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Monatshefte für Kunstwissenschaft — 1, Heft 7-12.1908

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Heft 10
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https://doi.org/10.11588/diglit.70401#0355

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Monatshefte für Kunstwissenschaft

durch Zuwendungen an die Bibliothek betätigen
kann, zählt heute schon mehr als 150 Mitglie-
der. Sie setzen sich bunt genug aus allen
Nationen zusammen. Es sind aber nicht nur
Privatpersonen, sondern auch Akadernier, Fakul-
täten, Redaktionen und wissenschaftliche Ge-
sellschaften dem Unternehmen beigetreten.
Man kann nur wünschen, daß Luca Beltra-
mis erfolgreiche Initiative vorbildlich wirken
möchte. Ja man wundert sich eigentlich, daß
das Unternehmen der „Raccolta Vinciana" nicht
sdion längst in weitesten Kreisen bekannt ge-
worden ist und auch außerhalb Italiens Nach-
ahmung gefunden hat. Tatsächlich ist Lionardo
bis heute noch der einzige unter den großen
Meistern, für dessen Studium eine Spezialbiblio-
thek zu allgemeiner Benutzung offen steht.
Ließen sich ähnliche Studienquellen nicht auch
für Raffael und Michelangelo, für Dürer und
Grünewald, für Rembrandt und Rubens er-
schließen? Gerade heutzutage, wo auch die
Kunstwissenschaft schon über zahllose Organe
in allen Sprachen verfügt, wo es nicht selten
unmöglich ist bestimmte Arbeiten in bestimmten
Zeitsdiriften sich zu eigen zu machen, würden
Zentralstellen, wie sie Luca Beltrami für Lio-
nardo da Vinci geschaffen hat, dem Forscher
die Arbeit oft unendlich erleichtern.
Ernst Steinmann.
Der Bayerische Verein der Kunstfreunde
(Museumverein) in München bietet in einem
Verzeichnis seinen Mitgliedern und Freunden
und allen denen, die es werden wollen, in Wort
und Bild seine Erwerbungen an Werken alter
Kunst, die durch Schenkung oder durch Ankauf
dem Vereine seit dessen Gründung im Sommer
1905 bis zum Beginn des Jahres 1908 zugeführt
und in den Sammlungen des Bayer. Staates auf-
gestellt werden konnten. — Was der junge,
rührige Verein in der kurzen Zeit seines Be-

stehens trotz der in München nicht allzureichlich
für Kunstzwecke fließenden Privatniittel schon
erreicht hat, ist sehr beträchtlich und erfreulich.
Die ägyptische Kunst ist durch Schenkungen des
Prinzen Rupprecht und des Freiherrn v. Bissing
vertreten. Die Kalksteingruppe eines Ehepaaret
aus dem alten Reiche ist zwar im Stil nichs
hervorragend und von gedehnten Proportionen,
vermag aber doch bei ihrer guten Erhaltung
eine empfindliche Lücke in der Glyptothek aus-
zufüllen. Imposant ist die Granitstatue der
Göttin Sechmet aus der Kunst des neuen Reiches.
Eine andere Schenkung des Frhrn. v. Bissing
wird noch Furtwänglers Rat verdankt: es ist eine
entzückende korinthische Terrakottastatuette der
Aphrodite, die sich das Busenband anlegt. Dr.
M. Berolzheimer schenkte ein wenngleich
etwas verwaschenes, aber immer noch sehr reiz-
volles attisches Grabrelief der Zeit um 400 vor
Chr., sowie ein Gemälde von Michael Osten-
dorfer, das Schweißtuch der Veronika, Prof.
Pringsheim einen Marmorkopf der Kapitolinischen
Venus, Frhr. v. Cramer-Klett, der erste Vor-
stand des Vereins, ein Bildnis des Lord Mulgrave
von Sir Thomas Lawrence, der Verleger Otto
Bassermann in Stuttgart ein von Wilhelm Busch
gemaltes Bildnis eines Malers, das künstlerisch
weit über jenen Gemälden steht, die kürzlich
auf den Kollektivausstellungen von Buschs
Nachlaß in München zu sehen waren. — Aus
Mitteln des Vereins konnte bisher erworben
werden eine Narkissos-Statue nach Polyklet,
eine tüchtige römische Kopie, die Furtwängler
aus englischem Besitze dem Vereine zuführte,
ferner das Bruchstück einer Anbetung des Kindes
von Luca della Robbia, zwei liebliche schwe-
bende Engel mit gefalteten Händen. — Auch
seit Erscheinen des Verzeichnisses im Februar
dieses Jahres ist der Bayerische Museumsverein
nicht müßig geblieben, denn er kaufte inzwischen
ein altbabylonisches Alabasterköpfchen der Zeit
um 3000 vor Chr. und eine schöne Taufe des
äthiopischen Kämmerers von Pieter Lastmann,
dat. 1620, aus altem schwedischem Privatbesitze.
 
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