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Nr. 2o.

Münchner kunsttechnische Btätter.

tichkeiten anzuführen, weiche dem Mater, der sich mit
der beschränkten Patette von io Farben (Nr. 3, S. 119)
begnügt, zur Verfügung stehen. Praktische Versuche
sind [eicht gemacht und zeigen batd die Leistungs-
fähigkeit.
So viet sei über die ausgewähtten und beschränk-
ten Oetfarbenpatetten gesagt. Um aber entsprechende
Patetten von brauchbaren und hattbaren Wasserfarben
zusammenzustetten, müssen an unserer Liste einige Ver-
änderungen vorgenommen werden. In der umfassen-
den Liste (s. oben) gehört Zinkweiss an die Stehe von
Bteiweiss, während Zinnober, Krapptack, Krappbraun
und Kobattviotett ganz zu streichen sind. Bei der be-
schränkten Patette (Nr. 3) bestehen die nötigen Um-
änderungen in dem Ersatz von Bteiweiss durch Zink-
weiss (Chinesischweiss), von Zinnober durch eine der
gtänzenden natürtichen Sorten von Eisenrot (das Minerat
Turgit ist wahrscheintich das Beste), von Cappaghbraun
durch Marsbraun und von Etfenbeinschwarz durch Chi-
nesische Tusche. Die beiden Patetten (A und B) ge-
statten sich demnach schtiesstich fotgendermassen:

(A.)
Serie t
enthält 13
Farbstoffe.

Serie II
enthätt 5
Farbstoffe.

Engtischrot.
Indischrot.
Dunkter Krapptack.
Rohe Umbra.
Gebr. Sienna.
Chinesische Tusche.

Zinkweiss.
Kadmiumgetb.
Kobattgetb.
Getber Ocker.
Varidiangrün.
Künstt. Uttramarin.
Kobatt.
Rohe Sienna.
Preussischbtau (un-
töstich).
Sichertich werden Künstter in dieser Patette sechs
Farbstoffe vermissen, und zwar Gummigutt, Zinnober,
hetter Krapptack, Krappbraun, Vandykbraun und Indigo.
Aber nach den überzeugenden Beweisen, wetche im
20. Kapitet von der mangethaften Haltbarkeit dieser
Wasserfarben erbracht worden sind, muss man sie aus-
schtiessen. Unsere noch beschränktere, zweite Patette
(B) ist wie fotgt zusammengesetzt:

Roter Ocker.
Marsbraun.
Etfenbeinschwarz.

(B.) Chinesischweiss.
Roter Ocker.
Dunkter Krapptack.
Getber Ocker.
Kadmiumgetb.

Kobattgetb.
Uttramarin.
Viridiangrün.
Marsbraun.
Chinesische Tusche.

Obgteich man offenbar mit dieser beschränkten Pa-
tette nicht jeden der ausgeschtossenen Farbstoffe nach-
machen kann, muss man doch zwei Punkte nicht ver-
gessen in Betracht zu ziehen, wenn man die Fotgen
dieser Beschränkung auf die Kunstmaterei beurteiten
witt. Ersttich Hesse sich einwenden, dass jene Farben
setten vottständig ungemischt verwendet werden; weiter
ist zu bemerken, dass die Unterschiede zwischen un-
seren Nachmischungen und den Originatfarben, wetche
sie ersetzen sotten, mehr in vermindertem Gtanz und
geringerer Durchsichtigkeit und Tiefe bestehen, ats in
direkten Tonverschiedenheiten.

Die Imprägnierung des Gipses zum Schutz
gegen Witterungseinflüsse.
Es ist bekannt, dass der Gips sehr empfindtich
gegen WitterungseinHüsse ist und Regen und Frost
ausserordentlich schlecht vertragen kann. Daher können
Gesimse, Ornamente, Säuten und andere Architektur-
teite, sowie Statuen aus Gips und Stuck, zumat in unserem
Ktima, nicht ohne Schutzanstrich an Fronten verwen-
det und nicht im Freien aufgestettt werden. Man hat
schon die verschiedensten Mittet vorgeschtagen, um
den Gips gegen die Unbitden der Witterung zu schützen.
Am gebräuchtichsten sind atterdings die Oetfarben-
anstriche, die sich im attgemeinen sehr gut bewährt
haben, aber in vielen Fähen durchaus nicht den Ab-
sichten des Architekten, des Bitdhauers usw. entsprechen.

