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Drittes Capitel.

erhellt, hüllte die Gegend ein, über welche das Verderben sich dahinwälzte;
und als nach drei langen, fürchterlichen Tagen die Aschen- und Rauchwolken
die Sonne durchbrechen ließen, waren die Reste des im Bürgerkriege zer-
störten Stabiae, waren die blühenden Städte Herculaneum und Pompeji vom
Erdboden verschwunden, versenkt in das dunkele Grab für mehr als anderthalb
Jahrtausende.

Drittes Capitel.

Die Verschüttung Pompejis.

Mit der größten Lebendigkeit hat Bulwer in seinem Roman »Die letzten
Tage von Pompeji« die Scenen der Verschüttung, das nicht Überlieferte durch
Phantasie ergänzend, geschildert, wobei er, im Anschluss an eine nicht glaub-
würdige Nachricht, die Pompejaner eben im Amphitheater versammelt sein
lässt. Ein Gleiches zu versuchen, liegt außer der Aufgabe dieser Schrift, nur
das muss hier eine Stelle finden, was aus alten Schriftstellern über das furcht-
bare Ereigniss entnommen und aus Spuren desselben an Ort und Stelle ge-
schlossen werden kann. Dass die Pompejaner ganz unvorbereitet von ihrem
Schicksal betroffen wurden, dass man den Vesuv für völlig erloschen hielt,
bezeugt uns Strabo, welcher unter Augustus Folgendes schrieb: »Oberhalb

dieser Orte liegt der Berg Vesuvius, von herrlich angebauten Feldern umge-
ben bis an den Gipfel. Dieser aber ist größtentheils flach und ganz unfrucht-
bar, dem Ansehn nach aschig, und man sieht daselbst Höhlungen in den
porösen Steinen von rußiger Farbe, als wären sie vom Feuer zerfressen, so
dass man schließen möchte , der ganze Ort habe einmal gebrannt, enthalte
Feuerkrater, und sei erloschen, nachdem ihm der Stoff aus ge-
gangen. Vielleicht ist grade das der Grund der ihn umgebenden Frucht-
barkeit, wie man sagt, dass bei Katana die Gegend so vorzüglichen Wein
hervorbringe, seitdem ein Theil derselben mit der vom Aetna ausgeworfenen
Asche bedeckt ist.«

Über den Ausbruch des Vesuv ist es von Interesse, wenigstens die auf dies
Naturereigniss bezüglichen Stellen der Briefe des jüngern Plinius zu lesen,
welche freilich nicht Pompejis Untergang, sondern den Tod des ältern Plinius
und die Begebenheiten in und um Misenum zum Hauptgegenstande haben.
Ohne die in allen Sprachen oft abgedruckten Briefe (Plin. E'pist. VI, 16, 20)
hier nochmals ganz zu wiederholen, ziehen wir die den Vesuvausbruch betref-
fenden Stellen aus. »Am 24. August gegen 1 Uhr Nachmittags (nach unserer
Tagesrechnung) machte meine Mutter ihn (meinen Oheim, den ältern Plinius)
auf eine Wolke von ungewöhnlicher Gestalt und Größe aufmerksam ... Er
stand alsbald auf und begab sich auf eine Höhe, von der man diese außer-
ordentliche Erscheinung besser sehen konnte. Es war damals in dieser Ent-
fernung nicht möglich, zu entscheiden, von welchem Berge diese Wolke auf-
steige, später fand es sich, dass sie sich vom Vesuv erhob. Ich kann keine
 
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