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Münchner kunsttechnische BtAtter.

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Temperatur ausgesetzt wurden, zeigte sich nach
dem Trockenprozess, dass die auf die nasse Lein-
wand aufgetragene Farbe gesprungen war, wäh-
rend die Farbe, weiche auf die trockene Fiäche
aufgetragen worden ist, nach Jahren noch gesund
und frisch gestanden hat, trotzdem diese nochmals
einer ganz intensiven Wärme ausgesetzt wurde.
Diese Proben können aiso genügen, um zu bewei-
sen, dass vieien Sprung- und Rissbiidungen an un-
seren Staffeieibiidern diese Ursache zugrunde iiegt,
wenngieich mit der grössten Sorgfait Farbe und
Firnis aufgetragen wurde. Allgeyer*) schreibt z.B.
von Anseim Feuerbach, dass dieser niemais eines
seiner Biider vor Abiauf eines Jahres gefirnisst
habe, weii er cs ais seine Pfiicht gegen den Käufer
hieit, dass seine Biider dauerhaft waren. Dieses
beweisen Feuerbachs Biider heute voii und ganz,
denn sic weisen keine erhebiiehen Risse oder stö-
rende Nachdunkeiungen auf. Mithin soü man bei
der Feststeiiung soicher Schäden immer von Grund
auf und nicht nur von aussen her seine Untersu-
chungen machen. Es ist aiso oft nicht stichhaitig,
die Sprung- und Rissbiidung nur aiiein auf den
raschen Farbenauftrag oder den Firnisüberzug zu-
rückzuführen, d. h. wenn man nicht die Gewiss-
heit hat, dass heute untermait, morgen übermait
und übermorgen iasiert wurde, Es bieibt daher
zu beachten, dass der Untergrund, auf den gemait
werden soü, nicht zu spröde ist, weii sich dann
ieicht bei einer Zerrüttung Risse und Sprünge bil-
den und Stückchen iosiösen können.
Sich gerade vor diesen Schäden zu schützen,*
genügt es, wenn man ein Eckchen der Mallein-
wand umbiegt und scharf zusammendrückt, so wird
dies Sprünge hervorbringen, die sich beim Grad-
legen des Eckchens wieder schiiessen. Heben sich
bei dieser Prozedur kieine Stückchen hoch, dann
ist eben die Grundierungsmasse der Malleinwand
zu hart und spröde.
Auch die starken Sikkative, die in zu grossen
Mengen zum Trocknen unter die Farben gebracht
werden, die auf noch nasse Untermalung aufgetra-
gen werden, tragen wesentiieh zum Reissen und
Springen der Gemäide bei. Kohn steiit aber die
unglaubliche Gegenbehauptung einiger Künstler auf,
dass kein einziges von den gewöhniieh bei der
Oeimalerei in Anwendung gebrachten Oeien auch
nur etwas zum Springen der Farben beiträgt. Be-
sonders soü dabei das Sikkativ nicht ais Spreng-
mittel der Farben angesehen werden. Frimme!
sagt, dass eine unzweckmässige Ausführung mit
vielen Trockenmittein in den obersten Schichten
auch bei sehr jungen Bildern Anlass zu Rissen und
Sprüngen gaben. So hat er an vielen modernen,
sehr pastös gemalten Temperabildern, die mit Püan-
zeneiweiss und Gummiarten gemalt waren, schon
nach zwei Jahren tiefe Haarrisse beobachten können

*) Allgeyer, Feuerbach s. Leben u. s. Kunst,

Ziehen wir hierbei in Betracht, dass das Eiweiss
sehr rasch trocknet, und schon dadurch sehr zum
Springen neigt, so muss es uns schon wundern,
dass immerhin Jahre darüber vergehen können,
bis die Sprungbildungen an der Oberfläche sicht-
bar werden. In der Regel pflegt man bei Oel-
bildern in regelrechter Ausführung mehrere Jahr-
zehnte in Anrechnung zu bringen, bis sich die
Sprungbildungen zeigen. Es lässt sich daraufhin
aber nicht nachweisen, wie Frimmcl ganz richtig
bemerkt, dass man einfach annehmen darf, ein Bild
sei mehr als $0 Jahre alt. Allerdings bilden sich
die Sprünge nach ganz bestimmten Gesetzen, deren
Ergründung von grosser Wichtigkeit ist, wenn man
die Form der Sprünge zu Rückschlüssen auf Alter,
Herkunft und Malweise eines Bildes verwerten will.
(Schiuss folgt.)
Kurze Bemerkungen zu Goethes
Farbenlehre.
Von E. B.
(3. Fortsetzung.)
Was dabei vorgeht, darüber lässt uns Goethe
im Ungewissen. Aber wir können uns darüber
klar werden, wenn wir die Anordnung so treffen,
dass wir einzelne der schwarzen Querstriche über
den Rand hinaus ziehen, um die Ueberstrah-
1 ungen der spektralen Farbenbänder besser über-
sehen zu können. Also:

Figur 8.


Zur weiteren Kontrolle bedecken wir den zwei-
ten Streifen mit Weiss. Man wird jetzt bemerken,
dass die farbigenRänder von I—3 Übereinan-
dergreifen, ebenso von 3 — 3, von 4—6 usw.,
und diese Mischfarben bilden das abwechselnde
Farbenband von schmutzig Rot und stumpfen Grün'
Entfernen wir uns noch mehr vom Bild, dann
mischen sich diese beiden Farben zu einem
dunklen unausgesprochenen Grau!
 
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