770
Monatshefte für Kunstwissensdiaft
Ob Costas Werk den Beifall des jugendlichen Markgrafen gefunden hat? Wir
dürfen billig daran zweifeln. Der Sinn Federigos, der einen Giulio Romano nach
Mantua berief, war auf das Glanzvoll-Bewegte, das Kolossalische, das Grandios-
Dekorative gerichtet; was sollte ihm da die zage und zahme Kunst des Zweiundsechzig-
jährigen? Costas Zeit war vorbei. Achtzig Jahre, nachdem er dieses Bild gemalt,
schuf wieder ein Hofmaler der Gonzaga einen „Triumph Cäsars", ein junger Vläme,
der Peter Paul Rubens hieß. Dem „trionfo" des Mantegna entnahm er die ganze
rechte Hälfte seines Gemäldes,1) Lorenzo Costa konnte ihm keine Anregung mehr
bieten und als abermals fünf Lustren später die herrlichsten Schätze der Mantuaner
Residenz an Karl I. von England verschachert wurden, da ist in keinem der Briefe, die
dieserhalb zwischen London, Venedig und Mantua hin- und hergingen, von Costas
großen Historien die Rede. Den Bolognesen waren sie eine „cosa miracolosa" 2)
gewesen, aber Karl begehrte ihrer nicht, und man wagte es nicht einmal mehr, sie
dem königlichen Kenner anzubieten — sic transit gloria . ..
ahmungstrieb auf prätentiöse Menschen gedeutet, welche ihre Kräfte und Fähigkeiten über-
schätzen". S. Goldstaub-Wendriner: Ein tosco-venezianischer Bestiarius, Halle a. S. 1892, S. 152,
Anm. Diese Erklärung für das Symbol des Affen gibt, was vielleicht hervorgehoben werden darf,
ein lateinischer Traktat gerade der Universitätsbibliothek von Bologna (cod. Bonon. ms. 2231),
s. S. 150. Auch bei der „Apotheose Julius' II." wurde auf einen Wagen ein Obelisk gefahren,
worauf u. a. ein Affe abgebildet war. S. Luzio, op. cit. S. 580.
9 Das Bild befindet sich heute in der Londoner National-Gallery.
2) Im Palazzo Bentivoglio zu Bologna hatte Costa den Untergang Trojas gemalt „cosa
da tutti stimata in quel tempo mirocolosa". Chronik des Ghirardacci, zit. v. Venturi in seinem
Aufsatz: „Lorenzo Costa", im Archivio stor. dell' arte I. S. 421. Anm. 1.
Monatshefte für Kunstwissensdiaft
Ob Costas Werk den Beifall des jugendlichen Markgrafen gefunden hat? Wir
dürfen billig daran zweifeln. Der Sinn Federigos, der einen Giulio Romano nach
Mantua berief, war auf das Glanzvoll-Bewegte, das Kolossalische, das Grandios-
Dekorative gerichtet; was sollte ihm da die zage und zahme Kunst des Zweiundsechzig-
jährigen? Costas Zeit war vorbei. Achtzig Jahre, nachdem er dieses Bild gemalt,
schuf wieder ein Hofmaler der Gonzaga einen „Triumph Cäsars", ein junger Vläme,
der Peter Paul Rubens hieß. Dem „trionfo" des Mantegna entnahm er die ganze
rechte Hälfte seines Gemäldes,1) Lorenzo Costa konnte ihm keine Anregung mehr
bieten und als abermals fünf Lustren später die herrlichsten Schätze der Mantuaner
Residenz an Karl I. von England verschachert wurden, da ist in keinem der Briefe, die
dieserhalb zwischen London, Venedig und Mantua hin- und hergingen, von Costas
großen Historien die Rede. Den Bolognesen waren sie eine „cosa miracolosa" 2)
gewesen, aber Karl begehrte ihrer nicht, und man wagte es nicht einmal mehr, sie
dem königlichen Kenner anzubieten — sic transit gloria . ..
ahmungstrieb auf prätentiöse Menschen gedeutet, welche ihre Kräfte und Fähigkeiten über-
schätzen". S. Goldstaub-Wendriner: Ein tosco-venezianischer Bestiarius, Halle a. S. 1892, S. 152,
Anm. Diese Erklärung für das Symbol des Affen gibt, was vielleicht hervorgehoben werden darf,
ein lateinischer Traktat gerade der Universitätsbibliothek von Bologna (cod. Bonon. ms. 2231),
s. S. 150. Auch bei der „Apotheose Julius' II." wurde auf einen Wagen ein Obelisk gefahren,
worauf u. a. ein Affe abgebildet war. S. Luzio, op. cit. S. 580.
9 Das Bild befindet sich heute in der Londoner National-Gallery.
2) Im Palazzo Bentivoglio zu Bologna hatte Costa den Untergang Trojas gemalt „cosa
da tutti stimata in quel tempo mirocolosa". Chronik des Ghirardacci, zit. v. Venturi in seinem
Aufsatz: „Lorenzo Costa", im Archivio stor. dell' arte I. S. 421. Anm. 1.