Geschichtliche Notizen über Pompeji bis zur Verschüttung.
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in einigen Inschriften genannter kvaisstur d. i. Quaestor (das. S. 183) und
zwei Aedilen (aidilis), sowie ein kombennieis d. i. conventus, in anderen
Städten auch senatus genannter Rath, in dessen Händen die Wahl der Magi-
strate und die oberste Staatsgewalt gelegen zu haben scheint.
Die schon berührte erste geschichtliche Erwähnung Pompejis bei Livius
IX, 38 fällt in das Jahr 310 v. u. Z. Im zweiten Samnitenkriege, während
der Consul C. Marcius Rutilus den Samniten die Bergfeste Allifae und die
Herrschaft im Yulturnusthal entriss, landete der Flottenführer P. Cornelius
mit seinen Kriegsschiffen bei Pompeji, in der Mündung des Sarnus, von wo
ein Theil der Flottenmannschaft plündernd im Gebiet von Nuceria flussauf-
wärts vordrang. Sie fanden keinen Widerstand; dadurch sorglos gemacht,
zogen sie nach vollbrachter Plünderung ohne die nöthigen Vorsichtsmaßregeln
wieder den Schiffen zu. Indess die Bewohner des Sarnusthals waren nicht
gemeint, sich das Ihrige so gutwillig entreißen zu lassen; sie rotteten sich
zusammen, folgten den heimkehrenden Plünderern, erreichten sie nicht weit
von den Schiffen, erschlugen einen Theil derselben und nahmen ihnen die
Beute ab ; die Überlebenden flohen in größter Angst und Eile auf die Schiffe.
Wir dürfen wohl kaum annehmen, dass auch die Pompejaner an dieser Waffen-
that betheiligt waren. Eivius spricht nur von Landbewohnern (agrestes); auch
ist es nicht glaublich, dass P. Cornelius seinen Mannschaften erlaubt haben
sollte, am rechten Sarnusuferzu plündern, unter den Mauern der festen Stadt,
welche, dicht am Landungsplatz gelegen, ihnen sofort den Rückzug abgeschnitten
haben würde. Ohne Zweifel lag das von den Römern geplünderte Gebiet von
Nuceria auf dem linken Ufer, und waren die Plünderer gegen einen Überfall
seitens der Pompejaner dadurch geschützt, dass die Stadt durch die römische
Flotte cernirt war. Aber so wenig dieser locale Sieg über eine römische Heeres-
abtheilung. wie die vielen und glänzenden Erfolge der Samniten über die römi-
schen Eroberer im ersten und zweiten samnitischen Kriege (343 — 304) und
die verzweifelten Anstrengungen des dritten samnitischen Krieges (298—290),
konnte das endliche Schicksal Samniums und der von Samniten abhängigen
und besetzten Landstriche, die gänzliche Unterwerfung unter Rom, abwenden.
Pompeji war von jetzt an durch ewiges Bündniß mit Rom vereinigt und zur
Heeresfolge verpflichtet, blieb aber im übrigen formell selbständig, behielt
seine eigene Verfassung und Verwaltung, und auch die oskische Sprache wird
die herrschende geblieben sein. Dass freilich jetzt römische Sitte und Sprache
vielfach Eingang fand, dürfen wir sicher annehmen. Wenn die oskischen
Inschriften uns beweisen, dass schon vor der völligen Romanisirung es hier
Magistrate mit römischer Benennung (,kvaisstur, aidilis) gab, so kann es kaum
zweifelhaft sein, dass diese Benennungen in der Zeit nach den Samnitenkriege®
aufgekommen sind.
Im zweiten punischen Kriege, nach Hannibals glänzendem Siege bei
Cannae, fielen die Samniten und fast alle anderen Stämme und Städte Unter-
italiens von den Römern ab und wandten sich dem karthagischen Sieger zu.
