Abb. 1. Kreuzklosterkirche: Die Herrenjünger Siluanos und Rufinos (B 2 — D 2)
Die Wandgemälde in der Kirche des Kreuzesklosters
bei Jerusalem
(Ein orientierender Überblick)
Von Anton Baumstark
Abb. 2, Kreuzklosterkirche: Blick durch das
linke Seitenschiff □
In dem welligen Höhenland, das sich
westlich von Jerusalem ausdehnt, liegt am
felsigen Ostabhang einer seiner Talmulden,
von freundlichem Olivengrün umrahmt, das
heute als Priesterseminar des griechisch-
orthodoxen Patriarchats dienende uralte
Kloster des Hl. Kreuzes (Aytov ^rav^ov;
arab. Der el-Musallabe). Eine in der griechi-
schen Kirche zu ungemeinem Ansehen ge-
langte Lokallegende läßt hier Lot drei ihm
von Abraham übergebene Reiser von Fichte,
Zeder und Zypresse pflanzen, die nach zwei
Jahrtausenden das Holz des Kreuzes Christi
geliefert hätten. Helena, der auf palästinen-
sischem Boden die Gründung fast jedes später berühmt gewordenen Heiligtums zu-
geschrieben wird, soll nach den einen auf der geweihten Stätte die erste Basilika
errichtet haben. Nach anderen hätten Kloster und Kirche vielmehr den ersten christ-
lichen König des Kaukasusvolkes der Georgier oder Iberer, einen Zeitgenossen
Konstantins und seiner Mutter, zum Stifter gehabt. Jedenfalls bildeten sie schon vor
der Kreuzfahrerzeit das eigentliche iberische Nationalheiligtum in Palästina, und nach-
dem sie nur sehr vorübergehend den Iberern entrissen worden waren, sind sie in deren
Besitz vom Jahre 1305 bis zum Untergang der durch Rußland erdrückten selbständigen
iberischen Kirche geblieben, ein Zeitraum, innerhalb dessen gegen Mitte des XVII. Jahr-
hunderts der Ibererkönig Leontantian sie zum letzten Male restaurierte. Die kunst-
geschichtlich auch durch umfängliche Reste eines interessanten Mosaikfußbodens be-
merkenswerte Klosterkirche ist eine von Pfeilern getragene Kreuzkuppelbasilika, in