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Monatshefte für Kunstwissenschaft
der 78. Seite des ersten Bandes angelangt.
Denkt man sich nun den ersten, von Müller ge-
lieferten Teil in gleichem Maßstabe ausgebaut,
wie ich den zweiten Teil ausbaute, so würde
sich mein Lexikon auf rund 3500 Seiten be-
laufen haben. Dem würden nicht weniger wie
fünfundvierzig Bände in dem Umfang und
der Art der vorliegenden zwei Thieme und
Becker'schen entsprechen! In meiner Berechnung
täusche ich mich eher zu Thieme und Beckers
Gunsten; denn in meiner zweiten Hälfte ist
nicht nur die Zahl der Einträge stark vermehrt,
sondern die einzelnen Einträge sind auch viel
knapper gehalten wie im ersten, Müller'sdien, Teil.
Wenn Thieme und Becker uns mit einem
beiläufig vierzigbändigen Lexikon beschenken
wollen und können so ist ja alles recht gut
und schön; man muß sich nur nicht der Täuschung
hingeben daß die Sache auf die vorliegende
Art mit zwanzig, nicht einmal mit dreißig dicken
Bänden abzumachen sei. Man muß auch daran
erinnern, das zehn Jahre, wie angekündigt,
eine lange Erscheinungsfrist darstellen, die
entschiedene Nachteile mit sich bringt, folglich
also eher verkürzt als wie verlängert werden
sollte' Hans W. Singer.
Fritz Knapp. Die Kunst in Italien.
Eine Einführung in das Wesen und Werden
der Renaissance. Verlag Dr. Franz Stoedtner,
Berlin 1908.
Es gehört Mut dazu, bei den schon vor-
handenen kunstgeschichtlichen Handbüchern ein
neues Unternehmen wie das hier angezeigte
herauszubringen, das den dritten Band einer
auf mehrere Abteilungen berechneten Kunst-
geschichte darstellt unter dem Gesamttitel „Vor-
lesungen zur Geschichte der Kunst".
Indes dies Stoedtnersche Unternehmen hat einen
pädagogischen Nebenzweck und der wird es
vor allem sein, der dem Werke sehr bald Ein-
gang, vielleicht sogar als Lehrbuch in den
Schulen, verschaffen wird. Das wäre aufrichtig
zu wünschen. Denn gerade bei den Bestre-
bungen, die in unserer Zeit immer wieder zu-
tage getreten sind, muß eine Kunstgeschichte
wie die von Fritz Knapp vornehmlich bei denen
Beachtung finden, für die das Wort von der
künstlerisdien Kultur des Volkes nicht nur als
ein leeres, totgeborenes Programm existiert.
Aber auch für den Kunsthistoriker von Fach
ist das Stoedtnersche Unternehmen wichtig.
Denn die Reproduktion der Diapositive machen
es jedem Dozenten zu einem unentbehrlichen
Handbuch. Auch bringt außer den abgebildeten
Stücken der Anhang einen genauen Katalog aller
bei den Vorlesungen zu verwendenden Diaposi-
tive. So soll die neue Kunstgeschichte in erster
Linie einem rein pädagogischen Zweck dienen.
Sie gibt gewissermaßen den Wortlaut eines
Kompendiums, das was ungefähr eine zusammen-
hängende Vorlesung über die Kunst der Re-
naissance bringen würde, wobei die eingeschal-
teten Illustrationen, ähnlich wie Lichtbilder bei
einem Vortrage, das Gesagte erläutern sollen.
Ich finde, daß Prof. Fritz Knapp ganz aus-
gezeichnet den Ton instruktiver und gefälliger
Belehrung getroffen hat, daß es ihm tatsächlich
gelungen ist, ein so reichhaltiges Kapitel wie
das über die Kunst der Renaissance in eine
zwar konzentrierte, dabei aber doch lebendige
Form zu fassen. Gegenüber anderen Hand-
büchern wirkt gerade die Lebendigkeit des ge-
sprochenen Wortes ungemein wohltuend und
anregend. Dabei ist die Disposition im Ein-
zelnen sehr geschickt und wenn man vielleicht
auch Kapitel wie die über „Das frühe Mittelalter"
oder den „Beginn der Renaissance in der Plastik
und Donatello" sehr gern nach dieser oder jener
Seite hin erweitert sähe, so ist man doch zu-
frieden, da man die Disposition im ganzen
überblickt und dabei gern erkennt, wie nur
durch eine so geschickte und dabei streng
wissenschaftliche Trennung des Stoffes das
Ganze in dieser konzentrierten Form zu mei-
stern war.
Persönlich möchte ich hoffen, daß gerade die
weiten Kreise des kunstinteressierten Publikums
die Vorzüge der Knappschen italienischen Kunst-
geschichte bald erkennen werden. Ich halte die
Idee des Verlegers für außerordentlich glücklich,
denn Bücher wie dieses hier angezeigte sind
zugleich im besten Sinne Lesebücher der Kunst-
geschichte und als solche haben sie ihren emi-
nenten erzieherischen Wert. So darf man auch
den bereits angekündigten ferneren Bänden des
Unternehmens mit Spannung entgegensehen.
Biermann.