Es ist wahrscheinlich — obgleich bestimmte Nachrichten fehlen —, dass auch
Pompeji, Capuas Beispiele folgend, wo die Volkspartei Hannibal die Thore
geöffnet hatte, mit Hilfe karthagischer Waffen seine Unabhängigkeit von Rom
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in einigen Inschriften genannter kvaisstur d. i. Quaestor (das. S. 183) und
zwei Aedilen (aidilis), sowie ein kombennieis d. i. conventus, in anderen
Städten auch senatus genannter Rath, in dessen Händen die Wahl der Magi-
strate und die oberste Staatsgewalt gelegen zu haben scheint.
Die schon berührte erste geschichtliche Erwähnung Pompejis bei Livius
IX, 38 fällt in das Jahr 310 v. u. Z. Im zweiten Samnitenkriege, während
der Consul C. Marcius Rutilus den Samniten die Bergfeste Allifae und die
Herrschaft im Yulturnusthal entriss, landete der Flottenführer P. Cornelius
mit seinen Kriegsschiffen bei Pompeji, in der Mündung des Sarnus, von wo
ein Theil der Flottenmannschaft plündernd im Gebiet von Nuceria flussauf-
wärts vordrang. Sie fanden keinen Widerstand; dadurch sorglos gemacht,
zogen sie nach vollbrachter Plünderung ohne die nöthigen Vorsichtsmaßregeln
wieder den Schiffen zu. Indess die Bewohner des Sarnusthals waren nicht
gemeint, sich das Ihrige so gutwillig entreißen zu lassen; sie rotteten sich
zusammen, folgten den heimkehrenden Plünderern, erreichten sie nicht weit
von den Schiffen, erschlugen einen Theil derselben und nahmen ihnen die
Beute ab ; die Überlebenden flohen in größter Angst und Eile auf die Schiffe.
Wir dürfen wohl kaum annehmen, dass auch die Pompejaner an dieser Waffen-
that betheiligt waren. Eivius spricht nur von Landbewohnern (agrestes); auch
ist es nicht glaublich, dass P. Cornelius seinen Mannschaften erlaubt haben
sollte, am rechten Sarnusuferzu plündern, unter den Mauern der festen Stadt,
welche, dicht am Landungsplatz gelegen, ihnen sofort den Rückzug abgeschnitten
haben würde. Ohne Zweifel lag das von den Römern geplünderte Gebiet von
Nuceria auf dem linken Ufer, und waren die Plünderer gegen einen Überfall
seitens der Pompejaner dadurch geschützt, dass die Stadt durch die römische
Flotte cernirt war. Aber so wenig dieser locale Sieg über eine römische Heeres-
abtheilung. wie die vielen und glänzenden Erfolge der Samniten über die römi-
schen Eroberer im ersten und zweiten samnitischen Kriege (343 — 304) und
die verzweifelten Anstrengungen des dritten samnitischen Krieges (298—290),
konnte das endliche Schicksal Samniums und der von Samniten abhängigen
und besetzten Landstriche, die gänzliche Unterwerfung unter Rom, abwenden.
Pompeji war von jetzt an durch ewiges Bündniß mit Rom vereinigt und zur
Heeresfolge verpflichtet, blieb aber im übrigen formell selbständig, behielt
seine eigene Verfassung und Verwaltung, und auch die oskische Sprache wird
die herrschende geblieben sein. Dass freilich jetzt römische Sitte und Sprache
vielfach Eingang fand, dürfen wir sicher annehmen. Wenn die oskischen
Inschriften uns beweisen, dass schon vor der völligen Romanisirung es hier
Magistrate mit römischer Benennung (,kvaisstur, aidilis) gab, so kann es kaum
zweifelhaft sein, dass diese Benennungen in der Zeit nach den Samnitenkriege®
aufgekommen sind.
Im zweiten punischen Kriege, nach Hannibals glänzendem Siege bei
Cannae, fielen die Samniten und fast alle anderen Stämme und Städte Unter-
italiens von den Römern ab und wandten sich dem karthagischen Sieger zu.
Es ist wahrscheinlich — obgleich bestimmte Nachrichten fehlen —, dass auch
Pompeji, Capuas Beispiele folgend, wo die Volkspartei Hannibal die Thore
geöffnet hatte, mit Hilfe karthagischer Waffen seine Unabhängigkeit von Rom