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Viertes Capitel.

Travertinstein, der sehr wohl, mit Stuck bekleidet, ein einfacher Altar sein
konnte, in der rechten Wand zwei kleine Nischen nnd unter denselben wie-
derum eine niedrige Bank. Durch eine Thür in der Rückwand gelangt man
in ein kleines Hinterzimmer unbekannter Bestimmung.

Als verwandt mit diesen volkstümlichen Straßenheiligthümern müssen
endlich die mehrfach an Ecken und Mauern vorkommenden religiösen Male-
reien hier erwähnt werden, die, weil kein Altar vor denselben angebracht ist,
mehr einen talismanischen als einen Cultcharakter tragen. Sie sind, wie man
sich aus der Zusammenstellung inIlelbigs Wandgemälden (No. 7—94, zu denen
noch manche hinzugekommen sind) überzeugen kann, zahlreich genug, bieten
aber nur in einzelnen Fällen ein hinlängliches Interesse, um auf ihren Gegen-
stand auch nur flüchtig einzugehn. Dies ist besonders der Fall bei einem
Gemälde an der Ecke der kleinen Straße (Vicolo dei dodici dei), welche von
der Strcida delT Abbondcmza nach dem Vicolo dei teatri führt (Plan CD — de),
welches (Hlbg. No. 7) die zwölf großen Götter darstellt, unter denen, beiläufig
bemerkt, der Juppiter doch auch lieixte noch ziemlich unzweifelhaft als jugend-
lich dargestellt erkennbar ist. Andere dieser Bilder zeigen uns einzelne der
griechisch-römischen Gottheiten (Hlbg. No. 8—26); wieder andere den Genius
familiaris (31 ff.), die Taren und Earenopfer (35—45) oder den Genius und
die Laren Verbunden (46—59) oder Laren und Penaten (60—66) u. dgl. m.
Endlich müssen noch die vielfältigen Schlangenbilder (29 f.) erwähnt werden,
darstellend meistens zwei gewaltige Schlangen, welche sich auf einen mit
Früchten, meistens Pinienzapfen und daneben mit Eiern belegten Altar zu
ringeln und dazu dienten, den Ort religiös zu iveihen, gelegentlich nur, um
ihn vor Verunreinigung zu schützen. Eines der gewaltigsten und interessan-
testen dieser Schlangenpaare ist dasjenige an der Wand gegenüber der domus
Sirici (Plan 91, DE—fg), welchem die Inschrift otiosis locus hie non est, discede
morcitor (vgl. Cap. 6) beigefügt ist.

Viertes Capitel.

Die Priyatgebäude.

Erster Abschnitt.

Die Wohnhäuser107).

So groß in manchem Betracht das Interesse der öffentlichen Gebäude
Pompejis für den Alterthumsfreund theils durch ihre Erhaltung, theils und
besonders durch ihre gegenseitige Lage, welche sie als ein Gesammtes erschei-
nen lässt, sein mag, so kann man doch nicht läugnen, dass die Privatgebäude
ein bei Weitem größeres Interesse für sich in Anspruch nehmen und von
höherer Bedeutung für unser Studium des Alterthums sind, als jene. Denn so
 
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