Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Österreichisches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 17.1914

DOI Heft:
Beiblatt
DOI Artikel:
Semetkowski, Walter von: Römische Reliefs in St. Johann bei Herberstein in Steiermark
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.33679#0306
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext


Römische Reliefs in St. Johann bei Herberstein in Steiermark.

Die römischen Reliefs von St. Johann bei
Herberstein in der nordöstlichen Steiermark (pol.
Bezirk Hartberg) sind seit der Zusammenstellung in
Muchars Geschichte der Steiermark nicht mehr ein-
gehend behandelt worden; die Notizen, welche J.
A. Janisch im „Topographisch-statistischen Lexikon
von Steiermark" abgedruckt hat, kommen infolge
ihrer Flüchtigkeit und der zahlreichen Beobachtungs-
fchler nicht ernstlich in Betracht. Eine im Jahre
1908 vorgenommene Restaurierung der Pfarrkirche,
deren mehrere erst gut sichtbar und die photo-
graphische Aufnahme möglich. Diese erfolgte im
Oktober 1909 und führte zu einer genaueren Durch-
I.
Die Pfarrkirche von St. Johann bei Herberstein
ist auf einem weit nach Osten vorgeschobenen Aus-
läufer des Weizer Kulm erbaut und überragt das
Tal der Feistritz, die sich durch die Herbersteinklamm
in freieres Land Bahn bricht. Schon für das Jahr
1260 ist der Bestand der Kirche überliefert, während
die heutige Form aus den Sechzigerjahren des
XVII. Jahrhunderts herrührt. Der einschiffige Bau
ist ziemlich genau orientiert; im Westen erhebt sich
eine zweigeschossige Eingangsfront mit Dachreiter,
den Ostchor schließen 3 Seiten des Achtecks. Zwei
knapp vor dem Chore nördlich und südlich angebaute
Kapellen erwecken den Eindruck eines niedrigen
und wenig vortretenden Querschiffes. Der Nordseite
ist die restaurierungsbedürftige Sakristei, der Südseite
eineLoretokapelle vorgelegt; diese mißt außen $'87"^
in der Breite, ii'ßi*" in der Länge. Zwischen dem
Westbau der Empore, dem Ansatz des Hauptschiffes

und der Loretokapelle bindet ein Pfeiler in die
Mauer ein, in der Breite, l'6l*" in der Länge
vortretend, er ist bis auf eine Höhe von ungefähr
vom Putz befreit, darüber beiläufig 2" hoch
verputzt und verjüngt sich dann in die Ecklisene
zwischen Westbau und Hauptschiff. Der bloßgelegte
Teil des Pfeilers besteht ganz aus antikem Materiale
und zeigt mehrere Reliefs, außerdem den Ansatz
eines Rundbogens, vielleicht noch ein Rest der
romanischen Kirche. Anläßlich der Restaurierung
von 1908 wurden zwei scheunenähnliche Anbauten
an der Ost- und Westseite der Loretokapelle beseitigt,
deren westlicher die Reliefs am Pfeiler dem flüchtigen
Blick entzogen hatte.
Ferner sind Reliefs eingemauert: an der Süd-
wand der Loretokapelle, an der Ostwand der südlichen
Querkapelle und an der Ostwand des Chores; ein
Stück schließlich in der Südostmauer des Tabors.
II.
Dem beschreibenden Verzeichnisse der Reliefs
ist vorauszuschicken, daß als Material durchaus ein
etwas grobkörnig-kristallinischer Marmor, vermutlich
von den Brüchen am Bachern, verwendet wurde.
Ein naiver Übereifer hat viele Beschädigungen derb
in Zement ergänzt und die Reliefs bisweilen zu
humoristischer Wirkung entstellt.
A. Die Reliefs am Pfeiler.
Oberhalb des umlaufenden Sockels, der bei der
Restaurierung mit Zementmörtel verputzt wurde,
erhebt sich die erste Reihe der verzierten Steine;
hochkantig aufgestellt, erwecken sie den Eindruck
von Orthostaten. — Die Ecke des Pfeilers bildet:
 
Annotationen