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Nr. i3.

Münchner kunsttechnische Blätter.

7?

werken im ganzen 24 Ateliers entstehen, wie sie
für Kunstakademien passten. In diesem Falle
ist die Gesamtanlage der Zentralheizung anzu-
schliessen.


Abb. 3. Atelier mit Nebenatelier (Oberlicht und
Gegenlicht).
Die Skizze (Abbildung 3) entspricht dem in
Nr. 3 (oben S.73) erörterten Fall eines Neben-
ateliers in direkter Verbindung mit dem
Hauptatelier, um die Möglichkeit zu haben, die
verschiedensten Beleuchtungsarten künstlich her-
zustellen. Die Kommun- oder Feuermauer ist süd-
lich gelegen angenommen, sonst ist das Atelier-
gebäude als Gartenhaus mit freiem Ost- und
Nordlicht gedacht.
(Fortsetzung folgt.)
Von der Steinradierung.
Von Ch. Mangold.
(Schluss.)
Was Seibold*) ganz richtig in seiner Klarlegung
über das Radieren auf der Kupferplatte bemerkt, das
trifft auch bei der Steinradierung zu, nämlich dass Druck-
farbe nur in einer schmalen Vertiefung sitzen bleiben
kann, von wo sie mit der Hand oder dem Wischballen
nicht herausgewischt werden kann. Zu dichte oder
gekreuzte Strichlagen müssen naturgemäss Flächen vom
Aetzgrund befreien, so dass die Säure von diesen Stellen
nicht voneinander getrennte, vertiefte Furchen sondern
Gruben frisst. Der Boden dieser Grube ist aber nicht
imstande genügend Farbe an sich zu halten und die
Ursache ist, dass die Farbe beim Abziehen der Platte
einfach weggewischt wird. Daraus geht also hervor,
dass zwischen den Strichen auch genügend breit der
Aetzgrund erhalten bleiben muss, was nur dann erreicht
werden kann, wenn die Strichlage genügend offen ge-
halten wird. Die Erfahrung hat uns gezeigt, dass die
Säure nicht nur nach der Tiefe sondern auch stets
seitlich ätzt, und so das Breiterwerden eines Striches
bewirkt. Sie unterfrisst wie der Fachausdruck es nennt,
und dadurch verlieren allzunahestehende Striche ihren
Steg und bilden beim Abzug Flecken.
Soll nun auf Stein radiert werden, dann ist genau wie
bei der Kupferradierung die Zeichnung der Einwirkung
der Säure auszusetzen. Um dieses zu ermöglichen muss
um die Zeichnung ein Wachsrand etwa daumenbreit und
ebenso dick gelegt werden, dass das Aetzwasser einige
Millimeter auf dem Stein stehen bleibt. Die Stärke
des Aetzwassers richtet sich ganz nach der Härte des
Steines, sowie nach der Qualität der Arbeit. Es ist
nicht von Vorteil, zu starke Aetzwasser zu verwenden und
soll man lieber schwächere Säuren als zu starke an-

*) Al. Seibold, Die Radierung, Esslingen a. N. tp!6.

wenden, und die ersteren lieber länger einwirken lassen,
denn dadurch wird zumeist eine höhere Schärfe der
Zeichnung und ein bedeutend feinerer Strich erzielt.
Nach Hesse wird diese AetzHüssigkeit, die schon ihre
Wirkung nach !—5 Minuten hat, wie folgt zusammen-
gesetzt: Essigsäure 3 g; Wasser roo g; oder Salpeter-
säure o,io g; Alkohol 0,40 g; und dazu kommen 2300 g
reines Wasser.
Auch hierbei verfährt man genau so wie bei der
Kupferradierung, indem nach genügender Einwirkung
der Säure diese rasch unter der Brause entfernt wird,
und der Stein, nachdem er längere Zeit abgespült ist,
trocknen gelassen. Ist dann die Zeichnung in genügen-
der Tiefe in all ihren Strichlagen zum Vorschein ge-
kommen, dann überzieht man den ganzen Stein mit
einer fetten Tusche. Diese lässt man wieder einige
Stunden stehen, ehe man sie samt dem Asphaltgrund
mittels Terpentinöl und Wasser entfernt. Dann erst
beginnt man die eingeätzte Zeichnung mit einer fetten
schwarzen Kupferdruckfarbe einzufärben. Dies ge-
schieht mittels Druckballen, den man immer in wiegen-
der Bewegung weiterschiebt und so ein entsprechen-
des Quantum Druckfarbe auf dem Stein weiterschiebt.
Das Verreiben muss sehr sorgfältig und gründlich vor-
genommen werden, damit die Farbe alle Furchen auf
dem Stein ausfüllt. Sobald dieses erreicht ist, dann
wird der Stein unterleichtemDruck mit einem trockenen
Leinenlappen blankgewischt, d. h. wenn später mit der
Stahlwalze Abzüge gemacht werden. Werden aber Hand-
abzüge gemacht, dann ist es schon besser, wenn etwas
mehr Farbe auf der Steinplatte bleibt, damit die Ab-
züge ihre Kraft bekommen. Um dieses zu erzielen,
nimmt man die Farbe mit einer breiten Spachtel von
dem Stein weg, ähnlich in der Weise wie man eine
Palette reinigt. Natürlich muss die Spachtel sehr glatt
sein, und in steiler Haltung geführt werden, damit sie
keine Kratzer auf der SteinOäche verursacht. Jeder Zug
hat mit gereinigter Spachtel zu erfolgen. Der Abdruck
von der fertigen Steinplatte kann entweder mittels der
Hand oder auf maschinellem Wege erfolgen.
Bei beiden Druckverfahren wird der Stein nur so-
weit mit Farbe bedeckt, als es zur Wiedergabe der Zeich-
nung eben erforderlich ist. Die Kanten des Steines
werden somit von den letzten Spuren von Farbe tüch-
tig gesäubert.
Auf die fertig eingeschwärzte Zeichnung, also mit
der Gesichtsseite nach oben gekehrt, legt man beim
Handdruck das gefeuchtete Druckpapier vorsichtig auf.
Zum Halt dieses kann man sich einen Spannrahmen
anfertigen, ähnlich wie man ihn zum Aufspannen von
Aquarellpapier hat. Natürlich muss er Druckpapier und
Steinplatte genau abschliessen und nach der Mitte hin
genügend freien Raum lassen, um die Zeichnung auf dem
Stein mit einer beinernen Reibfläche mit dem nötigen
Druck bearbeiten zu können. Die Fläche, die mit be-
rieben wird, belegt man mit einem Stück Papier, damit
das Druckpapier geschont bleibt, denn der Reibepro-
zess ist mit starkem Druck auszuführen. Die Stärke
des Drucks richtet sich sehr nach der Dicke des Papiers.
Dünnes Papier oder das sog. Japanpapier erfordert
eine sehr geringe Kraftanwendung. Auch die Trocken-
heit des Papieres erfordert mehr oder weniger Kraft-
anwendung, je trockener das Papier ist, je kräftiger muss
gerieben werden.
Beim maschinellen Druckverfahren kommen die-
selben Prozeduren zur Anwendung wie beim Handdruck,
nur mit dem Unterschied, dass die Kraftanwendung zum
Abdrucken selbst die Maschine besorgt, die je nach
dem gewünschten Stärkegrad durch Stellschrauben ein-
gerichtet werden kann.
Noch vor dem Abdruck mit der Hand oder der
Maschine kann man die radierte Steinplatte verschönen,
oder wie der Fachausdruck es benennt „Tonen" durch
die Ueberlage einer feinen Lasur von Druckfarbe. Die***
 
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