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S6

M&achner kunsttechnische Btätter.

Nr. 15.

Erfolg von der Beigabe der Geiatine beeinüusst
war, vermag ich nicht zu entscheiden.
Wenn nun der eine Versuch einen Erfolg hatte,
warum sollten nach gleichem System angeordnete
Versuche nicht auch gleiche Resultate zeitigen?
Auf einem Versuchspapier von dunkler Tönung
habe ich der Reihe nach aufgestrichen je dreierlei
Farbstifte und zwar I. Mengs-Pastell, 2. französische
von Bourgeois, 3. selbstgefertigte Pastelle, mitLitho-
pone als Grundmasse und Gelatine als Bindung,
4. Hardtmuths Kreiden und 5. Pastelle von Reeves
(London).
Dann fixierte ich in der Querrichtung mit fol-
genden kombinierten Methoden:
1. nach Ostwalds Methode, a) in kohlensaurem
Ammoniak gelöstes Kasein, b) in Borax ge-
löstes Kasein als erste Lage, hierauf mit
essigsaurer Tonerde.
2. Albumin (in Wasser gelöst) mit Seifenlösung
als erste Lage, und hierauf Alaun.
3. Gelatinelösung als I., Alaun als 2. Schicht.
4. Gelatine mit Seifenlösung (wie oben) als I.
und Alaun als 2. Schicht.
3. Albuminlösung als 1. und Formalin als
2. Schicht.
Die Albuminlösung veränderte den Ton der
Pastellfarben ebensowenig als die Gelatinelösung,
auch Kasein zeigte wenig Tonveränderung. Daraus
folgerte ich, dass gegen das System Bössenroth
nicht das geringste einzuwenden ist, denn das in
den Stiften enthaltene Bindemittel (Fibrin, Blut-
eiweiss) wird durch die wässerige Flüssigkeit des
Fixierungsmittels Formalin gehärtet.
Im Verfolg dieser Versuche habe ich Büssen-
roths Pastellfarben mit den allgemein zugänglichen
Fixierungsflüssigkeiten übersprüht und habe ge-
funden, dass auch einige davon ganz gute Erfolge
zeitigten. So änderte Zaponlösung (Bolnhövers
Fixativ), Hausenblasenleim (Ferraguti) und Gela-
tinelösung den Ton ebensowenig (oder nur in glei-
chem Masse) wie die Formalinlösung Bössenroths.
Dieses Resultat war mir ziemlich wichtig, denn
nun konnte ich mit den obigen Mitteln es wagen,
schon vor Jahren gefertigte Zeichnungen zu fixieren,
ohne befürchten zu müssen, dass sie vernichtet
würden. Freilich hatte ich dabei zu beachten, was
ich oben (unter 2.) bemerkte, ob nämlich die Art
des Farbenauftrages dünn, und in denUebergängen
verwischt oder gleichmässig war und ebenso, ob
die dritte Forderung, die Lichtreflexion des Grun-
des, eine Fixage gestattete.
Diese Ergebnisse meiner Versuche waren mir
viel wertvoller als etwa neue Kombinationen für
Pastellfarben. Es gibt genug dieser Art und für
den Maler von heute ist es vorteilhafter, das schon
vorhandene Gute zu kennen und für seine Zwecke
nutzbar zu machen, als sich mit neuen Problemen
abzuplagen. Aus dem Grunde unterlasse ich es
auch, von solchen Versuchen zu berichten, die ich

zwischenher angestellt habe, indem ich verschie-
dene Methoden der Grundierung oder des Pastell-
grundes in verschiedener Weise mit Farbkompo-
sitionen überging und auf geeignete Art zu fixieren
suchte. So z. B. grundierte ich das Papier mit
einigen Lagen von Schellacklösung, trug die Pastell-
farben auf und setzte die Malerei Alkoholdämpfen
aus (in der Art des Pottenkoferverfahrens sollte
die Schellackschicht erweichen und den Pastell-
staub festhalten), oder ich bestrich das Papier mit
einer Schicht von Kolophoniumstaub und gestosse-
nem Bimstein, malte daraufund erwärmte die Malerei;
die Hitze sollte die Harzschicht erweichen, dann
wieder versuchte ich auf ähnliche Art Wachs in
wasserlöslicher Form (Wachsseife) und glaubte dann
durch starkes Erhitzen einen Zusammenhang mit
dem Pastellstaub zu erzielen. Dass alles dies ge-
lang, will ich nicht behaupten, es fehlte mir an
der nötigen Geduld, die richtigen Verhältnisse zu
suchen, aber ich glaube, wenn man ein wenig nach-
denkt, würde man auf manche Lösung kommen,
die gewisse Vorteile böte; vor allem was die Festig-
keit betrifft. Nur wird im gleichen Masse die Ton-
veränderung sehr viel stärker werden als es wün-
schenswert ist.
Herr Kollege Bössenroth hat uns einmal mit sei-
nem Tempera-Pastell an Versuchen gezeigt, wie
verschieden man sich desselben bedienen kann;
er hat aus einer Kreidezeichnung ein Aquarell,
aus dem Aquarell ein Gouache und aus diesem
eine der Oelfarbe gleiche, farbentiefe Firnis-Malerei
erzeugt. Genau so könnte man mit anderem Pastell-
material Vorgehen, wenn man es zu beherrschen
gelernt hat und wenn man seine Eigenschaften bis
ins Einzelne kennt. Die Oelstifte z. B., mit denen
ich nicht viel anzufangen weiss, könnte ein anderer
zur Vorzeichnung auf Leinwand gewiss gut aus-
nützen, wenn er die Striche mit Terpentin oder
Benzin verwischt, und auf diese Vorbereitung mit
Oelfarben weiter malen würde. Es steht jedem
frei, für seine Zwecke neue Methoden anzuwenden,
wenn er nur darauf Bedacht nimmt, dass sie zweck-
dienlich sind und nicht gegen die Prinzipien der
Haltbarkeit verstossen. Wenn wir dies immer im
Auge behalten, dann werden uns die Pastellstifte,
Buntstifte und farbige Kreiden wertvolle Materia-
lien für künstlerische Zwecke sein und bleiben.
Der AteHer-Bau.
(3. Fortsetzung statt Schluss.)
Der unter der Galerie befindliche, von aussen
zugängliche Raum diente zur Aufbewahrung von
Kisten, Rahmen und dergl.
Von der Vorrichtung zum Heben und Senken
des Bildes war bereits die Rede; die Versenkung
selbst war etwa 80 cm breit und so tief, dass gut
3Q des Bildes versenkbar war. Um Zeichnungen
oder Blätter, die von ungefähr in die Versenkung
 
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