Monatshefte für Kunstwissenschaft
der 78. Seite des ersten Bandes angelangt.
Denkt man sich nun den ersten, von Müller ge-
lieferten Teil in gleichem Maßstabe ausgebaut,
wie ich den zweiten Teil ausbaute, so würde
sich mein Lexikon auf rund 3500 Seiten be-
laufen haben. Dem würden nicht weniger wie
fünfundvierzig Bände in dem Umfang und
der Art der vorliegenden zwei Thieme und
Becker'schen entsprechen! In meiner Berechnung
täusche ich mich eher zu Thieme und Beckers
Gunsten; denn in meiner zweiten Hälfte ist
nicht nur die Zahl der Einträge stark vermehrt,
sondern die einzelnen Einträge sind auch viel
knapper gehalten wie im ersten, Müller'sdien, Teil.
Wenn Thieme und Becker uns mit einem
beiläufig vierzigbändigen Lexikon beschenken
wollen und können so ist ja alles recht gut
und schön; man muß sich nur nicht der Täuschung
hingeben daß die Sache auf die vorliegende
Art mit zwanzig, nicht einmal mit dreißig dicken
Bänden abzumachen sei. Man muß auch daran
erinnern, das zehn Jahre, wie angekündigt,
eine lange Erscheinungsfrist darstellen, die
entschiedene Nachteile mit sich bringt, folglich
also eher verkürzt als wie verlängert werden
sollte' Hans W. Singer.
Fritz Knapp. Die Kunst in Italien.
Eine Einführung in das Wesen und Werden
der Renaissance. Verlag Dr. Franz Stoedtner,
Berlin 1908.
Es gehört Mut dazu, bei den schon vor-
handenen kunstgeschichtlichen Handbüchern ein
neues Unternehmen wie das hier angezeigte
herauszubringen, das den dritten Band einer
auf mehrere Abteilungen berechneten Kunst-
geschichte darstellt unter dem Gesamttitel „Vor-
lesungen zur Geschichte der Kunst".
Indes dies Stoedtnersche Unternehmen hat einen
pädagogischen Nebenzweck und der wird es
vor allem sein, der dem Werke sehr bald Ein-
gang, vielleicht sogar als Lehrbuch in den
Schulen, verschaffen wird. Das wäre aufrichtig
zu wünschen. Denn gerade bei den Bestre-
bungen, die in unserer Zeit immer wieder zu-
tage getreten sind, muß eine Kunstgeschichte
wie die von Fritz Knapp vornehmlich bei denen
Beachtung finden, für die das Wort von der
künstlerisdien Kultur des Volkes nicht nur als
ein leeres, totgeborenes Programm existiert.
Aber auch für den Kunsthistoriker von Fach
ist das Stoedtnersche Unternehmen wichtig.
Denn die Reproduktion der Diapositive machen
es jedem Dozenten zu einem unentbehrlichen
Handbuch. Auch bringt außer den abgebildeten
Stücken der Anhang einen genauen Katalog aller
bei den Vorlesungen zu verwendenden Diaposi-
tive. So soll die neue Kunstgeschichte in erster
Linie einem rein pädagogischen Zweck dienen.
Sie gibt gewissermaßen den Wortlaut eines
Kompendiums, das was ungefähr eine zusammen-
hängende Vorlesung über die Kunst der Re-
naissance bringen würde, wobei die eingeschal-
teten Illustrationen, ähnlich wie Lichtbilder bei
einem Vortrage, das Gesagte erläutern sollen.
Ich finde, daß Prof. Fritz Knapp ganz aus-
gezeichnet den Ton instruktiver und gefälliger
Belehrung getroffen hat, daß es ihm tatsächlich
gelungen ist, ein so reichhaltiges Kapitel wie
das über die Kunst der Renaissance in eine
zwar konzentrierte, dabei aber doch lebendige
Form zu fassen. Gegenüber anderen Hand-
büchern wirkt gerade die Lebendigkeit des ge-
sprochenen Wortes ungemein wohltuend und
anregend. Dabei ist die Disposition im Ein-
zelnen sehr geschickt und wenn man vielleicht
auch Kapitel wie die über „Das frühe Mittelalter"
oder den „Beginn der Renaissance in der Plastik
und Donatello" sehr gern nach dieser oder jener
Seite hin erweitert sähe, so ist man doch zu-
frieden, da man die Disposition im ganzen
überblickt und dabei gern erkennt, wie nur
durch eine so geschickte und dabei streng
wissenschaftliche Trennung des Stoffes das
Ganze in dieser konzentrierten Form zu mei-
stern war.
Persönlich möchte ich hoffen, daß gerade die
weiten Kreise des kunstinteressierten Publikums
die Vorzüge der Knappschen italienischen Kunst-
geschichte bald erkennen werden. Ich halte die
Idee des Verlegers für außerordentlich glücklich,
denn Bücher wie dieses hier angezeigte sind
zugleich im besten Sinne Lesebücher der Kunst-
geschichte und als solche haben sie ihren emi-
nenten erzieherischen Wert. So darf man auch
den bereits angekündigten ferneren Bänden des
Unternehmens mit Spannung entgegensehen.
Biermann.