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Senator Gottlieb Jenisch vertreten; sie konnten vermöge ihres Reich-
tums mit den ersten Kreisen Roms in vornehmer Geselligkeit wett-
eifern und versäumten nicht, die deutsche Künstlerschaft ausgiebig
zu beschäftigen, ebenso wie ihr Landsmann Dr. F. Weber, ein gebo-
rener Hannoveraner, der überdies, durch Kestner angeregt,' einmal
unter seinen Hamburger Freunden eine Sammlung zum Besten not-
leidender deutsch-römischer Künstler eingeleitet hat. Ein anderer För-
derer der Künste aus den Kreisen der Plutokratie war Karl von Roth-
schild, der Leiter der Neapeler Niederlassung des Hauses, der auf
seinen häußgen Reisen nach Frankfurt einen Halt in Rom zu machen
und Kunstwerke einzukaufen pßegte; auch der Kopenhagener Groß-
kaufmann Hans Puggaard ließ sich in den dreißiger Jahren öfter am
Tiber sehen und gab seinem Landsmann Thorwaldsen und dessen
dänisch-deutschem Freundeskreis glänzende Feste. Bescheidener trat
der berühmte Kölner Sammler Sulpiz Boisseree auf, als er 1837—1839
mit seiner Gattin Italien besuchte, lebte aber während der zehn Mo-
nate eines zweimaligen Aufenthalts zu Rom in täglichem lebhaften
Verkehr mit allen damals anwesenden deutschen Vertretern der Künste
und Wissenschaften, von November 1838 bis April 1839 in vertrauter
Hausgemeinschaft mit den Malern Wilhelm Kaulbach, Ernst Deger
und Andreas Müller. 1829—1831 war Emilie Linder dort, die, selbst zur
Malerin ausgebildet, doch größere Bedeutung als Sammlerin erlangt
hat und vor allem dem geschäftlich durchaus ungeschickten Overbeck
durch Ankauf von Arbeiten zu Hilfe gekommen ist; sie zog auch die
anderen Künstler der gleichen Richtung in ihr gastliches Haus. Frei-
gebig förderte der sächsische Staatsminister Bernhard August von Lin-
denau, der 1843/44 zum zweitenmal am Tiber weilte und viel mit Prin-
zessin Luise von Sachsen, Kestner und Emil Braun verkehrte, jüngere
Kräfte durch Bestellung von Kopien italienischer Meisterwerke. Auf
die antike Plastik richtete dagegen Fritz von Farenheid mit warmer
Begeisterung seinen Sammeleifer und legte auf seiner ersten Romreise
1841 den Grund zu seinem berühmten Kabinett von Originalen und
Gipsabgüssen in dem Schloß Beynuhnen. In begeisterter Verehrung
für das klassische Altertum ging auch die Kölnerin Sibylle Mertens-
Schaaß'hausen auf, eine Dame von vielseitiger Begabung, der ihr
Reichtum gestattete, sorglos ihren wissenschaftlichen Liebhabereien
zu leben, eine ausgedehnte Wohltätigkeit zu üben und in Rom, wo sie
seit 1844 ein häußger Wintergast war, ein großes Haus zu machen
und alles um sich zu versammeln, was durch Geist, Bildung und künst-
lerische Tätigkeit Anspruch auf Beachtung erheben konnte. Im Pa-
lazzo Poli über der Fontana de Trevi, wo sie im Winter 1845/46 mit
ihrer Freundin Adele Schopenhauer wohnte, sah sie manchen bedeu-
tenden Gast, Ottilie von Goethe, die ihres leidenden Sohnes Wolfgang
wegen damals im Süden lebte, den Göttinger Rechtsgelehrten Otto

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