In den „Recettes de ta Maison" wurde im vorigen
Jahre eine Reihe von Rezepten zum Schutze von Gips-
körpern zusammengesteht, und das Laboratorium der
„Nature" hat es sich zur Aufgabe gemacht, dieselben
auf ihren respektiven Wert zu prüfen. Die Resuttate,
zu denen das Laboratorium dabei getangt ist, sind
interessant und von praktischem Werte.
Der Versuch wurde auf fotgende Weise gemacht:
Man goss im vorigen Jahre, batd nach dem Erscheinen
der zusammengestettten Rezepte, aus Gipsbrei Ptaketten,
deren jede mit einem anderen Ueberzuge versehen und
dann atten Unbitden der Witterung, an denen ja gerade
das verflossene Jahr so reich war, ausgesetzt wurde.
Auf diese Weise konnte man am besten feststehen,
wetcher Anstrich und welche Imprägnierung am wirk-
samsten sei.
An gekochtem Leinö! vermochte der Gips ausser-
ordenttich viet aufzunehmen, nämtich acht bis zehn nach-
einander aufgetragene Anstriche. Der Gips blieb matt
und nahm einen teicht braungetben Ton an; auch er-
härtete er ungefähr in gteicher Weise, wie unter der
Einwirkung einer Boraxschicht. Die Behandtung bietet
wirktichen Schutz, wenn auch nicht auf die Dauer; denn
mit der Länge der Zeit zersetzt sich der Gips.
Einen Wachsüberzug stettte man her, indem man
den Gips mit Wachsschabsetn überstreute und dann ein
heisses Eisen darauf einwirken tiess. Wenn die Ptakette
nicht vorher gleichfatts erwärmt worden ist, nimmt der
Gips nur sehr wenig Wachs in sich auf. Aber der Er-
foig ist ein ausserordentlich günstiger. Der Gips bleibt
im Freien absotut unverändert. Die Farbe ist ein
schönes Gelb, das mit der Zeit ein wenig verbteicht.
Des Paraffins bediente man sich auf zwei verschie-
dene Weisen, nämtich in geschmolzenem Zustande mit-
tetst des heissen Eisens, und in Gestatt einer Lösung
in Schwefelkohlenstoff. Die Lösung drang tiefer in die
Gipsmasse ein, ats das reine Paraffin In beiden Fähen
nahm der Gips eine teicht graue Färbung an und seine
Härte veränderte sich nicht. Der Schutz erwies sich
in beiden Fähen ats sehr wirksam.
Das Stearin trug man auf die gleiche Weise wie
das Wachs auf, nämtich indem man Schabset von atten
Kerzenenden über die Platte verstreute und dann mit
dem heissen Eisen schmotz. Es bitdete sich ein kristat-
tinischer, btassgrauer, nicht sehr tief eindringender
Ueberzug, der dem Gips sehr wirksamen Schutz bot.
Die Gelatine ist fast vöttig unwirksam. Der Gips
kann von der heiss aufgetragenen zehnprozentigen Leim-
abkochung nicht viet in sich aufnehmen, weit der Leim
sofort getiert, sobatd er auf die Ptatte kommt. Nach
dem Trocknen behandelte man den Ueberzug auf der
einen Seite mit einer fünfprozentigen, wässerigen Ataun-
tösung, auf der anderen mit einer gteich konzentrierten
Lösung doppettchromsauren Katis, und wieder an einer
anderen Stehe mit 4oprozentigem Formot in vierfach
Wasser. Aber dies erwies sich ats sehr undauerhaft.
In einigen Fähen toste sich die Getatine auf, während
sie in anderen sich in Form dünner Btättchen ab-
schuppte, wetche der Wind entführte.
Aus diesen Versuchen ergibt sich für die Praxis,
dass man zu schützende Gipsornamente nach dem Reini-
gen mit einem heissen Stearin-, Wachs- oder Paraffin-
bad, überzieht. Das Paraffin ist aus dem Grunde vor-
zuziehen, weit es das wenigst kostspietige Mittet ist.
Wo es tuntich ist, erhitze man die zu überziehende
Ftäche, um das Eindringen zu erleichtern, oder tauche
die Gegenstände ganz in das heisse Bad. Ist der Ueber-
zug ein nur oberflächlicher, so darf man ihn nicht ritzen
oder daran kratzen, weit in die kteinsten Vertetzungen
der Oberschicht das Wasser eindringt und die darunter-
tiegende Masse nach und nach auftöst.

Verlag der Werkstatt der Kunst (E. A. Seemann, Leiptigl,
 
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