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Münchner kunsttechnische Blätter.

Nr. ry

Goethe, und er allein würde genügt haben, die
Richtigkeit der Newtonschen Theorie zu beweisen.
Aber Goethe kam es bei seinen Versuchen nicht
um die Farbenmischung der spektralen Strahlen
an, sondern nur um das Prinzig der polar-entgegen-
gesetzten farbigen Säume Rot-Gelb und Blau-Violett;
aus diesem Grunde empfiehlt Goethe auch die Ver-
wendung der spitzwinkeligen Prismen von io bis
I $ Grad, weil bei diesen die Säume deutlicher
erscheinen (da sie ja viel weniger brechen als weit-
winkelige Prismen!). Goethe wollte überdies zum
gemischten Grün, das nach seiner Annahme
durch Ueberstrahlung von Gelb und Blau entstehe,
als polaren Gegensatz eine gleich intensive Farbe
und diese bot sich ihm in dem gemischten
Purpurrot oder Phrsichblüth.
Gehen wir jetzt zum umgekehrten Fall in Nr. $6
der GoetheschenSchrift über, wobei ein schwarzer
Streifen auf weissem Grunde durch das Prisma
gesehen wird, und Goethe von den „vergeblichen
Bemühungen, das Phänomen aus der bisherigen
Theorie zu erklären", berichtet.
(Fortsetzung folgt.)

Zwei Kapitei aus Church-Ostwald:
Farben und Malerei.*)
XXI. Kapitel. Tabellen von beständigen und unbestän-
digen und veränderlichen Farbstoffen.
Nach verschiedenen Methoden lassen sich Anhalts-
punkte gewinnen, um Farbstoffe, allerdings nur grob,
nach ihren verschiedenen Beständigkeitsgraden anzu-
ordnen. Solche Anhaltspunkte hängen zum Teil mit
der bekannten chemischen und physikalischen Beschaf-
fenheit der Stoffe zusammen; zum Teil erlangt man sie
beim Studium alter Bilder und Zeichnungen, in denen
bekannte Farben verwendet worden sind; und zum Teil
bei speziellen, experimentellen Proben auf Haltbarkeit,
denen man die Stoffe unterwirft. Eine Auswahl dieser
Punkte ist in dem so., 24. und 26. Kapitel des vorlie-
genden Buches enthalten; doch haben viele weitere
Versuchsergebnisse des Autors und anderer Experi-
mentatoren in diesem Buche keinen Platz gefunden.
Nach solchen Anhaltspunkten konstruierte Tabellen
bieten natürlich keine exakten Werte, sondern nur an-
nähernde. Gelegentlich zeigte sich, dass aus unbedeu-
tenden und oft unbekannten Ursachen zwei Proben des
gleichen, auch gleichgefärbten Farbstoffes sich sehr ver-
schieden beim Einwirken schädlicher Einflüsse verhalten.
Weiterhin ist das Einordnen von Farbstoffen in eine
kleine Anzahl von Klassen ein übliches und bequemes
Hilfsmittel, welches aber die zahllossen Beständigkeits-
oder Zersetzlichkeitsstufen, die für die verschiedenen
Farbstoffe charakteristisch sind, nicht vollständig aus-
drücken kann. Denn wenn wir die praktisch unver-
änderlichen Mineralfarbstoffe weglassen, so haben wir
cs mit einer Reihe von Stoffen zu tun, die in unregel-
mässigen und oft kaum erkennbaren Abstufungen von
der grössten Beständigkeit zur hoffnungslosen Unecht-
heit abfallen. Ein Beispiel von dieser Schwierigkeit

*) Wir bringen hier zwei Kapitel des Buches Samm-
lung maltechnischer Schriften (III. Bd., München :9o8,
Verlag von Georg D. W. Callwey) zu Abdruck und neh-
men dabei Anlass, auf dieses ausgezeichnete Werk
wiederholt aufmerksam zu machen.

der Einordnung mag genügen: Aureolin verdient bei-
nahe einen Platz in der r. Klasse, Indischgelb aber ist
kaum in die 2. Klasse einzurechnen. Die gegenseitige
Einwirkung der gemischten Farbstoffe bildet, wenn auch
nicht so häufig als angenommen wird, eine andere Schwie-
rigkeit für die Einordnung; ebenso steht es mit dem
verwendeten Malmittel, welches einen veränderlichen
Farbstoff entweder vor Umwandlung schützen oder seine
Zerstörung beschleunigen kann, ln der Tat verlangt
jede chemisch gekennzeichnete Maltechnik eine spe-
zielle Einordnung ihrer besonderen Farben.
Die anschliessende Einteilung beschränkt sich auf
drei Beständigkeitsgrade. Die 1. Klasse umfasst die
wirklich beständigenFarbstoffe; die 2.diejenigen, welche
trotz einer mehr oder weniger starken Neigung zur Um-
wandlung doch noch im allgemeinen zuverlässig sind:
und die 3. Klasse enthält diejenigen, welche definitiv
von der Palette ausgeschlossen sein sollten.

Farbtabe
Ile für Oe
1 m a 1 e r e i .
Klasse 1.
Klasse H,
Klasse 111.
W eiss.
Barytweiss.
Zinkweiss.
Bleiweiss.
Gelb.
Gelber Ocker.
Rohe Sienna.
Neapelgelb.
Kadmiumgelb.
Kadmiumorage.
Aureolin.
Barytgelb.
Indischgelb.
Strontiumgelb.
Chromgelb.
Zmkgclb.
Königsgelb.
Cuercitronlack.
Gelber Lack.
Gummigutt.
Rot.
Zinnober.
Indischrot.
Engüschrot.
Venetianischrot.
Roter Ocker.
Krapplack.
Alizarinlack (in
allen Farbstoffen).
Kochenillelack.
Karmin u. gebr.
Karmin.
Indischer Lack.
Scharlachlack.
Violetter Lack.
Violett.
Kobaltviolett.
Manganviolett.
Marsviolctt.
Violetter Karmin.
Grün.
Chromoxyd feurig. Schweinfurter
Chromoxyd matt. Grün.
Kobaltgrün. Grüne Erde.
Grünes Ultramarin. Malachitgrün.
Grünspan.
Saftgrün.
Grüner Zinnober
usw.

B1 au.
Ultramarin. Smaite. Indigo.
Künstl.Ultramarin. Preussischblau. Bergblau.
Kobalt. Pariserblau.
Coelinblau.

Braun und Schwarz.
Gebr. Sienna. Brauner Krapp. Vandykbraun B.
Rohe u. gebr. Kölner Erde. (bituminös).
Umbra. Asphalt.
Cappaghbraun. Vandykbraun A.
Preussischbraun. (erdig).
Elfenbeinschwarz.
Russchwarz.
Lampenschwarz.
Graphit.
 
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