemahlin Bertha geschieden zu wer-
den, das die Fürsten entrüstet ablehnten; siehe Lampert, Annalen, ad a. 1069, S. 105f., 110. Dazu
KELLER, Zwischen regionaler Begrenzung..., S. 170-172.
37 Annales Altahenses, ad a. 1072, S. 84: Igz'tzzz* per iozzguzzi mm fempMS potentes t?Mosz?Mg rex ceperat con-
temnere, mjenores oero dz'vz'tz'z's etfacM?tat;ÜMS extoiiere et eoram cozzszlz'o, tyaae agew& erant, amnu'm'stra-
&at, optünatM7M uero zwo ^tzozzzzyzzazzz secretis szzz's n^nüiteHt, et z?Mz'a matta zzzozüz'zMfefz'ehrzü, epz'scopz, da-
ces aüa?ae regn; pn'mores de regaü&as se saHnAe&nat. Lampert, Annalen, ad a. 1073, S. 147f.: Haec ezzz'zzz
z'Nz gens [sc. der Schwaben] erat acceptissana, et eoram pteros^ae o^scans et peae aatüs raaiorAas ortos
azzzpiz'ssz'zzzz's iwwonüas extaterat et priraos z'zz paiacz'o/gcemf, et ad eorara aatam caacta regn; aegocz'a dz's-
pozzebzzüMZ'. Qnae res eam uaide exosnrn iautsaza^ae pn'zzcz'pzÜMS reddz'derat; et eoraza ptert^ae z'adtgatta-
tenz rei aoafereates, zzz'sz pro respoaso aecessarz'o eoocatz, za totaza pafacz'o aFstz'aetzaat. Berthold, Chronik,
ad a. 1073, S. 275: Rondotfns dax Atezaaaaz'ae, et Bertlzotdas dax Caraataaz'ae,et Wet/dax Bazoonaea rege
dz'scesseraat,^az'aatz':'ssaHatroeaatzüascoasd;'arz'z's,saazacoasztz'a?aapadregezaaoaoatereperspexeraat.
Frutolf, Chronik, ad a. 1068, S. 78: Hez'arz'cas z*exaA4escezüz'e asas tz'bertate Saxoaz'aza sotaza ex ozaaz Ro-
zaaao z'zaperz'o cepz't z'acotere, prz'acz'pes zlespzcez'e, aoMes otzprz'zaere, z'aferz'ores sastodere, reaataz, taszüns
ceterz'szj'ae tzaz'aszaodz exercz'täs ptas z?aazn z'astz'cz'z'sfacz'eadz's at z'acasatas est operaaz dare,fz't:'as z'dastrz'aza
^azüastzüet otzscare aatz's coaz'agare, prz'oata presz'dz'a az'zaz'raza poteatzüas regaz aoa satzs/z'deas z'astz'taere.
Vgl. FENSKB, Adelsopposition, S. 37-39; SucHAN, Königsherrschaft, S. 41f.
38 Lampert, Annalen, ad a. 1073, S. 147. Vgl. FENSKE, Adelsopposition, S. 28-34; GiESE, Adel in Ost-
sachsen, S. 288; WEiNFURTER, Herrschaft und Reich, S. 118; SCHUBERT, Geschichte Niedersach-
sens, S.278-287.
39 Brunos Buch vom Sachsenkrieg, c. 16, S. 22f. FENSKE, Adelsopposition, S. 37, konstatiert, daß sich
der Konflikt zumindest in seiner Anfangsphase aus einer personenbezogenen und einer insti-
tutionellen Quelle speiste: der Ablehnung der Person des Königs einerseits und seiner Eingriffe
in die Struktur Sachsens andererseits. »Erst als sich von der institutionellen Seite dieses Kon-
fliktes her Rückwirkungen auf bestimmte Kreise des sächsischen Adels einstellten, (...) began-
nen sich in dieser Auseinandersetzung Formen anzubahnen, die eine gewaltsame Entladung
schließlich in der 1073 beginnenden Aufstandsbewegung fanden.«
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vorzugung des allseits ungeliebten Erzbischofs Adalbert^, so daß gegen ihn der
Vorwurf der Ungerechtigkeit erhoben wurde^; und andererseits war auch das Ver-
hältnis der Fürsten untereinander vom Konkurrenzkampf bestimmt, weshalb sich
ein gemeinsames, auf Konsens beruhendes Handeln nicht abzeichnete. Es sollte sich
zudem schon bald zeigen, daß Heinrich IV. nicht die geeignete Persönlichkeit war,
um das Mißtrauen zu beschwichtigen, die Gegensätze auszugleichen und das Reich
zu einer neuen Stabilität zu führen.
