Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
II.

Erster oder antiquarischer Haupttheil.

Erstes Capitel.

Die Befestigimgswerke, Mauern, Tliürme und Thore.

Der erste Gegenstand von Bedeutung und Interesse, den wir ins Auge
zu fassen haben, sind die Befestigungswerke, die Mauern nebst den Thürmen
und den Thoren der Stadt. Die vollständig aufgegrabene aber zum Theil von
außen her wieder verschüttete Mauer Pompejis umgiebt die Stadt nicht in
ihrem ganzen Umfange ; sie reicht nur vom ITerculaner Thor nördlich und
östlich, dann südlich fortlaufend bis an die Theater; auf dem Stücke vom
Forum trianguläre bis zu dem Herculaner Thor ist die Mauer in antiker Zeit
eingerissen und ihre Stelle nehmen die am Abhange des Stadthügels erbauten,
großen terrassenförmig dreistöckigen Häuser ein, in deren unteren Räumen
jedoch hinlängliche Reste der Mauer vorhanden sind, um den Gang derselben
deutlich zu verfolgen. Pompeji war also in der letzten Zeit seiner Existenz
eine offene Stadt.

Die Mauern bestehen aus zwei Steinwänden, einer äußern und einer
innern , deren Zwischenraum mit Erde ausgefüllt ist. An ihnen sind zwei
verschiedene Bauarten, und auf Grund derselben ältere und jüngere Bestand-
theile auf das deutlichste zu unterscheiden. Die älteren Theile sind aus Qua-
dern aufgeführt, und zwar meistens in den unteren Schichten aus Kalkstein,
in den oberen aus Tuffquadern. Dieselben sind von mäßiger Größe , hoch
etwa 0,35 bis 0,45, lang 0,68 bis 2,60 M., nicht etwa zu vergleichen mit den
riesigen Werkstücken der kyklopischen Mauern Griechenlands, Latiums und
Etruriens. Einen zeitlichen Unterschied zwischen den Kalkstein- und den
Tuffschichten anzunehmen, liegt kein Grund vor. In der äußern Steinmauer
sind die Quadern wohlbehauen und sorgfältig ohne. Mörtel an einander ge-
passt; in der innern, von der freilich nur geringe Theile sichtbar sind, ist die
Bearbeitung und Schichtung weit nachlässiger, und stellenweise sind Un-
gleichmäßigkeiten in den Dimensionen der einzelnen Stücke durch dicke
Mörtelschichten ausgeglichen. Es ist auf Grund dieser Verschiedenheit ver-
muthet worden, dass ursprünglich die Mauer nur aus der äußern Steinwand
 
Annotationen