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Österreichisches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 17.1914

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Alexander Conze
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https://doi.org/10.11588/diglit.33679#0350
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Alexander Conze.

Am 19. Juli 1914 ist in Berlin Alexander Conze
im 83. Jahre seines arbeitsreichen Lebens sanft ent-
schlafen. Mit ihm ist der letzte Vertreter der Archäo-
logengeneration dahingegangen, die in den Sechziger-
und Siebzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts
zuerst auf den Bahnen vorangeschritten ist, in denen
die Entwicklung der archäologischen Wissenschaft in
der Gegenwart sich bewegt. Es kann hier nicht ver-
sucht werden, eingehender zu würdigen, was Conze
für das Gesamtgebiet seiner Wissenschaft bedeutete,
aber ein Wort dankbaren Gedenkens soll auch an
dieser Stelle die Erinnerung festhalten an das, was
die archäologischen Studien in Österreich Conze ver-
danken; steht doch sein Name an der Spitze ihrer
Annalen.
Alexander Conze (geboren 10. Dezember 1831
zu Hannover) hatte, nachdem er 1831 —1833 seine
auf Kunst und Altertum gerichteten Studien in
Göttingen und Berlin beendet hatte, 1837 in den
Antikenmuseen von Paris und London die ent-
scheidende Anregung erhalten, die ihn bestimmte,
seine Lebensarbeit der Erforschung der griechischen
Kunst zu widmen und sich alsbald auf Studien-
fahrten durch Griechenland und Italien 1837/8 und
1839/60 nicht nur mit dem Denkmälerbestand und
der Landschaft der Antike, sondern auch mit den
Bedürfnissen und Methoden der praktischen For-
schung vertraut zu machen. Die Arbeiten, die als
Früchte dieser Studien in den Jahren 1860—1868
veröffentlicht wurden, die Berichte über die Reisen
auf den Inseln des thrakischen Meeres und auf Lesbos,
die Publikation der melischen Tongefäße (die erste
kunstgeschichtliche Erfassung einer nach Form, Stil
und Ornament genau begrenzbaren Vasengruppe), die
„Beiträge zur griechischen Plastik", in der sorgfältige
Beobachtung der Einzelform als Grundlage stilistischer
und geschichtlicher Einreihung vorsichtig nutzbar ge-
macht wurde, verhalten dem jungen Gelehrten, der
sich 1861 in Göttingen habilitiert hatte und 1863 zum
außerordentlichen Professor an der Universität Halle
a. S. bestellt worden war, rasch zu Ansehen und
Geltung, so daß er schon 1869 einen ehrenvollen
Ruf an die Wiener Universität als ordentlicher Pro-
fessor auf die neugegründete Lehrkanzel der klassi-
schen Archäologie erhielt.
Jahreshefte des österr. archäol. Institutes Bd. XVII Beiblatt.

Acht Jahre hat Conze in dieser Stellung im Sinne
des Programmes, das er in seiner Antrittsvorlesung
„über die Bedeutung der Archäologie" entwickelt
hatte, eine an Arbeitsfrucht und Aussaat reiche Wirk-
samkeit entfaltet. Durch methodische Heranbildung
einer Schar arbeitsfreudiger und begeisterter Schüler,
unter denen Kunsthistoriker wie Philologen zu gleichen
Teilen vertreten waren, durch aufklärende und Anteil
erweckende Einwirkung auf weitere Kreise, durch die
Herausgabe der „Wiener Vorlegeblätter" (seit 1869),
an denen seither Generationen von Archäologen ihre
Schulung empfingen, vor allem aber durch die 1876
gemeinschaftlich mit O. Hirschfeld ins Werk gesetzte
Errichtung des archäologisch-epigraphischen Seminars,
das in gleicher Weise den Bedürfnissen der Lehre
wie der Forschung zu dienen bestimmt war, hat
er den Boden für eine reiche und gesunde Entfaltung
der den antiken Bildwerken gewidmeten und auf sie
gegründeten Studien bereitet. Zugleich aber hat er
in energischem Vorwärtsdrängen für die Erschließung
neuer Arbeitsgebiete im Nahen und Weiten Richt-
linien und Vorbilder aufgestellt, indem er auf der
einen Seite die römischen Bildwerke einheimischen
Fundortes in den Kreis systematischer wissenschaft-
licher Betrachtung rückte, auf der andern die öster-
reichischen archäologischen Unternehmungen im Orient
durch seine Expedition nach Samothrake (1873 und
1873) einleitete und die Wiener kaiserliche Aka-
demie der Wissenschaften veranlaßte, ihn 1873 mit
der Sammlung und Herausgabe der attischen Grab-
reliefs zu betrauen.
Mit dem Abgang von Wien im Jahre 1877 hat
Conze das akademische Lehramt verlassen, um sich fort-
an, erst als Direktor des Berliner Skulpturenmuseums,
dann (1887 — 1903) als Generalsekretär des kaiserlich
deutschen archäologischen Institutes in erster Linie
den praktischen und organisatorischen Aufgaben seiner
Wissenschaft im Museum, auf dem Grabungsfelde und
im Forschungsinstitute zu widmen. Das Berliner
Skulpturenmuseum dankt ihm seinen wertvollsten
Besitzzuwachs aus den Ausgrabungen von Pergamon
und einen musterhaften Katalog seines alten Be-
standes; das deutsche archäologische Institut aber
hat unter seiner Leitung durch die Ausgestaltung
der athenischen Zweiganstalt und die Gründung der
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