BEMERKUNGEN ÜBER
EINIGE MARKEN DES MEISSNER
PORZELLANS
(Fortsetzung)
3. Marke:
Diese Marke findet sida angegeben in Graesse:
Guide de l'amateur, fehlt dagegen merkwürdiger-
weise auf der Markentafel des oben angeführten
Werkes von Berling. Grund dafür ist wohl,
daß sie äußerst selten ist, so selten, daß sie einem
oft jahrelang nidit begegnet. Dennoch hat es
diese Marke auf frühem Meißner Porzellan
gegeben. Mir sind zwei Beispiele desselben
bekannt. Sie findet sich einmal in der Dresdener
Porzellansammlung auf einer größeren blau-
grundierten Vase mit ausgesparten Medaillons,
die nach dem Urteil aller Kenner, die sie ge-
sehen, für unbedingt echt erklärt worden ist,
deren Medaillons aber freilich mit den Email-
malereien, für die sie bestimmt waren, nicht
ausgefüllt waren, was aber später ein Fälscher
nur desto eifriger besorgt hat. Sie befand sich
weiter unter einer mit ostasiatisdiem Dekor be-
malten Stangenvase der ehemaligen Sammlung
D. Klemm, die im vergangenen Herbst in Berlin
versteigert worden ist. An sich freilich wirkt
diese als Friedridi August aufzulösende Marke
etwas befremdlich in anbetracht der bekannten
Marke Augustus Rex, da ein frei-
williger Verzicht auf die Angabe des Königs-
titels bei Fürsten, die so wie der König August
der Starke und sein Nachfolger nach der Königs-
krone Polens gestrebt haben, an sich nicht sehr
wahrscheinlich scheint. Doch für die Anwendung
einer solchen Marke spricht zunächst eine jener
oben erwähnten neu aufgefundenen handschrift-
lichen Niederschriften des Königs, die eine An-
weisung betreffs der Anbringung seiner Namen-
sdiiffer auf dem Porzellan seiner Fabrik gibt. Es
heißt da (Kgl. Sächs. Hauptstaatsarchiv Loc. 355,
Vol. II, foi. 73): um das rese servies zu formieren,
so kan man den servise die benestigten sticken
nehmen und in meine abwesen dieselben wieder
dazu magen lassen.
Aus A wird FA mit der cron gemagt, oder
cron alleines über das A gesetzt.
1. — servies mit den wappen.
Darnach ist damals eine Marke oder wenig-
stens eine Signatur, die nur die Anfangsbudi-
budistaben des Namens des Königs enthielt,
vom Könige selber angegeben worden. Sidier-
lidi sollte sie einem Service beigegeben werden,
das er ausschließlich in Dresden lediglich in
seiner Eigenschaft als sächsischer Kurfürst be-
nutzen wollte. Ob aber freilich diese Anordnung
damals ausgeführt worden ist, erscheint, da
Service oder Teile desselben mit dieser Marke
bisher noch nicht zum Vorschein gekommen
sind, zu mindest zweifelhaft.
Dodi in diesem Falle hat es für diese Marke
in dieser Zeit noch eine andere Anwendungs-
möglidikeit gegeben. Es darf nicht übersehen
werden, daß, als König August der Starke am
1. Februar 1733 starb, sein Nachfolger, der Kur-
fürst Friedridi August II, über 8 Monate lang
gar kein König gewesen ist, da er erst am 5. Ok-
tober dieses Jahres zum König von Polen er-
wählt, am 17. Januar 1734 sogar erst dazu
gekrönt ward. Er durfte demnach weit über
ein halbes Jahr diese Marke AR gar nicht führen.
— So mußte er, wenn er überhaupt sidi eines