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Drittes Capitel.
durch die Öffnungen nicht unterbrochen wird, sondern sich bis in dieselben
hineinzieht. Die Ornamentirung besteht in Stuccoreliefen, welche in den
Hauptfeldern schwebende weibliche Figuren darstellen. Grade über dem
Labrum befindet sich ein rundes
Fenster in der Wölbung der
Nische, auch dies nach Vitruvs
Vorschrift, der als Grund dieser
Stellung angiebt, dass die Schat-
ten der sich waschenden Perso-
nen nicht in die Wanne fallen
sollen. Das Labrum in Pompeji
ist eine große flache Kumme von
2,34 M. Durchmesser , 0,21 M.
Tiefe und 1 M. Erhebung über
den Boden, in der Mitte nabel-
förmig erhoben. Hier ist eine
bronzene Röhre durchgetrieben,
durch welche das Wasser empor-
stieg. Dies Wasser war wahr-
scheinlich von gemäßigter Tem-
peratur ; in den größeren Ther-
men ist es zwar ganz unzweifel-
haft , dass das zum Labrum des
Frauenhades leitende Wasser-
rohr aus dem Heizraum kommt,
doch kam es sicher aus dem am
höchsten gelegenen und am we-
nigsten erwärmten der drei wei-
terhin zu besprechenden Wasser-
behälter. Nur von diesem aus
hatte es den nöthigen Druck, um in einem Strahl emporzusteigen, und es ist
beachtenswert!!. dass in beiden Thermen die Wasserbehälter so angeordnet
sind, dass der wärmste dem Alveus, der kühlste dem Labrum zunächst liegt.
Das Becken ruht auf einem nicht eben zierlichen Fuße von Lava, welcher
aber aus dem besondern Grunde so schwerfällig genommen scheint, um
einigen kleinen Rissen im Marmor eine um so festere Unterstützung des
Ganzen entgegen zu setzen. Es war nach Decurionendecret von den Rechts-
duumvirn des Jahres 3/4 n. Clir. (I. R. N. 2223. 2264; G. I. L. X, 824.
893) Gnaeus Melissaeus Aper und Marcus Staius Rufus aus öffentlichen
Mitteln besorgt worden, wie uns die folgende mit Bronzebuchstabeu in den
Rand eingelegte Inschrift lehrt:
CN • MELISSAEO • CN • E • APRO • M • STAIO • M • F • RVFO • II • VIR • ITER • ID • LABRUM •
EX • D •D•EX•P•P•F•C• CONSTAT • HS • D-CCL •
aus der wir zugleich den Preis erfahren, der für dieselbe bezahlt wurde und
der sich auf 5250 Sestertien, nach unserem Gelde 1140 Mark belief, eine
Fig. 122. Ansicht des Caldarium.
Drittes Capitel.
durch die Öffnungen nicht unterbrochen wird, sondern sich bis in dieselben
hineinzieht. Die Ornamentirung besteht in Stuccoreliefen, welche in den
Hauptfeldern schwebende weibliche Figuren darstellen. Grade über dem
Labrum befindet sich ein rundes
Fenster in der Wölbung der
Nische, auch dies nach Vitruvs
Vorschrift, der als Grund dieser
Stellung angiebt, dass die Schat-
ten der sich waschenden Perso-
nen nicht in die Wanne fallen
sollen. Das Labrum in Pompeji
ist eine große flache Kumme von
2,34 M. Durchmesser , 0,21 M.
Tiefe und 1 M. Erhebung über
den Boden, in der Mitte nabel-
förmig erhoben. Hier ist eine
bronzene Röhre durchgetrieben,
durch welche das Wasser empor-
stieg. Dies Wasser war wahr-
scheinlich von gemäßigter Tem-
peratur ; in den größeren Ther-
men ist es zwar ganz unzweifel-
haft , dass das zum Labrum des
Frauenhades leitende Wasser-
rohr aus dem Heizraum kommt,
doch kam es sicher aus dem am
höchsten gelegenen und am we-
nigsten erwärmten der drei wei-
terhin zu besprechenden Wasser-
behälter. Nur von diesem aus
hatte es den nöthigen Druck, um in einem Strahl emporzusteigen, und es ist
beachtenswert!!. dass in beiden Thermen die Wasserbehälter so angeordnet
sind, dass der wärmste dem Alveus, der kühlste dem Labrum zunächst liegt.
Das Becken ruht auf einem nicht eben zierlichen Fuße von Lava, welcher
aber aus dem besondern Grunde so schwerfällig genommen scheint, um
einigen kleinen Rissen im Marmor eine um so festere Unterstützung des
Ganzen entgegen zu setzen. Es war nach Decurionendecret von den Rechts-
duumvirn des Jahres 3/4 n. Clir. (I. R. N. 2223. 2264; G. I. L. X, 824.
893) Gnaeus Melissaeus Aper und Marcus Staius Rufus aus öffentlichen
Mitteln besorgt worden, wie uns die folgende mit Bronzebuchstabeu in den
Rand eingelegte Inschrift lehrt:
CN • MELISSAEO • CN • E • APRO • M • STAIO • M • F • RVFO • II • VIR • ITER • ID • LABRUM •
EX • D •D•EX•P•P•F•C• CONSTAT • HS • D-CCL •
aus der wir zugleich den Preis erfahren, der für dieselbe bezahlt wurde und
der sich auf 5250 Sestertien, nach unserem Gelde 1140 Mark belief, eine
Fig. 122. Ansicht des Caldarium.