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Andeutungen über die Geschichte der Wiederentdeckung Pompejis.

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Über das Schicksal der überlebenden Bevölkerung der verschütteten Stadt
sind wir nicht genauer unterrichtet. Sichere Spuren an mehr als einem
Orte weisen darauf hin, dass, vielleicht bald nach der Verschüttung begin-
nend und wer kann sagen wie lange fortgesetzt, nicht unbeträchtliche Nach-
grabungen gemacht worden sind, um dem Grabe der Stadt an Schätzen und
an kostbaren Werkstücken zu entziehn, was etwa noch zu erlangen war.
An sehr vielen Orten sind auch wirklich Baumaterialien, namentlich Marmor-
stücke und Marmortafeln, ja ganze Säulen und Reihen von Säulen und Gebälk
gehoben worden, und die verhältnismäßig immerhin geringe Zahl nicht allein
von Werken der Sculptur, sondern auch von Kostbarkeiten, sowie das wenige
Geld, welches in Pompeji gefunden ist, zeigt, dass die Ausbeute dieser früheren
Grabungen nicht gering war. Bei der Lockerheit der Verschüttung ist dies
auch recht wohl begreiflich, besonders da wir, wie gesagt, gar nicht bestimmen
können, wie lange dort gewühlt worden sein mag. Sind doch selbst in dem tief
verschütteten Herculaneum Ausgrabungen vorgenommen worden: man hat
dort mühsam gehauene Gänge gefunden, durch welche manches schätzbare
Kunstwerk entfernt worden sein mag u).

Der Kaiser Titus fasste den Plan, die zerstörten Städte wieder hersteilen
zu lassen, beauftragte zwei römische Senatoren mit einer Rundreise und Durch-
musterung der verwüsteten Plätze und besuchte sie nach einer Nachricht auch
selbst. Was für Pompeji das Ergebniss gewesen sei, ist unbekannt. Der Name
Pompejis soll auf ein in der Gegend der alten Stadt gegründetes Dorf über-
gegangen sein, welches aber im Jahre 472 n. Chr. das Schicksal des ältern
Pompeji erlitt12), und dessen Trümmer unter dem Landvolke den Namen la
Civitä erhielten, wie Altpompeji noch viele Jahre lang (den 27. November 17 56
kommt der Name Pompeji zuerst vor, aber la Civitä kehrt noch in den 60er
Jahren wieder) in den Ausgrabungstagebüchern heißt. Jedenfalls blieb das
alte Pompeji verschwunden, der größte Tlieil der Bewohner mag sich zerstreut
oder nach der Hauptstadt gezogen haben ; Alles was der Boden und die bald
auf demselben wuchernde Vegetation deckte, gerieth nach und nach mit Pom-
pejis Namen in völlige Vergessenheit.

Viertes Capitel.

Andeutungen über die Geschichte der Wiederentdeckung und der

Ausgrabungen Pompejis.

Diese Vergessenheit dauerte bis zum Jahre 1748, wo, 30 Jahre nach der
ersten, unbenutzten Entdeckung Herculaneums, und zehn Jahre, nachdem
man dort zu graben angefangen hatte, ein Zufall auf Pompejis V iederauffin-
dung leitete. Dies ist um so bemerkenswerther, als die verschüttete Stadt als
solche eigentlich nie ganz unkenntlich gewesen sein kann, und namentlich
das Amphitheater deutlich genug als eine kraterförmige Vertiefung im Boden
sich zu erkennen gab. Wenn wir aber die Nichtbeachtung dieser Anzeichen
daraus erklären können, dass der Name und die Existenz Pompejis in den
 
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