Nr 8.
Münchner kunsttechnische Blätter.
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schwarzangestrichenes Blech mit einer zirkelrunden
weissen Fläche in der Mitte gelegt und die sich
zeigende Erscheinung beschrieben. Möglichst senk-
recht von oben gesehen, zeigt sich keine Farben-
erscheinung, aber in schiefer Richtung betrachtet,
erscheint zunächst des Randes der weissen Fläche
uns gelb und gelbrot, der entgegengesetzte Rand
aber mit einer blauen Farbe eingefasst.
Im umgekehrten Versuch (schwarze Kreisfläche
auf weissem Grund) finden wir, dass sich die Far-
benerscheinung nicht nach der Nähe und Entfer-
nung des Randes richte, sondern nach dem Ver-
hältnisse der schwarzen und weissen Fläche zu
unserem Auge.
Goethe variirt die Versuche, indem er das Ge-
fäss um sich herum bewegt, anstatt dass er sich,
wie bisher, um das Gefäss bewegte, und er kommt
zu dem 2. Grundsatz: In unserem Auge liege
das Gesetz, bei Gelegenheit der Refraktion an dem
Rande einer schwarzen Fläche auf weissem Grunde
einen gelben Rand, an dem Rande einer weissen
Fläche auf schwarzem Grunde einen blauen Rand
zu sehen, vorausgesetzt, dass dieser Rand unter
einem gewissen Winkel gesehen wird.
Nach diesen einfachen Versuchen mit parallelen
Mitteln, geht Goethe zu solchen, die nicht pa-
rallel sind, über.
(Fortsetzung folgt.)
Altes und Neues über das Vergolden
aui Papier, Pergament, Leder usw.
(Schluss.)
Nimm dann geschlagenes oder mit dem Federbrech
bereitetes Eiklar, wie es die Maler haben; wenn alles ganz
zu Schaum geworden, giesse Wasser zu, oder guten
weissen Wein, oder ein wenig Lauge, oder ohne etwas;
entferne den Schaum von der Oberfläche, und die untere
Flüssigkeit ist gut. Ueberstreiche damit sorgfältig den
Assisgrund. Schneide das Gold in Stücke und drücke
dieselben auf den Grund, wenn nötig mit Wolle, an.
Sobald es so trocken ist, um den Glättstein zu er-
tragen, glätte mit dem Zahn oder dem Amethyst, wie
die Maler die Bilder auf Buxbaum oder anderem Holze
vergolden. Man kann auch Linien ziehen und punk-
tieren. Fehlerhafte Stellen bessere mit Eiklar aus und
drücke mit Vtolle die Stelle fest. Sobald alles ge-
glättet ist, reinige mit der Hasenpfote und glätte die
fehlenden Stellen, bis alles gut ist."
An anderer Stelle des gleichen Codicis (Kap. 30)
wird als Goldgrund eine Mischung aus Salmiak, Zucker
und Gummi arabicum angeführt, auch ein pflanzliches
Präparat, aus dem Safte von blauen Lilien u. a. ge-
wonnen; aui beiden Anlagen kann aber nicht mit dem
Stein poliert werden.
Aehnlich lauten die Angaben zum Vergolden in
den anderen mittelalterlichen Handschriften, dem
Strassburger Manuskript u. a. m.; eine besondere Art
zum Vergolden von Papier ist im Tegernseer Manus-
kript beschrieben. Nach dieser wird der Papierbogen
auf eine mit Leimwasser bestrichene Steinplatte ge-
legt, so dass das Leimwasser das Papier durchnetzt;
dann wird der ganze Bogen mit einer Michung aus
Kreide, etwas Ocker und ein wenig Braunrot (Poli-
ment !) überstrichen. Sodann wird abermals mit dieser
gleichen Farbmischung stückweise — so gross als ein
Goldblatt ist — eingestrichen, Gold aufgelegt und nach
dem Trocknen poliert. — Beim Versilbern von Papier
nimmt man reine Kreide, lässt also Ocker und Poli-
ment beiseite.
