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Josef Keil, Grabbau mit . Unterweltsarkophag aus Epbesos
Die Bedeutung des letzteren für die Geschichte der antiken Kunst und des
Kunsthandwerks soll hier nur ganz kurz gestreift werden. Er geht von dem
Typus des Girlandensarkophags aus., dem der Eroten- und Bukranienfries wie
die Flügelhguren an den Ecken entlehnt sind. Aber die dekorativen Elemente
wurden an untergeordnete Stellen zurückgedrängt und so Platz geschaffen für
einen breiten Reliefstreifen mit der Darstellung des Yotenreiches, und zwar jenes
für die Verstorbenen entscheidenden Augenblicks, da der Spruch der Moiren ihr
Schicksal im Jenseits verkündet. Wie die durchaus einheitliche und geschlossene
Komposition dieser Darstellung sich von den aneinanderg*ereihten Szenen derHaupt-
masse der römischen Reliefsarkophag*e unterscheidet, so hat auch die Behandlung
des Reliefs nichts zu tun mit dem zusammengedrängten Figurenreichtum jener
Denkmälergruppe, sondern folgt vielmehr in allem den Traditionen oder, besser
gesagt, den Vorbildern griechischer Kunstübung*. Denn wenn auch die Arbeit der
vollendeten Vorderseite der Geschicklichkeit und Sorgfalt des Bildhauers, der
auch auf die Eiegefalten nicht vergaß, ein ehremmlles Zeugnis ausstellt und
über minder g*elung*ene Partien — man beachte den Oberkörper und die Elände
der Atropos, die rechte Schulter mit dem erhobenen Arm des Hades, den Thron-
sessel dieses Gottes — hinwegsehen läßt, als großen Künstler können wir ihn
nicht in Anspruch nehmen und ihm daher auch die Erßndung der einzelnen Figuren
des Reliefs nicht zuweisen. Dies gilt schon für die großartig bewegte „Danaide",
in viel höherem Grade aber für die wundervolle Gruppe der Moiren und das
schöne, schlanke Mädchen, das wir oben als Eingeweihte deuteten. Es kann kein
Zweifel sein, daß hier Kopistenarbeit vorliegt und daß die Darstellung des ephesi-
schen Sarkophags in letzter Linie auf ein berühmtes Originalwerk, wohl ein Gemälde
zurückgeht. Es wird die Aufgabe weiterer Forschung sein, dieses Original werk
aus dem ephesischen und anderen, etwa von ihm abhängigen, Bildwerken zu re-
konstruieren und den Ort und die Zeit seiner Entstehung womöglich zu ermitteln.
Wann der Unterweltsarkophag gearbeitet wurde, steht weder durch eine In-
schrift noch durch andere äußere Anhaltspunkte-4) fest. Sein Stil und seine Arbeit
scheinen ins II. Jahrh. n. Ohr., etwa in die Zeit des Antoninus Pius, zu weisen.
Smyrna. JOSEF KEIL
D Es gelang mir in Erfahrung zu bringen, daß
in dem vor nicht allzu langer Zeit spoliierten Sarko-
Datierung würden sie schwerlich einen sicheren An-
haltspunkt geliefert haben, zumal mit der Möglich-
keit einer mehrmaligen oder doch längere Zeit an-
dauernden Verwendung des Sarkophags gerechnet
werden muß.
Josef Keil, Grabbau mit . Unterweltsarkophag aus Epbesos
Die Bedeutung des letzteren für die Geschichte der antiken Kunst und des
Kunsthandwerks soll hier nur ganz kurz gestreift werden. Er geht von dem
Typus des Girlandensarkophags aus., dem der Eroten- und Bukranienfries wie
die Flügelhguren an den Ecken entlehnt sind. Aber die dekorativen Elemente
wurden an untergeordnete Stellen zurückgedrängt und so Platz geschaffen für
einen breiten Reliefstreifen mit der Darstellung des Yotenreiches, und zwar jenes
für die Verstorbenen entscheidenden Augenblicks, da der Spruch der Moiren ihr
Schicksal im Jenseits verkündet. Wie die durchaus einheitliche und geschlossene
Komposition dieser Darstellung sich von den aneinanderg*ereihten Szenen derHaupt-
masse der römischen Reliefsarkophag*e unterscheidet, so hat auch die Behandlung
des Reliefs nichts zu tun mit dem zusammengedrängten Figurenreichtum jener
Denkmälergruppe, sondern folgt vielmehr in allem den Traditionen oder, besser
gesagt, den Vorbildern griechischer Kunstübung*. Denn wenn auch die Arbeit der
vollendeten Vorderseite der Geschicklichkeit und Sorgfalt des Bildhauers, der
auch auf die Eiegefalten nicht vergaß, ein ehremmlles Zeugnis ausstellt und
über minder g*elung*ene Partien — man beachte den Oberkörper und die Elände
der Atropos, die rechte Schulter mit dem erhobenen Arm des Hades, den Thron-
sessel dieses Gottes — hinwegsehen läßt, als großen Künstler können wir ihn
nicht in Anspruch nehmen und ihm daher auch die Erßndung der einzelnen Figuren
des Reliefs nicht zuweisen. Dies gilt schon für die großartig bewegte „Danaide",
in viel höherem Grade aber für die wundervolle Gruppe der Moiren und das
schöne, schlanke Mädchen, das wir oben als Eingeweihte deuteten. Es kann kein
Zweifel sein, daß hier Kopistenarbeit vorliegt und daß die Darstellung des ephesi-
schen Sarkophags in letzter Linie auf ein berühmtes Originalwerk, wohl ein Gemälde
zurückgeht. Es wird die Aufgabe weiterer Forschung sein, dieses Original werk
aus dem ephesischen und anderen, etwa von ihm abhängigen, Bildwerken zu re-
konstruieren und den Ort und die Zeit seiner Entstehung womöglich zu ermitteln.
Wann der Unterweltsarkophag gearbeitet wurde, steht weder durch eine In-
schrift noch durch andere äußere Anhaltspunkte-4) fest. Sein Stil und seine Arbeit
scheinen ins II. Jahrh. n. Ohr., etwa in die Zeit des Antoninus Pius, zu weisen.
Smyrna. JOSEF KEIL
D Es gelang mir in Erfahrung zu bringen, daß
in dem vor nicht allzu langer Zeit spoliierten Sarko-
Datierung würden sie schwerlich einen sicheren An-
haltspunkt geliefert haben, zumal mit der Möglich-
keit einer mehrmaligen oder doch längere Zeit an-
dauernden Verwendung des Sarkophags gerechnet
werden muß.