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Erster Abschnitt. Mobilien, Geräthe und Gefäße.

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Beginnen wir mit dem, was wir »Mobilien« (beweglichen Hausrath)
nennen, obgleich deren Manches, wie die gemauerten Bettstellen in Pompeji
eben nicht beweglich gewesen ist, so muss vorweg bemerkt werden, dass deren
Funde nicht so zahlreich und bedeutend gewesen sind, wie man vielleicht
vermuthen mag. Her Grund hiervon ist ein doppelter. Erstens ist natürlich
alles aus vergänglichen Stoffen, namentlich alles aus PIolz Verfertigte bis auf
verliältnissmäßig geringe Beste verkommen und untergegangen, und erst das
neueste schonende Verfahren bei der Ausgrabung hat auch von diesen Dingen
Manches so weit erhalten, dass es entweder durch neue Nachbildung ersetzt
oder in Gyps abgegossen werden konnte. Von ein paar in Gypsabgüssen
erhaltenen merkwürdigen Gegenständen werden demnächst die ersten über-
haupt gemachten Abbildungen vorgelegt werden. Aber Alles, was man auf
diese Weise hat gewinnen können und Alles, was man in der Zukunft noch
gewinnen mag, wird gegenüber der Masse des rettungslos verlorenen PIolz-
werks immer wenig bleiben, und das trifft besonders die Mobilien; denn dass
IIolz mit verschiedenen Verzierungen aus anderen Stoffen, Elfenbein, Metall
und dergleichen auch im Alterthum das Hauptmaterial der Möbelschreinerei
gewesen sei, braucht kaum gesagt zu werden. Dazu kommt aber noch ein
Anderes. Es ist nämlich eine Thatsache, dass der Hausrath der Alten ungleich
einfacher und weniger mannichfaltig war, als der unsere, indem namentlich die
vielerlei Schränke und Commoden, die unter wechselnden Namen und Bestim-
mungen unsere Häuser füllen, als Mobilien fast ganz fehlen, und entweder
durch eingetiefte oder angehängte Wandschränke oder durch kofferartige
Kasten ersetzt wurden. Mit Tischen, Sitzen, sophaartigen Lagern, Betten und
Kasten ist im Grunde das antike Mobiliar erschöpft, wobei freilich innerhalb
dieser Klassen Mannichfaltigkeit nicht ausgeschlossen ist, und auch nicht
bestritten werden soll, dass dieses und jenes über dieselben hinausgeht, wovon
der Schrank mit einer Klappe in dem kastenartig vertieften Boden, welcher,
nach antiken Besten genau restaurirt (und deshalb ohne Thür, weil man diese
nicht gefunden hat), im Localmuseum der porta della marina ein sehr bemer-
kenswerthes Beispiel darbietet.

Möge die Bundschau in den Mobilien Pompejis von denen der Schlaf-
zimmer ausgehn. In diesen findet man in der Begel nur die Bettstelle, am
gewöhnlichsten, wie bereits mehrfach bemerkt, in eine Vertiefung der Wand
eingepasst, aber auch in einem Alkoven der Hinter- oder einer Seitenwand,
welcher, wie das Beispiel des halbrunden Cubiculum in der Villa des Diomedes
uns lehrt, wohl durch eine an einer Stange und Bingen hangende Gardine
verschlossen werden konnte. In anderen Fällen mag man ein Geräth, welches
wir eine »spanische Wand « nennen würden, wie auch wir das thun, um die
Lagerstatt oder das Bett gestellt haben. Ein solches Geräth, Avohl eines der
in seiner Erhaltung merkwürdigsten ist der Bettschirm, welchen Fig. 224 nach
einer Zeichnung des Verfassers darstellt, für welche demgemäß auf alle mög-
liche Nachsicht gerechnet werden muss. Es kann freilich nicht verbürgt
Averden, dass dieselbe, deren Gypsabguss im Localmuseum steht, in einem
Schlafzimmer aufgefunden worden ist, allein ihr Zweck kann kein anderer
gewesen sein, als den Avir mit dergleichen Geräthen verbinden. Dies antike
 
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