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Mitteilungen aus den sächsischen Kunstsammlungen — 2.1911

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Posse, H.: Die Umgestaltung der Dresdner Gemäldegalerie
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https://doi.org/10.11588/diglit.63187#0078
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MITTEILUNGEN A. D. S. KUNSTSAMMLUNGEN 1911

DIE UMGESTALTUNG DER DRESDNER GEMÄLDEGALERIE
Seit Jahren ist die Forderung erhoben worden, daß dem veralteten
Zustande der Gemäldegalerie, dem heute höchstens der gemüt-
liche Grundsatz des quieta non movere Erhaltung wünschen mag,
ein Ende gemacht werde. Die berühmtesten und angesehensten Samm-
lungen Deutschlands haben längst der berechtigten Forderung einer
geschmackvollen, in ihrer Wirkung auf ein großes Publikum berechneten
Aufstellung, die mit der öde magazinartigen Pflasterung der Wände mit
den Kunstwerken bricht, Rechnung getragen. Fachleute wie Bode,
Woermann, Koetschau, Gurlitt, v. Seidlitz haben auch für die Dresdner
Galerie ihre Durchführung verlangt und beachtenswerte Vorschläge
gemacht. Woermann war es durch die ungünstigen Verhältnisse nicht
mehr vergönnt, die mit einer Sichtung des Bestandes und der Aus-
scheidung einer bedeutenden Zahl von minderwertigen Bildern be-
gonnene Umgestaltung selbst weiterzuführen, deren Notwendigkeit erst
vom letzten Landtage durch Bewilligung einer für solche Zwecke in
den Etat eingestellten Summe von 10000 Mark anerkannt worden ist.
Diese Umgestaltung bildet die Aufgabe, die der Galerieleitung für
die nächste Zeit gestellt wird und die auch unbedingt in den Vorder-
grund zu treten hat, da bei den vorhandenen Staatsmitteln an eine
umfassende Vermehrung der älteren Sammlung mit Rücksicht auf die
Preise des Kunstmarkts und die ungewöhnlich hohe Qualität des alten
Bestandes, der nur einigermaßen gleichwertige Erwerbungen verträgt,
nicht gedacht werden kann. Hier wird man sich auf das Notwendigste
beschränken müssen. Denn verfügbare Staatsmittel sollten vor allem der
modernen Abteilung vorbehalten bleiben, da die allein für Ankäufe
moderner Bilder vorhandenen Mittel, die Zinsen der Pröll-Heuer-
Stiftung, durch ihre Bestimmung als Stiftung zur Unterstützung deutscher
Künstler auf Dresdner Ausstellungen in ihrer Verwertung beschränkt
sind und weder die Leitung der Galerie noch die Generaldirektion, wie es
für ein systematisches Sammeln notwendig wäre, auf ihre Verwendung
Einfluß hat. Doch die Frage der modernen Sammlung, ihre unter den be-
sonderen Verhältnissen leider notwendige Abtrennung von der älteren, ihre
Unterbringung in möglichster Nähe des Zwingers, ist ein Kapitel für sich.
Es erscheint als eine berechtigte, ja selbstverständliche Forderung,
daß bei der Umgestaltung der Galerie im Sinne der neueren Erfah-
rungen einesteils der Bestand an Kunstwerken, der zum größten
Teile seine historische Existenzberechtigung besitzt, andrerseits der
 
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