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Monatshefte für Kunstwissenschaft — 1, Heft 7-12.1908

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Heft 12
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Voss, Hermann: Ein neuer Jakob Jordaens
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Der Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.70401#0595

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1176

Monatshefte für Kunstwissenschaft

Stellung schließt sich besonders eng an eine
Radierung an, die das gleiche Thema be-
handelt (Abb. Rooses S. 180); doch gibt im
Gegensatz hierzu das Bild erst den Augen-
blick nach der Verwandlung der Io, die als
weiße Kuh rechts im Mittelgrund des Gemäldes
(auf der Reproduktion sckwer erkennbar) da-
liegt, von Zeus, der durch das Blitzbündel zu
seinen Füßen gekennzeichnet ist, der Eifersucht
Junos entzogen. Auf der Radierung ist der
Moment der Verwandlung selber ergriffen;
die (befremdende) Auffassung Jupiters ist
ganz die gleiche. In der Anordnung der
Figuren muß ein 1773 zu Amsterdam ver-
steigertes Bild ähnlich gewesen sein, das so
beschrieben wird:
Juno steht aufrecht und lehnt sich an eine
weiße Kuh, Argus auf einem Hügel, stützt sich
ausruhend auf einen Stock, und neben ihm vier
Kühe und ein bellender Hund; im Vordergrund
eine bunte, liegende Kuh. Dies alles in einer
Landschaft. In den Wolken sieht man den
mit zwei Pfauen bespannten Wagen der Juno.
Die meisten dieser Darstellungen sind aus
Jordaens späterer Zeit, so die Radierung von
1652 und ein 1904 auf der Auktion Menke zu
Antwerpen versteigertes Gemälde von 1647.
Der allgemeine stilistische Charakter und vor-
nehmlich die vom Rücken gesehene weibliche
Figur lassen erkennen, daß auch unser Bild
damals entstanden ist, in künstlerischem Zu-
sammenhang mit dem zitierten „Traum" und
dem 1646 vom Künstler an Martinus van
Langenhoven gelieferten „Kandaules", bei dem
Rooses (S. 145 f.) eine vortreffliche Charakteristik
der Frau des Kandaules gibt, die man fast
wörtlich auf unsere Juno beziehen kann: ein
weicher, nicht zu breiter Rücken, der von den
Armen bis zu den Hüften fein modelliert, sich
unter den Hüften in geräumigem Maße aus-
breitet, ein durch die Beleuchtung gehobenes
Fleisch, das die Mütter, wenn sie von ihren
Kindern sprechen, in den Niederlanden „Wurst-
fleisch" nennen: rundliche, sich kräftig mit den
zwei gerundeten Polstern darüber verbindende
Beine...
Die Qualität des Bildes geht aus unserer
Abbildung nur undeutlich hervor. Das Original,
von dem zu wünschen ist, daß es an seinem
jetzigen Aufbewahrungsorte recht viel Beachtung
und daher vor allem mitsamt seinem hübschen
Rahmen eine bessere Aufstellung finden möge,
verrät die gewohnte meisterliche Behandlungs-
weise, die Jordaens auch solchen kleinen Bildern
angedeihen läßt, und reiht sich würdig seinen
bisher bekannten Werken der gleichen Gattung an.

DER KUNSTMARKT
BERLIN ■ --^^_
Unter lebhaftester Beteiligung von Kunst-
freunden und Händlern fand vom 3. bis 7. No-
vember die Versteigerung der Sammlung Her-
mann Emden bei Rudolph Lepke statt.
Besonders groß war das Interesse für die
Majoliken, die z. T. zu außerordentlichen
Preisen weggingen. Jacques Seeligmann-
Paris erwarb eine Reihe besonders schöner
Stücke, von denen es eine lustrierte Schale
aus Urbino, von Maestro Giorgio, um 1530, auf
8000 M. brachte (mit Darstellung von Joseph
und Potiphars Weib, nach Marc Anton), eine
andre Schale ähnlichen Stiles, aber später („Paulus
tauft die Korinther") sogar auf 19000 M., der
höchste Preis, der auf der Auktion überhaupt
gezahlt worden ist.
Eine interessante große Deruta-Schüssel
mit Silendarstellung ward [von Goldschmidt-
Frankfurt um 5000 M. erworben, von Julius
Drey eine faentiner Schüssel mit Daniel,
der über die beiden Ankläger der Susanna ur-
teilt, um 3000 M.
Bei der Versteigerung des Steinzeuges
beteiligte sich das Grassimuseum in Leipzig,
das einen eigentümlich geformten grünen Krug
(Sächsisch-Bömisch, 16.—17. Jahrh.) für 435 M.,
ankaufte, sowie einen Nassauer Krug nach
1600 mit Szenen aus dem Leben des Verlorenen
Sohnes für 230 M. und einen großen Raerener
Krug von 1598 für 740 M. Mehrere bedeutende
Stücke kaufte Rosenbaum-Frankfurt a. M..
darunter einen originellen Jagdkrug von 1693
(Kreußen).
Für die Fayencen interessierten sich be-
sonders mehrere Museen: Hamburg erwarb
zwei Bayreuther Krüge für 430 und 290 M., da-
von der erstere ein schönes datiertes Stück (1734).
Das Germanische Museum kaufte einen
Nürnberger Maßkrug des 18. Jahrhunderts
für 250 M. an, Reichenberg eine Mündener
Netzvase aus dem 18. Jahrh. für 185 M., Prag
einen im Stil der famille verte dekorierten tiefen
Mailänder Teller von der Mitte des 18. Jahr-
hunderts für 580 M. sowie einen bemerkens-
werten Nürnberger Krug mit dem Datum 1677
und einer Inschrift für 1000 M.
Weit geringer war das Interesse für die
reichlich, aber nicht gut vertretenen Porzellane;
eigentlich bemerkenswert waren die beiden
Grassigruppen, die leider flau bemalt waren
und es zusammen auf 6000 M. brachten. Die
große Krinoliengruppe: König August III.
 
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