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8o

Münchner kunsttechniachc BtAtter

Nr. !4,

die Tonveränderung wird auffallend stark, oder
die letztere tritt nicht ein, aber die Fixierung lässt
zu wünschen übrig. Dieses Dilemma zu überwin-
den, wäre die Aufgabe!
Ostwalds Methode, die fertige Pastellmalerei
zuerst mit Kasein zu fixieren, diese Kaseinschicht
dann durch Formalin wasserfest zu machen, und
schliesslich die so gefestigte Malerei mit Paraffin
zu überreiben, ist theoretisch wohl das Ideal; nur
haben die bisherigen Proben starke Veränderung
bestimmter Töne (Ocker, Braunrot usw.) ergeben.
Und schliesslich muss das Ueberreibcn mit Paraffin
die lose sitzenden Farbteilchen doch sehr in Mit-
leidenschaft ziehen. An den dekorativen Pastell-
malereien von Sascha Schneider in der Vorhalle der
Universität zu Jena scheint mir die Verblassung
der Farben auf diese Prozedur zurückgeführt wer-
den zu sollen. Zwischen Theorie und Praxis ist
eben doch ein grosser Unterschied! Ich selbst habe
für meine Zwecke eine Fixage für Kreidezeich-
nungen herausgefunden, die sehr einfach ist, aber
ob sie für alle anderen Zwecke geeignet ist, wage
ich nicht zu behaupten. Es kommt dabei so sehr
auf die Zeichnungsmanier an, auf die Farbe des
Grundes, auf die Dicke und Deckkraft der Schichten,
auf die Saugkraft des Kartons oder des Zeichen-
papieres, so dass man mit einem halbwegs gün-
stigen Ergebnis zufrieden sein muss. Ein ideales
Fixierungsmittel wird aber schon aus rein physi-
kalischen Gründen niemals zustande gebracht wer-
den, weil der letzte Reiz des Pastells, nämlich der
Duft der leicht hingehauchten, dem Schmetterlings-
flüge! an Empfindlichkeit gleichen, obersten Farben-
staubschicht, durch jegliches Mittel, und sei es
destilliertes Wasser, aus seiner Lage gebracht
und mithin zerstört werden muss.
So stehen wir vor der Fixierungsfrage immer
ohne bestimmte Lösung da, so dass es doch am
besten ist, wenn auch vorherige Schichten fixiert
wurden, die allerletzte ohne Fixage zu belassen.
Dasselbe hat auch schon der berühmte Pastell-
maler Latour getan, der, obwohl ihm eine Fixie-
rung zu finden geglückt war, dennoch seine Pastelle
zwischen zwei Glastafeln eingeschlossen verwahrte.
Aus älteren Jahrgängen dieser Zeitschrift glaube
ich mich zu erinnern (oder habe ich es wo anders
gelesen?), dass Pernetys Malerlexikon die An-
weisung enthält, Pastellzeichnungen mit der Rück-
seite in eine Hausenblasenleimlösung vorsichtig
einzutauchen, so dass die Flüssigkeit das Papier
durchtränken könne und damit die Festigung er-
reicht werde. Diese Methode scheint mir doch
viel besser als das von Bersch angegebene Ver-
fahren, die alkoholische Lösung eines Harzes über
die fertige Malerei zu giessen und durch Hin- und
Herschwenken auszubreiten. Das Pernetysche Ver-
fahren erinnert mich lebhaft an unsere Akademie-
zeichnungen, die wir von rückwärts mit Schellack-
lösung überschütteten, weil das Fixierröhrchen ent-

weder „wieder nicht zu finden" oder überhaupt
zerbrochen war (wir hatten damals nur gläserne
Röhrchen im Gebrauch!). Dabei hielt einer der
Kollegen die Zeichnung mit der Bildseite nach
abwärts, und der zweite schüttete das Fixativ aus
und breitete dasselbe mit einem breiten Pinsel
über die Fläche. Schliesslich wurde die Zeichnung
ganz frei zum Trocknen an der Staffelei befestigt.
Wenn das Papier hohlgespannt und nicht zu
dicht oder undurchlässig ist, dürfte eine Fixage
von rückwärts manches für sich haben. Aber welche
Mittel kämen da in Betracht? Die alkoholischen
Lösungen von Schellack verändern den Tonwert
der Pastellfarben ziemlich stark. Andere Mittel,
wie z. B. das Kaseinhxativ nach Ostwald, oder
Celluloidlösungen (Zaponlack) würden eher dem
Zwecken entsprechen, auch die schon genannte
Hausenblase. Das Ferraguti-Fixativ der Firma
Lefranc & Co. in Paris scheint mir nichts anderes
zu sein, während das „Nouveau-Fixativ" von
J. M. Paillard mit dem horrenden Preis von 1.2$ Mk.
für etwa ßo gr verdünnten Zaponlacks (!), kaum
in Frage kommt. Aber in vielen Fällen ist von
rückwärts überhaupt nicht beizukommen, z. B. bei
Pappen, Kartons oder festeren Pastellpapieren oder
Leinwänden; es muss doch wieder von vorne fixiert
werden. (Schluss folgt.)
Der Atelier-Bau.
(2. Fortsetzung)
An der Stiege liegt ein kleiner Vorplatz,
daran schliessend das Klosett, überdies ist eine
Kammer (für Requisiten und Kohlenvorräte usw.)
mit Lichtzufuhr vom Stiegenhaus, und ein als S c h 1 a f-
raum benutzbares kleines Zimmer vorhanden.
Ein mir befreundeter Maler, der ein derartiges
Atelier innehatte, Hess sich in die Kammer die
Gasleitung verlegen und richtete sich eine Gelegen-
heit für Frühstück und Junggesellenküche voll-
ständig ein. Da auch für Wasserzu- und -ablauf
gesorgt war, hatte er sich die Dunkelkammer für
das Entwickeln der photographischen Platten ebenda
praktisch zurechtgemacht.
Bei diesem Beispiel, das in drei Stockwerken
ausgeführt war, enthielt das Gebäude 6 Ateliers
und zwar je zwei in jedem Stockwerk, bei dem
einen Parterre-Atelier war jedoch Nebenraum und
kleines Zimmer für die Hausmeisterwohnung her-
genommen, die von aussen einen besonderen Zu-
gang hatte. Im 2., also obersten Stock, mit wenig
abgeschrägtem Dach, wurde im Nebenatelier ein
Oberlicht angebracht, wie es die Skizze zeigt.
In der Abbildung 4 ist gezeigt, wie zwei
Ateliers mit vorgelegter Terrasse für Freilicht-
maler angeordnet werden können. Auch dieses
Beispiel beruht auf einem teilweise vorhandenen
Vorbild. Der Mangel eines besonderen Raumes
für Requisiten, Kohlen usw. fällt hier ins Auge,
 
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