Im Gegenteil, er belastete das ohnehin gespannte Verhältnis zu den Reichsfür-
sterH zusätzlich, indem er bevorzugt Ministeriale in seine engere Umgebung zog und
sie zu seinen Vertrauten und Ratgebern machte. Die Großen mußten sich durch die-
ses Verhalten in ihrem ^onor verletzt fühlen. Zudem trug der König selbst durch sein
häufig als ungebührlich empfundenes Verhalten zu einem Prestigeverlust des könig-
lichen Amtes bei . Den schwersten Unmut zog sich der König in Sachsen zu, wo er
mit forciertem Burgenbau die militärische Präsenz und königliche Autorität verstärkt
zur Geltung zu bringen versuchte und sich dabei der - überdies noch landesfremden
- Ministerialität bediente^. Darüber hinaus machten Ausschreitungen der Besatzun-
gen gegen die Bevölkerung die Lage in den Augen der Sachsen unerträglich^'. Der
Grundstein für einen langwierigen Konflikt war damit gelegt, bei dem es um nicht
34 Daß die Beziehung Heinrichs IV. zu Adalbert auch Auswirkungen auf das Verhältnis zwischen
dem Herrscher und den Sachsen hatte, ist von der Forschung immer wieder betont worden; vgl.
etwa GiESE, Adel in Ostsachsen, S. 282f., 287.
35 Brunos Buch vom Sachsenkrieg c. 1, S. 13f., c. 5-15, S. 16-22. Dazu SucHAN, Königsherrschaft,
S. 38-40.
36 Erwähnt sei hier nur das Anliegen Heinrichs, von seiner Gemahlin Bertha geschieden zu wer-
den, das die Fürsten entrüstet ablehnten; siehe Lampert, Annalen, ad a. 1069, S. 105f., 110. Dazu
KELLER, Zwischen regionaler Begrenzung..., S. 170-172.
37 Annales Altahenses, ad a. 1072, S. 84: Igz'tzzz* per iozzguzzi mm fempMS potentes t?Mosz?Mg rex ceperat con-
temnere, mjenores oero dz'vz'tz'z's etfacM?tat;ÜMS extoiiere et eoram cozzszlz'o, tyaae agew& erant, amnu'm'stra-
&at, optünatM7M uero zwo ^tzozzzzyzzazzz secretis szzz's n^nüiteHt, et z?Mz'a matta zzzozüz'zMfefz'ehrzü, epz'scopz, da-
ces aüa?ae regn; pn'mores de regaü&as se saHnAe&nat. Lampert, Annalen, ad a. 1073, S. 147f.: Haec ezzz'zzz
z'Nz gens [sc. der Schwaben] erat acceptissana, et eoram pteros^ae o^scans et peae aatüs raaiorAas ortos
azzzpiz'ssz'zzzz's iwwonüas extaterat et priraos z'zz paiacz'o/gcemf, et ad eorara aatam caacta regn; aegocz'a dz's-
pozzebzzüMZ'. Qnae res eam uaide exosnrn iautsaza^ae pn'zzcz'pzÜMS reddz'derat; et eoraza ptert^ae z'adtgatta-
tenz rei aoafereates, zzz'sz pro respoaso aecessarz'o eoocatz, za totaza pafacz'o aFstz'aetzaat. Berthold, Chronik,
ad a. 1073, S. 275: Rondotfns dax Atezaaaaz'ae, et Bertlzotdas dax Caraataaz'ae,et Wet/dax Bazoonaea rege
dz'scesseraat,^az'aatz':'ssaHatroeaatzüascoasd;'arz'z's,saazacoasztz'a?aapadregezaaoaoatereperspexeraat.
Frutolf, Chronik, ad a. 1068, S. 78: Hez'arz'cas z*exaA4escezüz'e asas tz'bertate Saxoaz'aza sotaza ex ozaaz Ro-
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Vgl. FENSKB, Adelsopposition, S. 37-39; SucHAN, Königsherrschaft, S. 41f.
38 Lampert, Annalen, ad a. 1073, S. 147. Vgl. FENSKE, Adelsopposition, S. 28-34; GiESE, Adel in Ost-
sachsen, S. 288; WEiNFURTER, Herrschaft und Reich, S. 118; SCHUBERT, Geschichte Niedersach-
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39 Brunos Buch vom Sachsenkrieg, c. 16, S. 22f. FENSKE, Adelsopposition, S. 37, konstatiert, daß sich
der Konflikt zumindest in seiner Anfangsphase aus einer personenbezogenen und einer insti-
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nen sich in dieser Auseinandersetzung Formen anzubahnen, die eine gewaltsame Entladung
schließlich in der 1073 beginnenden Aufstandsbewegung fanden.«