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Annas, Gabrielle,: Repräsentation, Sitz und Stimme. Zur fürstlichen Stellvertretung auf Reichsversammlungen des späten Mittelalters
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Gabriele Annas
dazu meint der Begriff der > Repräsentation hier zunächst nur eine (rechts-)
geschäftliche Stellvertretung im privatrechtlichen Sinne, die sich - jenseits einer
allgemeinen personalen >Ersetzung< im weitesten Sinne - mit der Vorstellung
verbindet, dass »das Verhalten eines Rechtssubjekts aus bestimmten Gründen
unmittelbar einem anderen - dem Vertretenen - zugerechnet wird ...«.6 Unter-
suchungen vor allem juristischer Schriften haben gezeigt, dass diese Bedeutung
dem Begriff der >Repräsentation< erst im Verlaufe des späteren Mittelalters,
durch die Verknüpfung mit dem Personenbegriff im 13. Jahrhundert (per so-
nam alicuius repraesentare), zugewachsen war: eine semantische Erweiterung,
die - so Hasso Hofmann - »der Antike ersichtlich ziemlich fremd und auch im
Frühmittelalter noch nicht nachweisbar ist«.7
Mit Blick auf die im Rahmen der Tagung angedachten Fragen nach den spe-
zifischen Zusammenhängen von >Repräsentation< (als > Stell Vertretung-von-
jemand<) und >Zeichensetzung< (als >Symbolisierung-von-etwas<)8 soll im Fol-
genden der Versuch unternommen werden, zeremonielle Bestimmungen und
(verfassungs-)rechtliche Überlegungen zur fürstlichen Stellvertretung am Bei-
spiel spätmittelalterlicher Reichsversammlungen zusammenzuführen.
Koselleck, Bd. 5, Stuttgart 1984, S. 509-547, hier S. 510-514; Hasso Hofmann, Der spätmittel-
alterliche Rechtsbegriff der Repräsentation in Reich und Kirche, in: Höfische Repräsentation.
Das Zeremoniell und die Zeichen, hg. von Hedda Ragotzky/Horst Wenzel, Tübingen 1990,
S. 17-42. - Insbesondere zur theologisch-philosophischen Problematik des Begriffs sowie in
den kirchenpolitischen Auseinandersetzungen der Zeit: Der Begriff der Repraesentatio im
Mittelalter. Stellvertretung, Symbol, Zeichen, Bild, hg. von Albert Zimmermann (Miscellanea
Mediaevalia 8), Berlin/New York 1971 (namentlich die Beiträge von Rudolf Haubst, Wort und
Leitidee der »Repraesentatio« bei Nikolaus v. Kues, S. 139-162, Jürgen Miethke, Repräsenta-
tion und Delegation in den politischen Schriften Wilhelms von Ockham, S. 163-185, Jeannine
Quillet, Universitas populi et representation au XIV0 siede, S. 186-201, und Werner Krä-
mer, Die ekklesiologische Auseinandersetzung um die wahre Repräsentation auf dem Basler
Konzil, S. 202-237). - Zur politischen Repräsentation im Rahmen spätmittelalterlicher und
frühneuzeitlicher Reichsversammlungen zusammenfassend: Barbara Stollberg-Rilinger,
Die Symbolik der Reichstage. Überlegungen zu einer Perspektivenumkehr, in: Der Reichstag
1486-1613: Kommunikation - Wahrnehmung - Öffentlichkeiten, hg. von Maximilian Lanzin-
ner/Arno Strohmeyer (Schriftenreihe der Historischen Kommission bei der Bayerischen Aka-
demie der Wissenschaften 73), Göttingen 2006, S. 77-93, hier S. 83-89 (mit der einschlägigen
Literatur).
6 Hofmann, Repräsentation (wie Anm. 1), S. 118; vgl. Podlech, Art. >Repräsentation< (wie
Anm. 5), S. 509. - In diesem Sinne bereits die Ausführungen in Zedlers Universal-Lexikon
zum »Repraesentirende[n] Character eines Gesandten, Character repraesentativus Legati, oder
d[em] Recht, die hohe Person seines Principalen, gleich als ob dieser nehmlich selbst zuge-
gen waere, vorzustellen«: Johann Heinrich Zedler, Grosses vollständiges Universal-Lexikon
Aller Wissenschafften und Kuenste, welche bishero durch menschlichen Verstand und Witz
erfunden und verbessert worden ..., Bd. 31, Leipzig/Halle 1742 (ND Graz 1996), Sp. 649 f., hier
Sp. 649.
7 Vgl. Hofmann, Repräsentation (wie Anm. 1), S. 118 (Zitat), 148-166; Hofmann, Der spätmit-
telalterliche Rechtsbegriff (wie Anm. 5), S. 22 f. - Hierzu auch: Reiter, Art. >Repräsentation<
(wie Anm. 1), Sp. 904; Podlech, Art. >Repräsentation< (wie Anm. 5), S. 509 f.
8 Gemäß der konzeptionellen Ausrichtung der Tagung (Skizze vom 23. Januar 2007 zur Tagung
»Versammlungen: Ritualisierung und zeichenhafte Darstellung politischer Willensbildung im
Vergleich«, Heidelberg 15.-17. November 2007).
