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Fünftes Capitel. Die untergeordneten Kunstarten und das Kunsthandwerk. 617

auch aegyptische Gegenstände auf sehr natürlichem Wege aus Alexandria nach
Pompeji gekommen sind.

Wollte man, hiernach von Helena absehend, einen zweiten Künstler als
den möglichen Urheber der Composition nennen, so könnte das Philoxenos
von Eretria, ein Schüler des Nikomachos von Theben sein, von dem Plinius
(35, 110) eine Schlacht des Alexander und Dareios als »ein keinem
andern Gemälde nachzusetzendes« Bild anführt. Allein wenn man auch das
pompejaner Mosaik dieses Lobes vollkommen würdig nennen wird, so müsste
man, um die Zurückführung auf Philoxenos zu rechtfertigen, die Angabe des
Gegenstandes hei Plinius dahin erklären, dass es sich in dem Bilde um eine
persönliche Begegnung der beiden Fürsten gehandelt habe, was, da nicht die
Schlacht bei Issos genannt wird, nicht ohne Bedenken sein würde.

Fünftes Capitel.

Die untergeordneten Kunstarten und das Kunsthandwerk.

Nachdem die drei eigentlichen bildenden Künste in ihren Hervorbring-
ungen und Leistungen in Pompeji durchmustert worden sind, bleibt zum
Schluss noch eine Betrachtung der untergeordneten Kunstarten und des Kunst-
handwerks übrig , welche , obgleich sie der Übersichtlichkeit wegen in einem
eigenen Capitel behandelt wird, sehr kurzgefasst werden kann, da Manches
schon im antiquarischen Tlieil erwähnt worden, und da des Hervorragenden
und Bemerkenswerthen nicht gar Vieles vorhanden ist. Eine der wichtigsten
der Plastik verwandten Kunstarten , die Stempelschneiderei zur Herstellung
von Münzen, ist in Pompeji gar nicht geübt worden257) ; weder in der Zeit
seiner Autonomie hat Pompeji Münzen geschlagen, wie andere Städte Cam-
paniens, z. B. Capua, Nola, in welche die griechische Sitte früher und tiefer
eingedrungen war, noch hatte unser Städtchen in römischer Zeit eine Präge-
stätte. Römische Münzen sind freilich in Pompeji in Menge gefunden worden,
aber Niemand wird erwarten, diese hier besprochen zu finden. Auch die
Steinschneiderei ist kaum der Rede werth ; dass die verhältnissmäßig wenigen
und mit einer früher (S. 29) erwähnten Ausnahme unbedeutenden Gemmen,
welche man in Pompeji gefunden hat, Arbeiten einheimischer Werkstätten
seien, ist unerweislich und kaum wahrscheinlich. Wenn daher auch das
Dutzend geschnittener Steine hier nicht einzeln angeführt, besprochen oder
abgehildet ist, so wird das keine Lücke in der Beschreibung Pompejis geben.
Eine Probe ist in der 319. Figur mitgetheilt; es ist ein geschnittener Siegel-
ring, welcher einen Frauenkopf darstellt und in der Strada degli Augustali
gefunden wurde. Von diesem und den wenigen anderen aber Anlass zu einer
Darstellung der alten Steinschneiderei und Gemmenkunst zu nehmen, würde
 
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