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Peltzer, Jörg [Bearb.]; Schwedler, Gerald [Bearb.]; Töbelmann, Paul [Bearb.]; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Politische Versammlungen und ihre Rituale: Repräsentationsformen und Entscheidungsprozesse des Reichs und der Kirche im späten Mittelalter — Mittelalter-Forschungen, Band 27: Ostfildern, 2009

DOI Artikel:
Schwedler, Gerald: Formen und Inhalte: Entscheidungsfindung und Konsensprinzip auf Hoftagen im späten Mittelalter
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https://doi.org/10.11588/diglit.34740#0152

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Gerald Schwedler

Formen und Inhalte:
Entscheidungsfindung und Konsensprinzip
auf Hoftagen im späten Mittelalter

De consensu omnium ist eine vielfach gebrauchte Formulierung, um Einmütig-
keit von Beschlüssen im spätmittelalterlichen Reich auszudrücken. Die Art und
Weise, wie es auf Versammlungen von König und Fürsten zu einem derartigen
Konsens kam, bleibt dabei zumeist unklar. Ziel dieses Beitrags ist es, Reichs-
versammlungen des Spätmittelalters unter dem Blickwinkel der äußeren Form
von Entscheidungsfindung und der Schaffung von Verbindlichkeit zu betrach-
ten. Dabei ist zu untersuchen, ob der von den Zeitgenossen beschworene Con-
sensus sich mit den Modellen des politischen Konsenses und des Bewusstseins
um die Bedeutung des ritualisierten Handelns beschreiben lässt, sich also im
Schnittfeld der Hoftagsforschung, der Ritualforschung und der politikwissen-
schaftlichen Modellbildung neue Erklärungsansätze ergeben.
Modelle des Hoftags, die in der reichen Forschungsliteratur1 bisweilen ent-
wickelt wurden, führen vor Augen, wie unterschiedlich dabei der Zugang ge-
wählt werden kann. Jede Generation hat sich aufs Neue mit jenem großen The-
ma der mittelalterlichen Geschichte beschäftigt und ist mit neuen Methoden
und Fragestellungen an das reiche, auch heute noch nicht vollständig erschlos-
sene Material herangetreten.2 Überlegungen zu Konsens und konsensualem
Verhalten haben im Bereich der mediävistischen Forschung einerseits zu neuen

1 Peter Moraw, Versuch über die Entstehung des Reichstags, in: Über König und Reich. Auf-
sätze zur deutschen Verfassungsgeschichte des späten Mittelalters, hg. von Rainer Schwin-
ges, Sigmaringen 1995, S. 207-242, geht kritisch auf Modellbildungstendenzen der Forschung
ein; Peter Moraw, Hoftag und Reichstag von den Anfängen im Mittelalter bis 1806, in: Parla-
mentsrechte und Parlamentspraxis in der Bundesrepublik Deutschland, hg. von Hans-Peter
Schneider/Wolfgang Zeh, Berlin/New York 1989, S. 3-47; ebenso auch der Überblick in: Ro-
semarie Aulinger, Der Deutsche Reichstag in Spätmittelalter und früher Neuzeit, in: Reichs-
städte in Franken. Aufsätze, hg. von Rainer A. Müller (Veröffentlichungen zur Bayerischen
Geschichte und Kultur 15), 2 Bde., München 1987, Bd. 1, S. 125-142.
2 Gabriele Annas, Hoftag - Gemeiner Tag - Reichstag. Studien zur strukturellen Entwick-
lung deutscher Reichsversammlungen des späten Mittelalters (1349-1471) (Schriftenreihe
der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften 68), 2 Bde.,
Göttingen 2004, mit einem ausführlichen Forschungsüberblick S. 13-41. Vgl. auch den For-
schungsüberblick bei Thomas M. Martin, Auf dem Weg zum Reichstag. Studien zum Wandel
der deutschen Zentralgewalt 1314—1410 (Schriftenreihe der Historischen Kommission bei der
Bayerischen Akademie der Wissenschaften 44), Göttingen 1993, S. 35-41.
 
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