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Drittes Capitel. Die Malerei.

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bilden älterer Werke andererseits, bestimmt wird, während noch etwa ein
gewisses trocken correctes akademisches Wesen hinzukommen mag, welches
schon darin seine Spur hinterlassen hat, dass wir in seinem Schüler Stepha-
nos und wiederum in dessen Schüler Menelaos die ersten Künstler finden,
welche sich in Inschriften an ihren uns erhaltenen Werken ausdrücklich
Schüler eines Meisters (des Pasiteles resp. des Stephanos) nennen. Mit diesen
Werken zunächst und dann mit einigen anderen offenbar verwandten ist der
pompejaner Apollon vergleichend zusammengestellt worden 237), und zwar so
gewiss mit Hecht, dass wenn er bei seiner hohen Vortrefflichkeit als ein mög-
liches Originalwerk des Hauptes dieser Schule, des Pasiteles selbst angesprochen
wird, kaum ein wesentlicher Grund hiergegen anzuführen sein möchte.

Drittes Capitel.

Die Malerei.

Je weniger die Plastik für die Kunst in Pompeji besonders charakteristisch
ist, in desto höherem Grade ist es die Malerei; denn einmal ist in der Tliat
die Malerei in Pompeji in ganz überwiegendem Maße geübt worden, und so-
dann müssen uns, wie schon in der allgemeinen Einleitung gesagt worden ist,
während die pompejaner Sculpturwerke in der Masse der uns erhaltenen an-
tiken Sculpturen fast verschwinden, die pompejanischen Wandgemälde nebst
denen von Herculaneum und verhältnissmäßig wenigen anderen in der Haupt-
sache die ganze, unwiederbringlich verlorene Malerei der Alten vertreten. Sie
gewinnen dadurch in der That eine Bedeutung, welche nicht zu hoch , kaum
hoch genug angeschlagen werden kann, und wir werden zugestehn müssen,
dass wir trotz der vielfachen Beschäftigung mit diesen Schätzen doch noch
weit davon entfernt sind, dieselben in jeder Weise und nach allen Dichtungen
ausgebeutet zu haben. Hass freilich die Wandgemälde Pompejis uns eine nur
unvollkommene Vorstellung von der Malerkunst der Griechen geben können,
das versteht sich theils von selbst, tlieils wird es sich mit wenigen Bemerkungen
begründen lassen. Sehn wir auch davon ab, dass sie, die Producte einer kleinen
Provinzialstadt aus einer Periode der Malerei, welche der gleichzeitige Plinius
als diejenige der »sterbenden Kunst« bezeichnet, keine Meisterwerke sind, dass
wir also die Herrlichkeit dessen, was die großen Künstler schufen, etwa nur
in derselben Art aus ihnen zu erkennen oder zu ahnen vermögen, wie wir im
Stande sind, aus den gleichzeitigen Sculpturen der römischen Periode Pompejis
z. B. auf die des Parthenon oder gar auf die untergegangenen Meisterwerke
eines Phidias, Praxiteles, Skopas , Lysippos zu schließen, sehn wir auch zu-
nächst hiervon ab, so ist ganz besonders noch Folgendes zu erwägen. Die
Meisterwerke der antiken Malerei waren entweder Wand- oder Tafelgemälde,

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