Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext

Mächen, 22, Juni 1914.

Beitage zur „Werkstatt der Kunst" (E. A. Seemann, Leipzig).
Erscheint !4tägig nnter Leitung von Maier Prof. Ernst Berger.

I. Jahrg. Nr. 20

Inhalt: Zum Kapitel „Sinopia". (Schluss.) — Zur Geschichte des weissen Aetzgrundes. Von Hans am Ende-
Worpswede. — Der weisse Aetzgrund. I. Zuschrift von Prof. Heinrich Wolff-Königsberg. II. Zu-
schrift von L. B.-Stuttgart.

Zum Kapitel „Sinopia".
(Schluss.)

Als weiteres Beispiel sei erwähnt: Roter Ocker in
Mischung mit Lapis lazuli und Elfenbeinschwarz
in den Wolkenschatten beiBellini. Wie in der alten
Kunst, so ist auch im Mittelalter, in der Renaissance-
zeit wie auch noch heute, der rote Ocker eine der
gebräuchlichsten Farben und in allen Mischungen
leicht zu erkennen. Im Feuer geglüht verliert
er die rote Farbe nicht, ebensowenig in
schwachen Säuren. Wird er mit letzteren
erwärmt, so entsteht bei Zusatz von gel-
bem Blutlaugensalz blaue Färbung (Eisen-
reaktion).
Zu den gebrannten Ockererden lässt sich auch
der gebrannte Lehm, oder der Ziegelstaub (das
Pulver gebrannter Ziegel) rechnen, der in alter
Zeit, schon in der chinesischen Malerei, ferner in
Griechenland und auch in Pompeji und Rom als
Farbe Verwendung gefunden hat. Ich fand ihn
in einigen Stuckresten aus Tiryns und solchen aus
dem Priesterhause beim Aeginatempel als rote
Wandfarbe, an letzterem Orte auf einem braunrot
gefärbten Stuckuntergrunde aufgetragen, als Wand-
farbe verwendet.
Dieser Ziegelstaub ist in allen Mischungen
durchaus haltbar und trotz seines geringen An-
sehens in der jetzigen Kunsttechnik, in nichts von
gleichfarbigen (häufig schön rosenroten) Tönen
kostbarer Ockerarten verschieden. Daher wird
er auch nicht selten kostbaren roten Farben, wie
dem Zinnober und der Mennige, zugesetzt? — Nicht
ausschliesslich zu Fälschungszwecken!
II.
Zum gleichen Thema erhalten wir von Herrn
Kollegen Meinhard Jakoby (Halensee-Berlin)
folgende Zuschrift:

2/. IV. 14.
„Angeregt durch die Artikel über die Sinopia
in den kunsttechn. Blättern, sende ich Ihnen eine
Farbenprobe aus Deutsch-Ostafrika, die ich im
vorigen Jahre vomKilimandscharo mitbrachte. Viel-
leicht interessiert sie Sie. In der dortigen Ge-
gend reiben sich die Massai mit roter Erde und
Hammeltalg ein und verwenden sie auch zu aller-
hand Zierrat, z. B. auf ihren Schilden. Auf dem
Wege zwischen Moschi und Marangu fand ich nun
solche Stellen und entnahm mir verschiedene Proben.
Die Erde, verwittertes vulkanisches Gestein (Gneis?)
spielt in verschiedenem Ton, von Ocker und Umbra
bis zu einer Art Caput mortuum. Die Ihnen ein-
gesandte Probe ist mein leuchtendstes Rot, doch
mag es noch kräftigeres geben. Ich hatte zu
längerem Suchen leider nicht die Zeit. Von den
anderen mitgebrachten Erden in obigen Tönen
interessiert Sie wohl nichts weiter.*)
Diese hier ist, ohne sie zu schlemmen nur
leicht gerieben, damit Sie die Bestandteile noch
feststellen können. Mir scheint sie einen schönen,
leuchtenden Ton zu geben.
Wäre es von Wert für die Fabrikation, so Hesse
sich die Erde ganz leicht durch einen Kaufmann
Nagel in Marangu beziehen.
Uebrigens ist das Gebiet des Kilimandscharo
nicht die einzige Stelle, sondern fast das ganze
Gebiet im Innern ist feuerrot, wo Gebirge ist,
besonders auch Usambara mit Amani, der biolo-
gischen Station. Das macht ja alles so wunder-

0 Die mir freundl. zugesandten Farbenproben
erwiesen sich als zu Malzwecken sehr geeignet. Ins-
besondere ist die zuerst erwähnte Nuance von Inter-
esse, da sie der aus Kleinasien stammenden, in Nr. 15
S. 75 unter IA bezeichneten Farbe sehr ähnlich, ja
sogar im Ton noch feuriger ist. E. B.
 
Annotationen