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Manchen, 24. Juni 1918.
Beilage zar „Werkstatt der Knast" (E. A.See*aaa, Leipzig).
Ereohelat 14 tägig aater Leltaag vea Maler Prof.Eraet Berger.
XIY. Jahrg. Nr. 20.

Inhalt: Ueber Sprungbildungen und Schäden an Gemälden. Von Ch. Mangold. (Schluss.) — Kurze Bemerkungen
zu Goethes Farbenlehre. Von E. B. (4. Fortsetzung^ — Zwei Kapitel aus Ghurch-Ostwald: Farben
und Malerei. (Schluss.) — Die Imprägnierung des Gipses zum Schutz gegen Witterungseinflüsse.

Ueber Sprungbildungen und Schäden an Gemälden.
Von Ch. Mangold.
(Schluss.)

Beim Studieren der Sprungbildungen bleibt stets
zu unterscheiden, ob die Gemälde auf Holztafeln
oder Leinwand gemalt sind. Frimmel bemerkt
dazu, dass die ursprünglich breiartigen, oft dünn-
flüssigen Oelfarben wohl in kurzer Zeit oberfläch-
lich trocknen, aber im Zeitraum von $0 bis 60
Jahren hart und spröde werden und dann fähig
sind, Risse zu bilden. Ein Anhaltspunkt zur Er-
klärung gibt uns die Richtung der grössten Span-
nung auf dem Bilde Andererseits kommen auch
die Sprungbildungen in allen einzelnen Schichten
der Bilder auch einzeln vor, und dass dabei der
Firnis meist sein ganz eigenes System von feinen
und feinsten Haarrissen hat, während oft die Far-
ben und der Malgrund, abgesehen von dem Gips-
grund, stärkere und weitspurigere Rissbildungen
aufweist. So z. B., wenn ein Brett, das als Mal-
grund dient, reisst, dann sind diese Spuren jeweils
an der Vorderseite deutlich sichtbar, weil Malgrund,
Farbe und Firnis für solch starke Ausdehnung kei-
nen Widerstand zu bieten vermag.
Die Untersuchung an bemalten Brettern hat
ergeben, dass bei Einwirkung warmer oder feuchter
Luft sich diese in der Regel nach der unbemal-
ten Seite hin krümmen. Der Grad der Krümmung
richtet sich natürlich nach der Dicke des Brettes.
Die stärkste Krümmung stellt sich in einer Ebene
ein, die senkrecht auf der Faserung des Brettes
steht. Dazu führt Frimmel in seiner Gemäldekunde
ein interessantes Beispiel an und führt dazu aus,
dass bei einem etwa kleinhngerdicken Nadelholz-
brett von etwa 2$ qcm Fläche, das sich unter dem
Einflüsse heisser, trockener Luft bis etwa zum Viertel
einer Zylinderoberfläche zusammengebogen habe,
bei der die grösste Spannung in der Farbenschicht

tangential verlief und zu einer Sprungbildung führte
die mit der Achse des Zylinders ungefähr gleich
lief. Durch solche Längssprünge in einem Gemälde,
welche immer der Richtung der Faserung entspre-
chen, sind die Spannungsverhältnisse in der Far-
benschicht geändert. Nunmehr machen sich die
sekundären Sprünge geltend, die im wesentlichen
senkrecht auf den Hauptsprüngen stehen.
Auf den Holzbildern, am deutlichsten an den
altdeutschen und altniederländischen oder altita-
lienischenTemperabildern mit weissem Grunde findet
man durchweg gitterförmige Craqueluren. Zeigen
sich dort muschelförmige oder kreisförmige Cra-
queluren, so rühren dieselben meist von äusse-
ren Beschädigungen her. Es zeigen sich also bei
den Holzbildern die Sprungbildungen nach der Rich-
tung derFasern. DanebenentstehenkleinereSprüngc
senkrecht zu dieser Hauptrichtung und dadurch
entstehen die gitterförmigen Craqualuren. Die
Untersuchungen haben ergeben, dass die Craqua-
luren immer die Richtung der Brettfasern und nie-
mals diejenige des äusseren Zuschnittes des Holz-
brettes zeigen. Oftmals zeigt sich aber eine ganz
andere Sprungbildung, die sich durch eine alte Re-
staurierung selbständig gebildet hat. In zahlrei-
chen Fällen lässt sich feststellen, dass die gewöhn-
liche gitterförmige Holzcraqualure sich in ihrer
Richtung eng an die Richtung der Holzfasern der
Malbretter anschliesst. Aber auch beim dicken
Farbenauftrag hat nicht selten die Sprungbildung
die Richtung der Pinselstriche angenommen, sodass
dabei ein Kreuz und Quer in den Craqualuren-
bildungen entsteht, so dass nicht selten ein feines
Netzwerk von Haarrissen entsteht. Hierzu gesellen
sich noch die Sprungbildungen, die sich speziell
 
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