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63 Mähchnet kunsttechnische Blätter. Nr. tz.

rierter Leinwand (mit sanfter rauher Oberfläche)
gezeichnet werden kann, erhält man aus fein ver-
teilten Mineralfarben, die erwärmt und mit einer
geschmolzenen Mischung aus Wachs, Talg und
Wallrat vermischt werden. Das Verhältnis der
Mischung ist ungefähr folgendes: Zu 40 g Talg
nimmt man 60 g Wachs und 1$ g Wallrat, und
mit I%0 g dieser Masse vermischt man 2$0 bis
$00 g Farbe, je nachdem die Stifte fester oder
lockerer werden sollen. Sobald die Mischung vor-
genommen und die Masse noch lauwarm ist, formt
man daraus Stifte, welche, um rascher zu erhär-
ten, in kaltes Wasser geworfen werden. Diejenigen
Farben, womit man Licht und Schatten gibt, und
welche man nicht gern zu hart haben möchte, wer-
den nur mit Talg und Wallrat abgerieben, damit
sich besser mit ihnen arbeiten lasse.
Anstatt dieses vorbenannten Bindungsmittels, ist
die Wach seife noch weit anwendbarer. Man
stellt sie her, indem man IOOO Gewichtsteile Pott-
asche in einem Kessel mit 4000 Teilen Wasser
kochendheiss auflöst, ln diese Lösung wird eine
Lösungaus $ooGewichtsteilenAetzka!k eingebracht,
und eine Viertelstunde lang die ganze Mischung
gekocht. Man lässt die Lauge absitzen, Altriert
durch und dampft nun soweit ein, dass dieselbe
ein Ei tragen kann, ohne dass dieses untersinkt,
ln diese Lösung von Aetzkali trägt man 250 bis
400 Gewichtsteile weisses Wachs ein und kocht
solange, bis Verseifung eintritt. Nach vollstän-
digem Auskühlen wird die Seife von der Unter-
lage getrennt und getrocknet. Die Seife löst sich
in reinem Wasser vollkommen auf, und können die
Farben damit vermischt und zu Stiften angemacht
werden. Diese Farbstifte besitzen vor den ge-
wöhnlichen Pastellstiften den Vorzug, dass die Far-
ben fester stehen und überhaupt einer Veränderung
wenig unterworfen sind.
Soweit die Angaben bei Mierzinski.
Als letzte Literaturquelle bot sich mir das
„Chemisch-tcchnischeLexikon" von Dr. Josef
Bersch (Hartlebens Verlag, ohne Jahreszahl), in
dem sich gegen 17000 Vorschriften finden sollen.
Unter der Bezeichnung „Farbstifte" findet sich eine
Anweisung, „20 Talg, 1 Harz und I Lampenruss
für Schwarz, ! Berlincrblau für Blau usw."zu nehmen.
Dann folgen Angaben für Farbstifte zum Schreiben
auf Glas, Porzellan und Metall (Bindemittel Wachs
und Talg), ein ähnliches Rezept zum Schreiben auf
Glas für Keller und Lager (Bindemittel Wallrat, Fett
und Wachs), dann Farbstifte und formbare Massen
(nach Grüne), eine Angabe, die wir bereits oben
(unter 8) notiert haben, endlich Färb- und Blei-
stifte (nach Faber, Stein bei Nürnberg), bei denen
Anilinfarbstöff, ehern, präparierter Graphit und ge-
reinigtes Kaolin, in verschiedenen Mengen, je nach
gewünschten Härtegraden, verwendet werden.
Unter der Bezeichnung „Fettkreide zum
Pastctlzf ichnen" lesen wir folgende, vom Autor

miteinemFragezeichen versehene Angabe: „I kg fein
gepulvertes Pigment wird mit 10 g Alaun innig
gemischt, nach dem Trocknen werden IOO g einer
Mischung von l,$ Wachs und 1 Paraffin in der
Wärme zugesetzt, dann wird die Masse pulverisiert
und mit l$o g einer Mischung aus gleichen Teilen
Mohnöl, Petroleum, Lacköl und Benzin versetzt.
Endlich wird mit Gummitragant ein Teig angemacht,
aus dem Stifte geformt werden. Die Oelmischung
soll durch den Alaun in einen gallertartigen Zu-
stand übergehen(?). Die mit den Stiften herge-
stellten Striche lassen sich mit Benzin verwischen."
Es folgt ein Artikel: „Pastellzeichnungcn,
unzerstörbare. Gutes schwarzes Papier wird mit
einer Lösung von Colophonium und Schellack in
starkem Alkohol mit einem breiten Pinsel meh-
rere Male übergangen, jeder Ueberzug vorher ge-
trocknet. Das matte Papier wird durch Erwärmen
glänzend. Zeichnungen auf solchem Papier, werden
dadurch konserviert, dass man sie mit einem an-
deren Blatte oder Bogen gut geleimten Papiers
überdeckt und mit einem heissen Bügeleisen über
letzteres hinwegfährt. Abkühlen, das zweite Blatt
sorgfältig entfernen."
Das ist herzlich wenig, was in dem „Lexikon"
zu finden ist, aber ein anderes Werk von Dr. Josef
Bersch, Lexikon der Farbentechnik (Hart-
lebens Verlag, ohne Jahreszahl) ist umso ergiebiger.
Zwar sind unter „Farbstilten" die gleichen An-
gaben wie oben zu finden, wir erfahren jedoch
unter „Pastellfarben" ausführlich über die Her-
stellungsarten verschiedener Pastellstilte, bei denen,
Gips oder Speckstein als Grundmaterial, Gummi oder
Leim als Bindemittel genommen wird. Ebenso
wird die Herstellung der teigartigen Massen für
Pastellstifte durch Kneten und Pressen, durch For-
men und Sägen zum Zwecke der Einleimung in
Holzhülsen ganz übereinstimmend mit Buchwalds
Angaben beschrieben, da ja ein Autor vom an-
deren entlehnt und abschreibt (s. Buchwald, S. 20Q,
„Pastellstifte nach Bersch").
In dem zusammenfassenden Abschnitt des Bersch-
schen Lexikon kommt der Autor nochmals bei den
„Arten der Malereitechnik" auf die Pastellmalerei
(S. 946) zu sprechen. Die Farben für Pastellmalerei
bestehen darnach aus „verschiedenen Farbstoffen,
welche mit indifferenten weissen Körpern — wie
feinst gemahlenem Talk, Kreide oder Magnesia —
innig gemengt sind und bei welchen als Bindemittel
eine Gummilösung oder Tragantschleim — unter
Umständen auch Eiweisslösungen — verwendet
wird. Die Pastellfarben unterscheiden sich daher
in bezug auf ihre Herstellung in nichts (!) von den
als Farbstifte bezeichneten Stäbchen in roter, blauer
oder schwarzer Farbe, welche man zum Schreiben
verwendet, und ist auch die Art ihrer Anfertigung
dieselbe".
^Fortsetzung folgt.)
 
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