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Die Straßen und Plätze Pompejis.

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Haus des Maius Castricius in dem südwestlichen Eckhaus (Nr. 1 und 2) der
Insula VII, 15, und das des Maras Spurnius in einem benachbarten Hause
(Nr. 10} der Insula VII, 7 : hier also würde der uns sonst nicht bekannte Im-
perator ('imbrtr) Yibius Seius sein Hauptquartier gehabt haben.

Zweites Capitel.

Die Straßen und Plätze Pompejis.

1. Die Straßen.

Die Straßen Pompejis bieten und boten bei weitem nicht den mannich-
faltigen, lebendigen und freundlichen Anblick wie die einer mittelalterlichen
oder modernen Stadt mit ihren mehr oder weniger bunten und reichen Faca-
den; der Gesammteindruck nähert sich viel mehr dem einer orientalischen
Stadt. Das antike Haus blickt nicht, wie das moderne, auf die Straße hinaus ;
es ist nach innen gewandt und zeigt der Straße den Rücken ; durch einen
innern Hof, nicht von außen, erhalten die wichtigsten Räume Licht und
Luft. So ist das belebendste Element der modernen Facade, das Fenster, an
der Straßenseite des antiken Hauses nur schwach vertreten. Nicht als ob es
ganz an Fenstern fehlte ; sie sind vorhanden, namentlich in den oberen Räu-
men, wo sie vielfach noch erhalten sind. Aber sie sind wenig zahlreich und
klein, namentlich in den Räumen des Erdgeschosses, wo sie aus begreiflichen
Gründen so hoch angebracht sind, dass sie wohl zur Erhellung, nicht aber zum
Hinausschauen dienen konnten. Von künstlerischer Ausbildung des Fen-
sters und Verwendung desselben zur Belebung der Facade finden wir keine
Spur.

Es zerfallen aber die Straßen Pompejis in zwei bestimmt geschiedene
Classen: Verkehrsstraßen und stille Straßen. Zu den ersteren gehören nament-
lich die beiden großen, die Stadt in grader Linie durchschneidenden Straßen,
die Nolaner und Stabianer, ferner die das Forum mit der Stabianer verbin-
dende Abbondanzastraße. Fast nirgends zeigt hier das Erdgeschoss an der
Straße eine fortlaufende Wand; dicht gereiht liegen hier die weit geöffneten
Läden, so dass sie fast wie eiue Erweiterung der Straße erscheinen. Zu den
stillen Straßen ohne Läden gehört eine vornehme, die breite, stattliche Mer-
curstraße, die nördliche Fortsetzung des Forums, an welcher fast nur große
und reiche Häuser liegen, und die große Menge der übrigen, engeren Straßen.
Hier wurden die einförmigen Facaden nur durch die Hausthüren und die
wenigen kleinen Fenster belebt, allenfalls auch noch dadurch, dass das obere
Geschoss einiger Häuser erkerartig vorsprang.

Der malerische Schmuck der Außenseite der Häuser ist meist sehr einfach.
Entweder sind sie ganz weiß, oder es ist zu unterst ein hoher schwärzlicher
oder dunkelrother Sockel angebracht ; selten sind Facaden wie die eines
Hauses an der Mercurstraße VI, 9, 6—7), wo über einem lebhaft rothen hohen
 
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