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Manchen, 10. Jtini 1918.

Beütge nr „Werkatatt der Kaaat" (E. A. SeeHaaa, Leipzig).
Ereohe!at!4 tägig aater Leitaag voa Mater Prof. Eraat Berger.

HY. Jahrg. Nr.

tnhalt: Ueber Sprungbitdungen und Schäden an Gemätden. Von Ch. Mangotd. — Kurze Bemerkungen zu
Goethes Farbenlehre. Von E. B. (3. Fortsetzung.) — Zwei Kapitel aus Church-Ostwatd: Farben
und Materei. (2. Fortsetzung.) — Ueber KocheniHe und Schnecken-Purpur.

Ueber Sprungbildungen und Schäden an Gemälden.
Von Ch. Mangotd.

Viete Versuche und grosse Untersuchungen hat
man angestellt, um die Ursache der Sprungbitdun-
gen an unseren Gemätden genau zu ergründen, um
durch geeignete Massnahmen und Vorkehrungen
beim Zusammensetzen der Farben, Bindemittel usw.,
sowie dem Auftrag derselben den Schäden Ein-
halt zu tun. Wenn auch hierbei grosse Fortschritte
erzielt worden sind, so ist es uns noch nicht ge-
lungen, Mittel und Wege zu Anden, dass diese Schä-
den an unseren Gemälden überhaupt nicht mehr
auftreten, solange der Feuchtigkeitsgehalt der at-
mosphärischen Luft noch so grosse Schwankun-
gen aufweist, deren wir nicht Herr werden können.
Allerdings spricht Church*) von einer wesentlichen
Verbesserung der Haltbarkeit der Leinwandbilder
durch das Anbringen einer metallischen Schicht
auf der Rückseite, die den Zutritt des Sauerstoffes,
der sich in der Luft bildet, abhalten soll. Er emp-
fiehlt das Bekleben der Rückseite mit Zinnfolie;
als Bindemittel dient eine dicke Auflösung von
Schellack in Weingeist. Eine zweimalige Ueber-
legung soll die sichere Gewähr für die Undurch-
lässigkeit des Sauerstoffes bieten, wodurch die
Lebensdauer des Gemäldes die doppelte sein soll.
Dazu kommt noch, dass selbst bei der grössten
Sorgfalt in der Heizung und der Ventilation un-
serer Innenräume, in denen die Gemälde aufbewahrt
werden, eine wirkliche Gleichmässigkeit niemals
erzielt werden kann.
Andererseits müssen wir auch in Betracht zie-
hen, dass bei den Sprung- und Rissbildungen an
unseren Gemälden zu untersuchen bleibt, ob diese

*) Church, A. H., Farben und Malerei. Uebers. v.
M. u. Ostwald. (Sammlung, maltechn. Schriften,
Bd. III, München 1908.)

Schäden nur den Firnis oder die einzelnen Far-
benschichten betreffen, oder ob dieselben schon
von Grund auf, also den Malgrund betreffen, d. h.
durchaus sind, und endlich ob die Malleinwand
Feuchtigkeit in sich hatte als sie bemalt worden
ist. Gerade das letztere kann sehr leicht eintre-
ten, ohne dass der Maler auch nur weiss, dass
seine Leinwand beim Lieferanten an einer feuchten
Stelle aufbewahrt worden ist."*) Immerhin ist es
Sache des Malers, sein Augenmerk darauf zu rich-
ten, dass seine Arbeiten eine ausgedehnte Lebens-
dauer besitzen.
Wird nun auf eine Leinwand, Pappe oder Holz-
tafel gemalt, die schon durch die atmosphärische
Luft etwas Feuchtigkeit in sich aufgenommen hat,
so muss dann später, wenn die aufgetragene, ge-
trocknete Farbenschicht von der äusseren Tem-
peraturschwankung angegriffen wird, unbedingt
springen und reissen, denn man kann sagen, wie
Kohn**) in seiner Studie „Ueber das Springen der
Oelbilder" ganz richtig bemerkt, dass der Zer-
störungsprozess der Feuchtigkeit, von innen nach
aussen, also viel radikaler von statten geht. Der
Verfasser stellte zwei Proben an, und zwar be-
malte er zu gleicher Zeit mit ein und derselben
Farbe und Bindemittel feuchte und trockene Lein-
wand. Nachdem diese Proben ein- und derselben
*) Diesem Uebelstand zu entgehen, empfiehlt Church
das Linoleum besonders für Dekoration und Monumen-
talmalerei, weil dieses aus einem sehr starken Gewebe,
welches mit einer Masse aus oxydiertem Leinöl, Pflan-
zenfasern, Korkmehl und dergh überzogen ist. Es ähnelt
der mitOelfarbe grundierten Malerleinwand, unterschei-
det sich aber durch die Dicke der Schichte und durch
den Gehalt an elastischen Stoffen, Welche ein Springen
und Reissen erfolgreich verhindern. -
**) Techn. Mittlgn. f. Malerei. Jahrg. V, 18§8, Nr. 43.
 
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