Gabriele Annas
dazu meint der Begriff der > Repräsentation hier zunächst nur eine (rechts-)
geschäftliche Stellvertretung im privatrechtlichen Sinne, die sich - jenseits einer
allgemeinen personalen >Ersetzung< im weitesten Sinne - mit der Vorstellung
verbindet, dass »das Verhalten eines Rechtssubjekts aus bestimmten Gründen
unmittelbar einem anderen - dem Vertretenen - zugerechnet wird ...«.6 Unter-
suchungen vor allem juristischer Schriften haben gezeigt, dass diese Bedeutung
dem Begriff der >Repräsentation< erst im Verlaufe des späteren Mittelalters,
durch die Verknüpfung mit dem Personenbegriff im 13. Jahrhundert (per so-
nam alicuius repraesentare), zugewachsen war: eine semantische Erweiterung,
die - so Hasso Hofmann - »der Antike ersichtlich ziemlich fremd und auch im
Frühmittelalter noch nicht nachweisbar ist«.7
Mit Blick auf die im Rahmen der Tagung angedachten Fragen nach den spe-
zifischen Zusammenhängen von >Repräsentation< (als > Stell Vertretung-von-
jemand<) und >Zeichensetzung< (als >Symbolisierung-von-etwas<)8 soll im Fol-
genden der Versuch unternommen werden, zeremonielle Bestimmungen und
(verfassungs-)rechtliche Überlegungen zur fürstlichen Stellvertretung am Bei-
spiel spätmittelalterlicher Reichsversammlungen zusammenzuführen.
Koselleck, Bd. 5, Stuttgart 1984, S. 509-547, hier S. 510-514; Hasso Hofmann, Der spätmittel-
alterliche Rechtsbegriff der Repräsentation in Reich und Kirche, in: Höfische Repräsentation.
Das Zeremoniell und die Zeichen, hg. von Hedda Ragotzky/Horst Wenzel, Tübingen 1990,
S. 17-42. - Insbesondere zur theologisch-philosophischen Problematik des Begriffs sowie in
den kirchenpolitischen Auseinandersetzungen der Zeit: Der Begriff der Repraesentatio im
Mittelalter. Stellvertretung, Symbol, Zeichen, Bild, hg. von Albert Zimmermann (Miscellanea
Mediaevalia 8), Berlin/New York 1971 (namentlich die Beiträge von Rudolf Haubst, Wort und
Leitidee der »Repraesentatio« bei Nikolaus v. Kues, S. 139-162, Jürgen Miethke, Repräsenta-
tion und Delegation in den politischen Schriften Wilhelms von Ockham, S. 163-185, Jeannine
Quillet, Universitas populi et representation au XIV0 siede, S. 186-201, und Werner Krä-
mer, Die ekklesiologische Auseinandersetzung um die wahre Repräsentation auf dem Basler
Konzil, S. 202-237). - Zur politischen Repräsentation im Rahmen spätmittelalterlicher und
frühneuzeitlicher Reichsversammlungen zusammenfassend: Barbara Stollberg-Rilinger,
Die Symbolik der Reichstage. Überlegungen zu einer Perspektivenumkehr, in: Der Reichstag
1486-1613: Kommunikation - Wahrnehmung - Öffentlichkeiten, hg. von Maximilian Lanzin-
ner/Arno Strohmeyer (Schriftenreihe der Historischen Kommission bei der Bayerischen Aka-
demie der Wissenschaften 73), Göttingen 2006, S. 77-93, hier S. 83-89 (mit der einschlägigen
Literatur).
6 Hofmann, Repräsentation (wie Anm. 1), S. 118; vgl. Podlech, Art. >Repräsentation< (wie
Anm. 5), S. 509. - In diesem Sinne bereits die Ausführungen in Zedlers Universal-Lexikon
zum »Repraesentirende[n] Character eines Gesandten, Character repraesentativus Legati, oder
d[em] Recht, die hohe Person seines Principalen, gleich als ob dieser nehmlich selbst zuge-
gen waere, vorzustellen«: Johann Heinrich Zedler, Grosses vollständiges Universal-Lexikon
Aller Wissenschafften und Kuenste, welche bishero durch menschlichen Verstand und Witz
erfunden und verbessert worden ..., Bd. 31, Leipzig/Halle 1742 (ND Graz 1996), Sp. 649 f., hier
Sp. 649.
7 Vgl. Hofmann, Repräsentation (wie Anm. 1), S. 118 (Zitat), 148-166; Hofmann, Der spätmit-
telalterliche Rechtsbegriff (wie Anm. 5), S. 22 f. - Hierzu auch: Reiter, Art. >Repräsentation<
(wie Anm. 1), Sp. 904; Podlech, Art. >Repräsentation< (wie Anm. 5), S. 509 f.
8 Gemäß der konzeptionellen Ausrichtung der Tagung (Skizze vom 23. Januar 2007 zur Tagung
»Versammlungen: Ritualisierung und zeichenhafte Darstellung politischer Willensbildung im
Vergleich«, Heidelberg 15.-17. November 2007).