Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
**


KdHSTlECBHISmb
ÄTtFD

Hauchen, i. April 1918.
Beilage zar „Werkstatt der Haast" (E. A. Seeasaaa, Leipzig).
Erscheint 14 tägig aater Leitnag von Maler Prof. Erast Berger.
IIY. Jahrg. Nr. 14.
Inhalt: Ueber bunte Kreiden, Farbstifte und Pastellfarben, ihre Herstellung und Gebrauch. Von F. Walter-
(4. Fortsetzung.) — Der Atelier-Bau. (2. Fortsetzung.) — Die Rottmann-Fresken in München. —
Deutsche Gesellschaft für rationelle Malverfahren, München.

Ueber bunte Kreiden, Farbstitte und PastelHarben, ihre Herstellung und Gebrauch
Von F. Walter. (4. Fortsetzung.)

Nachweis von Teerfarbstoffen, die teil-
weise iichtunecht sind, und zu vielen, meist den
billigen, Farbstiften gebraucht werden, lässt sich
auf einfache Art erzielen, indem man einige Bruch-
stücke mit Alkohol übergiesst und einige Tage
darin stehen lässt. Die meisten Teerfarblacke sind
in Alkohol löslich und färben den überstehenden
Alkohol. Den Nachweis der Lichtbeständigkeit
habe ich auch auf dem allgemein üblichen Wege
durch Sonnenbelichtung erhalten, indem ich die
Farbstifte der Reihe nach auf getontes Papier auf-
strich, ein Drittel oder die Hälfte des Papieres
umbog und zwischen Glas ans Sonnenfenster stellte.
In etwa 14 Tagen zeigt sich dann schon der Ein-
fluss des Lichtes. Einmal fand ich in der Auslage
einer grösseren Zeichenmaterialienhandlung einige
Kästchen mit Farbstiften, die auffallend farblos
aussahen; bei näherer Betrachtung zeigte sich, dass
die Stifte an der dem Licht zugekehrten Seite ganz
verblasst waren, weil sie zu lange in der Auslage
gelegen waren; es waren zweifellos sehr minder-
wertige und billige, sog. „Schulstifte", (als ob für
Schüler das mindere Material gerade gut genug
sein müsste!).
Dass übrigens auch für Künstlerzwecke her-
gestellte Pastellfarben lichtunecht sein können, hat
Prof. Schultz nachgewiesen, der vor wenigen Jahren
in einem Satz von 64 Stück französischen Pastell-
farben in 30 Fällen die Anwesenheit des sehr licht-
unechten Teerfarbstoffes Rhodamin B vorfand
(s. Eibner, Malmaterialienkunde, S. 230).
Um sich darüber Rechenschaft zu geben, welche
Grundstoffe zu den Pastellfarben oder Farbstiften
gedient haben, ist wohl einige Kenntnis der che-
mischen Reaktionen nötig. Der Laie wird darin
wenig Erfolg haben und wird sich an einen Che-

miker von Fach wenden müssen. Nichtsdesto-
weniger habe ich mir einige Erkennungsmethoden
zurechtgemacht. Um z. B. die Art des beigemisch-
ten weissen Grundstoffes auf Bleiweiss zu prüfen,
streiche ich die Farbe auf Papier und halte einen
Abschnitt über die Oeffnung einer mit Schwefel-
ammonium gefüllten Flasche; in kürzester Zeit wird
Bleiweiss dadurch geschwärzt, während andere
weisse Füllstoffe (Gips, Kreide, Kaolin oder Baryt-
weiss) unverändert bleiben. Kreide ist leicht zu
erkennen durch das Aufbrausen beim Beträufeln
mit Salzsäure. Die Fettstifte müssten freilich erst
durch Aether oder ähnlichen Lösungsmitteln von
ihrem Bindemittel beireit, der Rückstand getrock-
net sein, um weiter geprüft zu werden.
Es wäre noch gar manches über Pastellfarben
und ihre Anwendung zu sagen, ganz besonders
wäre das Problem der Fixierung einer ein-
gehenden Bearbeitung wert. Die gewöhnliche Art,
gelösten Schellack zu gebrauchen, ist absolut un-
tauglich; der Grad der Tonveränderung ist zu gross,
aber selbst die bis jetzt beste Lösung der Frage,
wie sie Bösser.roth in seinem Tempera-Pastell ge-
funden hat, befriedigt nicht in allen Fällen; sie
versagt z. B., wenn auf Tonpapieren gearbeitet
wird, sobald die Unterlage mit zum koloristischen
Aufbau des Bildes gehört. Aber das ist eine rein
physikalische Sache, die eben nicht an der Fixie-
rung, sondern an dem Mangel der Lichtreflexion
des dunklen Tonpapieres liegt.
Geht man aber von dem System aus, die Unter-
lage des Pastellgemäldes mit dem Bindemittel der
Farben in ein bestimmtes Verhältnis zu bringen,
dann sind vielleicht neue Fixierungsmöglichkeiten
zu finden möglich. Nur wird man vor der Wahl
stehen; entweder die Fixierung ist genügend und
 
Annotationen