An anderer Stelle dieser Handschrift ist als Me-
dium lür Gold und Silber auf Papier eine Mischung
von Kandiszucker und Gummiwasser mit Kreide an-
gegeben, auch Safran und Gummiwasser findet sich zu
diesem Zwecke angeführt; beide letztere Arten sind
auch polierfähig, also für Glanzgold brauchbar.
Vasari erwähnt die Miniaturmalerei und die dabei
übliche Vergoldung nur kurz mit den Worten: „Man
reibt auch die Goldblätter in einem Glasgefäss mit
ein wenig Gummi und Honig zusammen, und dies
dient für Miniaturmaler und viele andere, die auf
Bddern mit dem Pinsel die Profilierung oder höchste
Lichter zu geben belieben."
In den späteren Lehrbüchern und Manuskripten
findet man nichts mehr oder nur Unerhebliches über
die Vergoldung auf Papier oder Pergament, und heute
werden diese Arbeiten noch fast ganz in der gleichen
Weise und mit den gleichen Mitteln ausgeführt, so-
weit sie nicht durch maschinelle oder doch mecha-
nische Arbeitsmethoden ganz verdrängt sind. In der
Regel w rd statt des Blattgoldes das sog. Muschelgold
benützt, feine Bronze, in Gummi angerührt und in
Muscheln gestrichen, getrocknet und so aufbewahrt.
Dies wird lediglich mit Wasser angerührt und mrt
Pinsel oder Feder aufgetragen. Man kann damit
auch Glanzgold hersteilen, muss aber dann die betref-
fenden Stellen vorher mit einem weichen, polierfähigen
Grunde versehen. Bolus, feinst gerieben und gut ge-
leimt, ist dazu brauchbar, doch kann man auch statt
dessen das in der Aquarellmalerei benützte Deckweiss
nehmen. Auch eine Mischung aus weissem Poliment
oder geleimter Bologneserkreide, mit Zinnober und
etwas Fischgalle versetzt, dient als Grund; die Misch-
ung kann trocken aufbewahrt werden und wird dann
zum Gebrauch in der bekannten Vergoldernetze auf-
geweicht.
Auf diesen Grund wird das Muschelgold aufge-
setzt und dies nach dem Trocknen mit dem Achat-
stein poliert.
Will man auf Mattgold Ornamente oder Linien
in Glanz anbringen, so legt man die ganze Fläche mit
dem polierfähigen Bolusgrunde an, trägt das Gold auf
und poliert dann nur die betreffenden Ornamente;
umgekehrt lassen sich durch Polieren des Hinter-
grundes matte Ornamente auf blankem Grunde her-
steilen.
Vergoldungen an dekorativen Malereien auf Papier,
Karton, Pergament oder dergleichen lassen sich üb-
rigens in sehr zweckmässiger Weise mit Eiweiss und
auch mit Eigelb und Glyzerinöl ausführen. An Glanz
übertreffen diese Arbeiten die mit Muschelgold aus-
geführten, und da die Arbeitsweise nur wenig mehr
Umstände macht, so ist sie für solche Fälle nur zu
empfehlen. Da aber die meisten Papiere und Kartons
zu stark oder auch zu ungleichmässig einsaugen, ist
es gut, nicht schon auf einmaliger Anlage zu vergolden,
bezw*. mit der Anlegemasse auf dem unpräparierten
Papier zu arbeiten, sondern die Stellen, die Gold er-
halten sollen, zuvor entsprechend zu bearbeiten. Man
kann zu diesem Zweck die Anlegemasse zweimal auf-
tragen, besser aber ist es, zuerst mit gut geleimter,
dünner Farbe, etwa aus Zinkweiss und hellem Ocker
gemischt und mit Gelatine geleimt, die Stellen anzu-
legen und darauf nach dem Trocknen den Goldgrund
aufzutragen. Nimmt man hierzu Eiweiss, so muss dies
geschlagen und mit der doppelten Menge Wasser ver-
mischt werden; es kann dann ohne Zusatz benützt
werden. Eigelb dagegen wird nur gut verrührt und
mit einigen Tropfen Glyzerinö! vermischt.
