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Die öffentlichen Gebäude. Brunnen, Altäre und sonstige kleine Bauwerke. 243

dem ersten Brunnen kennen gelernt, bestehend aus einem Altar vor dem
Bilde der Straßenlaren , auf welchem diesen Daemonen von den Vorüber-
gehenden ein wohlfeiles Opfer und ein flüchtiges Gebet dargebracht wurde.
Ganz ähnlich ist ein zweites derartiges Heiligthum in der Strada stabiana
ebenfalls mit einem Brunnen verbunden. Ohne Verbindung mit einem Brunnen
ist ein Altar in der Straße hinter dem s. g. Gefängniss am Forum, angelehnt
an eine Wand; hinter demselben erscheint auf einem von Pilastern eingefaßten
und von einem Giebel gekrönten Felde die bekannte Opfercaeremonie anstatt
gemalt in Stuccorelief. In dem Giebel ist ein Adler in Belief gebildet, welcher
zu der unrichtigen Annahme den Anlass gegeben hat, dieser Altar sei dem
Juppiter geweiht gewesen; er erscheint vielmehr nur als ein sehr passender
Schmuck des flachen Giebeldreiecks, welches er mit seinen ausgebreiteten
Schwingen erfüllt, und welches eben wegen der Ähnlichkeit seiner allgemeinen
Form mit den ausgebreiteten Flügeln
eines Adlers in Griechenland den Namen
»Adler« [derög] erhalten hat. Ein anderes
Beispiel (Fig. 133) wird genügen, um
nebst dem zuerst betrachteten den durch-
schnittlichen Charakter dieser Cultus-
stätten der dii populäres oder patellarii
uns zu vergegenwärtigen. Es ist dies ein
ziemlich ansehnlicher Altar, welcher, um
den Verkehr auf dem ohnehin nicht allzu
breiten Fußweg nicht zu versperren oder
zu beengen, bescheidentlich in einer
Mauernische steht, in welcher über dem-
selben eine Opferdarstellung, ähnlich den
besprochenen, gemalt oder in Belief an-
gebracht gewesen sein wird, welche uns
verloren gegangen ist. Statt der Laren-
darstellung erscheinen gelegentlich auch
nur die beiden Schlangen, die Vertreter
des männlichen und weiblichen Genius; so gleich rechts am Stabianer Thor,
und an der Südwestecke der Insula IX, 2, wo statt des Altars nur eine Nische
für die Opfergaben angebracht ist.

Ein wahrscheinlich den Straßenlaren geweihtes Heiligthum in Form einer
Aedicula begegnete uns am Forum in einer Nische an der Außenseite des
Macellums loben S. 122). Hierher gehört ferner ein Sacellum an der Stabianer
Straße, auf der Ostseite der vierten Insula der achten Begion. In einem nach
Art eines kleinen Ladens auf die Straße geöffneten Baume finden wir nicht wreit
von derBückwand und ihr parallel einen länglichen Altar, in der rechten Wand
eine kleine Nische, in welcher ohne Zweifel die Larenbilder standen, und an der-
selben Wand, gleich am Eingang, eine niedrige Bank. Und wohl im Hinblick
auf die Ähnlichkeit mit diesem Heiligthum hat Fiorelli vermutliet, dass auch
das als Barbierstube bekannte Local an der Mercurstraße (AI, 8, 14) den
Straßenlaren geweiht war. Wir finden hier in der Mitte einen viereckigen

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