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Vorwort

,,'Tis all one to lye in St Innocents Church-yard, as in the
Sands of Aegypt: Ready to be anything, in the extasie of
being ever, and as content with six foot as the Moles of
Adrianus."
Browne, Hydriotaphia 84
Der Fund bronzezeitlicher Funeralurnen im England des 17. Jahrhunderts führte den
englischen Gelehrten Sir Thomas Browne zur Verfassung einer Schrift, in der er die
Grabbräuche der Vergangenheit besprach und mit aufgeklärtem Blick den Traum von
der Unsterblichkeit von Leichnam und Nachruhm als Illusion enthüllte. Keine der Kul-
turen vor ihm - nicht einmal die Römer und die Ägypter - hätten sich dem Verfall al-
ler Dinge entziehen können; nur im eigenen Leben könne man bei sich selbst sein, der
Ruheort des toten Körpers aber spiele keine Rolle. Ob im Sand Ägyptens oder auf einem
gewöhnlichen Friedhof sechs Fuß unter der Erde, ob auf dem berühmten Pariser Fried-
hof von St. Innocents, der noch im 20. Jahrhundert Historiker des Todes wie Philippe
Aries inspirierte, oder unter der Engelsburg: Der wahre Gelehrte müsse mit all dem
gleichviel zufrieden sein.
Die kurze Auflistung Brownes lenkt den Blick auf zeitlich und geographisch sehr
verschiedene Kulturen und ihren Umgang mit den Toten und damit auf die Frage, wie
unterschiedlich Menschen Leben und Tod der Leiche konstruierten, ihr Fähigkeiten
und Charakteristiken zuschrieben, die auf religiöse Praktiken, Recht, Siedlungsgestal-
tung, Kunst und viele andere Bereiche des Alltags gestaltend zurückwirkten. Der his-
torische Vergleich eröffnet - heute wie vor knapp vierhundert Jahren im Falle von Sir
Thomas Browne - einen durchaus überraschenden, frischen Blick auf den Umgang mit
dem Tod in unserer eigenen Gesellschaft. Ich hoffe, der Leser wird diese Perspektive
ebenso anregend und bereichernd finden wie ich dies bei der Abfassung dieser Studie
empfand.
Es gehört zu den angenehmsten akademischen Bräuchen, am Beginn eines solchen
Werkes den zahlreichen Kolleginnen und Kollegen zu danken, die das Entstehen dieser
Studie ermöglichten oder unterstützten. Der erste und prominenteste Dank gilt dabei
Knut Görich, der mir an der Ludwig-Maximilians-Universität die Möglichkeit bot, das
hier vorgelegte Werk zu erarbeiten und mich mit solch vielfältiger Unterstützung dabei
beflügelte, dass es ohne seine konstante Inspiration und den steten Ansporn nicht zu
diesem Buch gekommen wäre. Ganz besonders gefördert wurde ich auch durch die kri-
tischen Reflexionen von Claudia Märtl und Harald Stadler, die mich an der LMU und
der Leopold-Franzens-Universität in Innsbruck stets unterstützten - und das längst
nicht nur, wenn es um diese Leichenstudie ging. Unter den zahlreichen Kollegen, die
mir mit Rat und Tat zur Seite standen, von denen viele Hinweise auf Quellen stamm-
ten und mit denen ich meine Thesen immer wieder kritisch reflektieren durfte, möchte
ich insbesondere Achim Hack nennen, der mir in seiner Zeit in München immer wie-
 
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