Eiweiss findet, als GoldauHegemittel, auch beim
Münchner kunsttechnische Blätter.
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schwarzangestrichenes Blech mit einer zirkelrunden
weissen Fläche in der Mitte gelegt und die sich
zeigende Erscheinung beschrieben. Möglichst senk-
recht von oben gesehen, zeigt sich keine Farben-
erscheinung, aber in schiefer Richtung betrachtet,
erscheint zunächst des Randes der weissen Fläche
uns gelb und gelbrot, der entgegengesetzte Rand
aber mit einer blauen Farbe eingefasst.
Im umgekehrten Versuch (schwarze Kreisfläche
auf weissem Grund) finden wir, dass sich die Far-
benerscheinung nicht nach der Nähe und Entfer-
nung des Randes richte, sondern nach dem Ver-
hältnisse der schwarzen und weissen Fläche zu
unserem Auge.
Goethe variirt die Versuche, indem er das Ge-
fäss um sich herum bewegt, anstatt dass er sich,
wie bisher, um das Gefäss bewegte, und er kommt
zu dem 2. Grundsatz: In unserem Auge liege
das Gesetz, bei Gelegenheit der Refraktion an dem
Rande einer schwarzen Fläche auf weissem Grunde
einen gelben Rand, an dem Rande einer weissen
Fläche auf schwarzem Grunde einen blauen Rand
zu sehen, vorausgesetzt, dass dieser Rand unter
einem gewissen Winkel gesehen wird.
Nach diesen einfachen Versuchen mit parallelen
Mitteln, geht Goethe zu solchen, die nicht pa-
rallel sind, über.
(Fortsetzung folgt.)
Altes und Neues über das Vergolden
aui Papier, Pergament, Leder usw.
(Schluss.)
Nimm dann geschlagenes oder mit dem Federbrech
bereitetes Eiklar, wie es die Maler haben; wenn alles ganz
zu Schaum geworden, giesse Wasser zu, oder guten
weissen Wein, oder ein wenig Lauge, oder ohne etwas;
entferne den Schaum von der Oberfläche, und die untere
Flüssigkeit ist gut. Ueberstreiche damit sorgfältig den
Assisgrund. Schneide das Gold in Stücke und drücke
dieselben auf den Grund, wenn nötig mit Wolle, an.
Sobald es so trocken ist, um den Glättstein zu er-
tragen, glätte mit dem Zahn oder dem Amethyst, wie
die Maler die Bilder auf Buxbaum oder anderem Holze
vergolden. Man kann auch Linien ziehen und punk-
tieren. Fehlerhafte Stellen bessere mit Eiklar aus und
drücke mit Vtolle die Stelle fest. Sobald alles ge-
glättet ist, reinige mit der Hasenpfote und glätte die
fehlenden Stellen, bis alles gut ist."
An anderer Stelle des gleichen Codicis (Kap. 30)
wird als Goldgrund eine Mischung aus Salmiak, Zucker
und Gummi arabicum angeführt, auch ein pflanzliches
Präparat, aus dem Safte von blauen Lilien u. a. ge-
wonnen; aui beiden Anlagen kann aber nicht mit dem
Stein poliert werden.
Aehnlich lauten die Angaben zum Vergolden in
den anderen mittelalterlichen Handschriften, dem
Strassburger Manuskript u. a. m.; eine besondere Art
zum Vergolden von Papier ist im Tegernseer Manus-
kript beschrieben. Nach dieser wird der Papierbogen
auf eine mit Leimwasser bestrichene Steinplatte ge-
legt, so dass das Leimwasser das Papier durchnetzt;
dann wird der ganze Bogen mit einer Michung aus
Kreide, etwas Ocker und ein wenig Braunrot (Poli-
ment !) überstrichen. Sodann wird abermals mit dieser
gleichen Farbmischung stückweise — so gross als ein
Goldblatt ist — eingestrichen, Gold aufgelegt und nach
dem Trocknen poliert. — Beim Versilbern von Papier
nimmt man reine Kreide, lässt also Ocker und Poli-
ment beiseite.
