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Die Straßen und Plätze Pompejis. Das Forum trianguläre.

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Durchaus der von hier aus wahrhaft köstlichen Aussicht zu Liehe ist
dagegen ein von zwei geflügelten Löwentatzen eingefasster halbrunder Sitz
(.schola, 6) an der nordwestlichen Ecke des Tempels erbaut. Er trägt auf seiner
Lehne eine Sonnenuhr ihorologium), von der weiterhin die Rede sein soll, und
in die Lehne eingelassen eine Travertinplatte mit einer Inschrift (/. R. N.
2227 ; C. 1. L. X, 831), welche besagt, dass zwei Rechtsduumvirn, L.-Sepu-
nius Sandilianus. M. ILerennius Epidianus (nach der Schrift etwa um die Zeit
des Augustus) den Sitz und die Sonnenuhr auf eigene Kosten machen ließen.
Zwei ganz ähnliche Sitze finden sich an der Gräberstraße wieder, und ein
dritter, erst halb ausgegrabener, kommt vor dem Stabianer Thor zum Vorschein.
Von einer Schranke, welche von diesem Sitze gegen die vordere Ecke des
Tempelfundaments lief, ist nur der Ansatz an dem Sitze erhalten.

An der Säulenhalle entlang finden sich mehre Cisternen zur Aufbewah-
rung des Regenwassers, während eine größere Rinne in der Mauer des kurzem
Schenkels (7) das überflüssige Wasser aufzunehmen und abfließen zu lassen
bestimmt war. Die Säule x dem Eingang gegenüber ist von einer Brunnen-
röhre durchbohrt, Avie eine ähnliche den Brunnen an der Vorhalle dieses
Platzes speiste: das Wasser fiel in eine Marmorschale, deren cannellirter
Fuß noch am Platze steht; von diesem Brunnen wird weiter unten insbeson-
dere zu reden sein. Endlich sehn wir an dem Ende der langen Schranke
dem Eingänge gegenüber (8) die Basis einer Ehrenstatue, welche nach ihrer
Inschrift I. R. N. 2228; C. I. L. X, 832) dem Patron der Colonie M. Claudius
Marcellus, Avahrscheinlieh dem Neffen und Schwiegersohn des Augustus (starb
23 v. Chr.), gewidmet war.

Über den nördlich vom Amphitheater belegenen, Forum bocirium, Ochsen-
oder Viehmarkt benannten, wieder verschütteten Platz ist so wenig Einzelnes
bekannt, dass derselbe nach dieser Erwähnung mit Stillschweigen übergangen
werden kann.

Wir wenden deshalb unsere Aufmerksamkeit den einzelnen öffentlichen
Gebäuden Pompejis zu und beginnen mit den Tempeln, welche in mannig-
fachem Betracht ein überwiegendes Interesse in Anspruch nehmen.
 
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