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Manchen, 7 Jan. 1918.

SetUga zar „Werkstatt aer kaast" (E. A. Seeanaa, Lefpzlg).
Ersohetatt4täe)Q aater Lattaag voa MaterProf.Erast Berger.

MV Jahrg, Nr. 8

Inhalt: Vom künstlerischen Können in der Maierei früher und jetzt. (Schluss.) — Goethes Vorarbeiten zur
Farbenlehre. Von E. B. (7. Fortsetzung.) — Altes und Neues über das Vergolden auf Papier, Pergament
Leder usw. (Schluss.) — Abwaschbare Zeichenpapiere für Skizzen usw.

Vom künstlerischen Können in der Malerei trüher und jetzt.
(Schluss.)

Jeder Künstler schafft eben, wie er muss,
und wie es ihm sein Talent gestattet! Aber das
Talent allein genügt nicht, wenn nicht durch emsiges
Lernen die Keime entwickelt werden, damit sie
dann reife Früchte tragen. Der Praxis des Malers
muss ebenso, wie die Theorie nebeneinander ein-
hergehen, Theorie und Praxis der Kunst müssen
die Leitsterne sein und bleiben.
Diese Ausführungen will ich mit einem Satze
schliessen, den ich in dem wiederholt zitierten
Buch von Th. Alt S. 32 gefunden habe. Er sagt
ganz richtig: „Aus theoretischem, verständnismäs-
sigen Wissen kann zwar niemals ein echtes Kunst-
werk geboren werden, sondern nur aus An schau-
ung und lebendigem Gefühl. Ein meister-
haftes Kunstschaffen wird durch theoretisches
Wissen so sehr unterstützt und bedingt, dass es
ein Unsinn ist, auch von seiten der Künstler im
Bereiche einer hochentwickelten Kunst alle Theorie
abzulehnen. Die genialeLeistungkommt erst
nach dem Können, und richtiges Können wird
nicht gehemmt, sondern unterstützt und gefördert
durch das Bewusstsein und Wissen des Richtigen,
Wirksamen. Leonardo da Vinci hat wieder-
holt und mit eindringlichen Worten ausgesprochen,
dass die Praxis auf guter Theor e aufgebaut wer-
den müsse, und hat selbst, nach gründlichster Er-
forschung dieser Theorie, einen Traktat über die
Malerei niedergeschrieben".
Zum Artikel: „Vom künstlerischen Können
in der Malerei früher und jetzt", erhalten wir noch
folgenden
Nachtrag.
Während des Erscheinens meines obigen Auf-
satzes in den „Münch, kunstt. Blättern" hat ein

werter Kollege, Maler A. F. Seligmann, in der
Wiener Neuen freien Presse „Erinnerungen eines
Malers" veröffentlicht, und er spricht in der Num-
mer vom I/. Nov. dabei auch von Makarts Ma-
lerei. Die hier unten folgenden interessanten Dar-
legungen decken sich in mehrfacher Hinsicht mit
meinen Ausführungen über Makarts Malweise. Nur
in einem Punkte muss ich ihm widersprechen,
wenn er im anschliessenden Abschnittüber Canons
Technik, dessen penible Vorzeichnung und dünn-
flüssige zeichnerische Farbengebung im Sinne der
alten Niederländer, insbesondere des Rubens, in
Gegensatz stellt zu der Manier, wie Makart zu
Werke ging. Seligmann sagt: „Er (Makart) be-
gann nach flüchtigster Aufzeichnung, oft überhaupt
ohne eine solche, sofort mit Pinsel und Farbe,
begnügte sich manchmal nicht mit dem ersteren,
sondern quetschte die Farbe geradewegs aus der
Tube auf die Leinwand und modellierte sie nach-
her gewissermassen mit dem Pinselstie! oder der
Spachtel. Passte ihm nachträglich etwas nicht,
so überging er die ganz oder halb getrocknete
Partie einfach wieder mit dicker Malerei." Ich
muss berichtigend erwähnen, dass ich derlei Aus-
quetschen der Tube niemals beobachtete, ein
solches Vorgehen würde Makarts von mir beschrie-
benes Malsystem geradezu unmöglich gemacht ha-
ben! Möglicherweise hat er (in wenigen Fällen)
bei Stilleben, bei Schmuckstücken oder Waffen
gewisse Einzelheiten mit dem Pinselstiel ange-
geben (wie es Rembrandt und andere vielfach ge-
tan), aber darin eine „Spachteltechnik" zu erblicken,
ist entschieden unrichtig. Man sieht hier wieder-
um, wie selbst ein so guter Kenner wie Selig-
mann aus ganz vagen Annahmen heraus ein durch-
aus falsches Bild des Technischen bei Makart ge-
 
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