An anderer Stelle dieser Handschrift ist als Me-
dium lür Gold und Silber auf Papier eine Mischung
von Kandiszucker und Gummiwasser mit Kreide an-
gegeben, auch Safran und Gummiwasser findet sich zu
diesem Zwecke angeführt; beide letztere Arten sind
auch polierfähig, also für Glanzgold brauchbar.
Vasari erwähnt die Miniaturmalerei und die dabei
übliche Vergoldung nur kurz mit den Worten: „Man
reibt auch die Goldblätter in einem Glasgefäss mit
ein wenig Gummi und Honig zusammen, und dies
dient für Miniaturmaler und viele andere, die auf
Bddern mit dem Pinsel die Profilierung oder höchste
Lichter zu geben belieben."
In den späteren Lehrbüchern und Manuskripten
findet man nichts mehr oder nur Unerhebliches über
die Vergoldung auf Papier oder Pergament, und heute
werden diese Arbeiten noch fast ganz in der gleichen
Weise und mit den gleichen Mitteln ausgeführt, so-
weit sie nicht durch maschinelle oder doch mecha-
nische Arbeitsmethoden ganz verdrängt sind. In der
Regel w rd statt des Blattgoldes das sog. Muschelgold
benützt, feine Bronze, in Gummi angerührt und in
Muscheln gestrichen, getrocknet und so aufbewahrt.
Dies wird lediglich mit Wasser angerührt und mrt
Pinsel oder Feder aufgetragen. Man kann damit
auch Glanzgold hersteilen, muss aber dann die betref-
fenden Stellen vorher mit einem weichen, polierfähigen
Grunde versehen. Bolus, feinst gerieben und gut ge-
leimt, ist dazu brauchbar, doch kann man auch statt
dessen das in der Aquarellmalerei benützte Deckweiss
nehmen. Auch eine Mischung aus weissem Poliment
oder geleimter Bologneserkreide, mit Zinnober und
etwas Fischgalle versetzt, dient als Grund; die Misch-
ung kann trocken aufbewahrt werden und wird dann
zum Gebrauch in der bekannten Vergoldernetze auf-
geweicht.
Auf diesen Grund wird das Muschelgold aufge-
setzt und dies nach dem Trocknen mit dem Achat-
stein poliert.
Will man auf Mattgold Ornamente oder Linien
in Glanz anbringen, so legt man die ganze Fläche mit
dem polierfähigen Bolusgrunde an, trägt das Gold auf
und poliert dann nur die betreffenden Ornamente;
umgekehrt lassen sich durch Polieren des Hinter-
grundes matte Ornamente auf blankem Grunde her-
steilen.
Vergoldungen an dekorativen Malereien auf Papier,
Karton, Pergament oder dergleichen lassen sich üb-
rigens in sehr zweckmässiger Weise mit Eiweiss und
auch mit Eigelb und Glyzerinöl ausführen. An Glanz
übertreffen diese Arbeiten die mit Muschelgold aus-
geführten, und da die Arbeitsweise nur wenig mehr
Umstände macht, so ist sie für solche Fälle nur zu
empfehlen. Da aber die meisten Papiere und Kartons
zu stark oder auch zu ungleichmässig einsaugen, ist
es gut, nicht schon auf einmaliger Anlage zu vergolden,
bezw*. mit der Anlegemasse auf dem unpräparierten
Papier zu arbeiten, sondern die Stellen, die Gold er-
halten sollen, zuvor entsprechend zu bearbeiten. Man
kann zu diesem Zweck die Anlegemasse zweimal auf-
tragen, besser aber ist es, zuerst mit gut geleimter,
dünner Farbe, etwa aus Zinkweiss und hellem Ocker
gemischt und mit Gelatine geleimt, die Stellen anzu-
legen und darauf nach dem Trocknen den Goldgrund
aufzutragen. Nimmt man hierzu Eiweiss, so muss dies
geschlagen und mit der doppelten Menge Wasser ver-
mischt werden; es kann dann ohne Zusatz benützt
werden. Eigelb dagegen wird nur gut verrührt und
mit einigen Tropfen Glyzerinö! vermischt.
Eiweiss findet, als GoldauHegemittel, auch beim