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Österreichisches Archäologisches Institut [Editor]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 17.1914

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Netoliczka, Ada von: Ein doppelseitiges Relief von der Akropolis
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https://doi.org/10.11588/diglit.33679#0146
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Iß2


den Archaisten aus dem archaischen Motivenvorrat genommenes und gerne
benütztes, von ihnen jedoch in leichtere und gefälligere Form umgewandeltes
Motiv.
Hier aber bei Athena, zu deren Herbheit das etwas kokette Spiel mit
dem Gewände wenig paßt, wirkt das Ralfen bei dem Fehlen des Naiv-Anmutigen
und Kindlichen der archaischen Kunst willkürlich und sonderbar.
Wir empfangen demnach von dem Relief im g'anzen den Eindruck, daß es
sich in die Reihe archaisierender Werke der Neuattiker ohneweiters einfüg't,
indem es sich weder durch die Feinheit der Arbeit noch durch originelle Ideen
auszeichnet; das Resultat des Versuches, bei dem Mangel an eigener Erfindung
fremde und von überall herg'eholte Ideen und Motive zu einer neuen Komposition
zu vereinen, ist ein uneinheitliches, unharmonisches Ganzes.
Das Ergebnis ist nicht ohne kunstgeschichtliches Interesse.
Hauser (Jahreshefte NVI S. jß) kennt aus Athen außer dem unfertig*en, in
Athen gefundenen Krater mit Athena und Marsyas (Neuattische Reliefs S. 71,
Nr. 101) von Neuattischem nur ein ganz geringes Kraterfragment mit einer
Mainade, Photographien des athenischen Instituts n. 1997, welches bei den
Ausgrabungen des deutschen archäologischen Institutes am Westabhang* der
Akropolis gefunden wurde, und hat daher bis vor kurzem angenommen, daß
Rom das Zentrum der Neuattiker g'ewesen sei. Doch nun entschließt er
sich, wenn auch schwer, auf Grund verschiedener Erwägungen, unter an-
deren jener, daß ein unfertiger Krater wohl kaum jemals ins Ausland geführt
worden sein wird, dazu, Athen als Ausgangspunkt der neuattischen Kunst
anzunehmen.
Das doppelseitige Relief von der Akropolis bestätigt offenbar diese jüngste
Meinung Hausers und gäbt zugleich einen neuen Hinweis darauf, daß wir die
Vorbilder dieser neuattischen Kunst vor allem in Attika zu suchen haben. Vor-
bild und Nachbild, beide auf der Akropolis gefunden, stehen jetzt durch einen
glücklichen Zufall im gleichen Museum. Es wäre eine wichtige Aufgabe, die
archaistischen AAVrke aus der Zeit der griechischen Kunstblüte auszusondern
und den Dutzendarbeiten der Neuattiker geg'enüberzustellen.

Graz.

ADA von NETOLICZKA
 
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